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Warum aendert sich alles

Titel: Warum aendert sich alles
Autoren: Reinhard Brandt
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Wachzustand über Bewußtsein und vielleicht auch im Schlaf,wenn sie träumen oder nicht träumen? Und mein Hund in Narkose?
    Bevor die Menschheit mit Hilfe der Philosophen zum individuellen und kollektiven Selbstbewußtsein gelangte, waren die Dinge übersichtlich und jedermann leicht verständlich, denn man konnte denken, fühlen und wollen und auch wahrnehmen, und man konnte merken, daß man z.B. dieses und jenes wahrnahm, man konnte es manchmal nicht merken und sich erst hinterher erinnern: Hast du nicht eben dieses oder jenes Gesicht gesehen? Wir können einigermaßen sicher sein, daß dieses Wahrnehmen, das man eigentlich nicht bemerkt oder dessen man sich nicht bewußt ist, schon den Helden von Troja widerfuhr, den Altägyptern und den Inkas in Peru. Menschen waren aufmerksam und wußten, was sie taten, oder sie waren zerstreut und merkten nicht, daß sie ihren Wagen eben nach links statt nach rechts gelenkt hatten. Alles, was man erlitt und tat, konnte bewußt geschehen, und philosophische Spätdenker konnten eben dies noch einmal thematisieren und Traktate über das Denken, Fühlen und Wollen und über die Wahrnehmung schreiben und über das Bewußtsein, das diese psychischen Tätigkeiten begleitete oder nicht begleitete. Eines scheint es jedoch nicht zu geben: Das Bewußtsein als solches, das nicht die einzelnen Tätigkeiten begleitet oder doch begleiten kann, sondern das umgekehrt die substantielle Grundlage dieser Tätigkeiten ist, kurz: Das an die Stelle der Psyche oder Seele tritt. Eben dies geschah mit der Wende zur Neuzeit; die avancierten Theorien sprachen nicht mehr von der antiken und mittelalterlichen Seele, sondern vom Bewußtsein, das nun das Denken und Wahrnehmen, das Fühlen und Wollen erst ermöglicht. Jetzt kam die kuriose Frage auf, ob dieses Bewußtsein sich nicht seiner selbst bewußt sein kann oder gar muß, denn ein Bewußtsein, das sich nicht seiner selbst bewußt ist, verdient seinen eigenen Namen nicht. Um diese neue Frage des auf sich selbst gerichteten Bewußtseins beantworten zu können, vergegenwärtige man sich:
    Das Wahrnehmen läßt sich nicht wahrnehmen, sondernnur selber tun; wie sollte auch die Wahrnehmung wahrgenommen werden? Ist sie eckig, wenn sie sich auf ein eckiges Haus richtet, und rund beim Fußball? Also: Keine Wahrnehmung kann sich selbst zum Gegenstand einer Wahrnehmung machen, und dasselbe gilt vom Fühlen und Wollen, denn auch, um nur beim letzten zu bleiben, das Wollen kann man nicht wollen, sondern entweder etwas wollen oder nicht wollen. Jetzt sind wir bei dem Punkt: Man kann etwas bewußt und konzentriert vollziehen, sich aber dieses Bewußtseins nicht bewußt werden, so wenig wie man sich auf die Konzentration konzentrieren kann. Das Bewußtsein und die Konzentration lassen sich thematisieren, aber nicht reflexiv auf sich selbst beziehen. Ein seiner selbst bewußtes Bewußtsein gibt es nicht, es sei denn als ein Phantom, über das geschrieben und nachgedacht wird, das aber den Abgrund zwischen einem Wortoder Gedankenphantom und der Wirklichkeit nicht überwinden kann. So grandios auch die inneren Verknotungen des Nachdenkens sein mögen: Ein Bewußtsein des Bewußtseins wird es nicht aus sich herauswringen. Die Frage sollte also nicht sein, wie das Bewußtsein entstand, sondern die psychische Tätigkeit, die nur bewußt möglich ist, etwa das Vorstellen, das Entwerfen einer mentalen Arena, in der eigene Bewegungen vorgezeichnet werden. Fledermäuse scheinen über diese Fähigkeit nicht zu verfügen, wohl aber Vögel, Katzen, Hunde.
Selbstbewußt
    Es soll den Adel des Menschen auf diesem Planeten ausmachen, daß er selbstbewußt, d.h. sich seiner selbst bewußt, sein kann; hierin unterscheide er sich von allen Steinen und Pflanzen und Tieren. So denken die Menschen zunächst und freuen sich ihrer weltweiten Einzigartigkeit. Wieso, fragen die Tiere, gehören wir nicht dazu? Ist der Elefant, der mit den Füßen ertastet, ob ihn die Bretter tragen werden, sich nicht seines eigenen Gewichts bewußt? Haben Hunde undPrimaten nach irgendwelchen verbotenen Untaten kein schlechtes Gewissen und kriechen demütig hierhin und dorthin? Ist das Alphatier sich nicht seines Rankingerfolgs bewußt? Wie sollte es für Ordnung in der Horde sorgen, wenn es nicht wüßte, daß ihm diese Aufgabe zukommt? Also: Der Unterschied
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