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Warte, bis du schlaefst

Warte, bis du schlaefst

Titel: Warte, bis du schlaefst
Autoren: Mary Higgins Clark
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liegen dort nebeneinander begraben.«
    Mack war also die ganze Zeit tot gewesen, all die Jahre, in denen wir gehofft und gebetet hatten, dass er zu uns zurückkommen möge. Das Bewusstsein, dass Mack hier in diesem elenden, schmutzigen Keller begraben lag, erfüllte mich mit überwältigender Trauer. Irgendwie hatte ich immer daran geglaubt, dass ich ihn eines Tages finden würde. Mack. Mack. Mack.
    Altman lachte, ein hohes, kicherndes Lachen. »Sicher, Elliott wurde in England geboren. Aber seine Mutter stammt aus Kansas. Sie war als Dienstmädchen bei einer amerikanischen Familie angestellt, die nach England gezogen ist.
In London ist sie schwanger geworden und wurde nach Hause geschickt, nachdem das Kind geboren war. Sie hat ihm dabei geholfen, diese ganzen Geschichten zu erfinden, wonach er angeblich ein Verwandter von Präsident Roosevelt ist. Sie haben sie sich zusammen ausgedacht. Sie hat ihm auch geholfen, sich diesen affigen englischen Akzent zuzulegen. Er ist ziemlich gut im Nachahmen von Stimmen. In den letzten drei Jahren hat er sogar Macks Stimme selbst gesprochen. Er wusste, dass ihr schon einmal Macks richtige Stimme mit alten Familienvideos habt vergleichen lassen. Und ihr habt nichts gemerkt, stimmt’s?«
    Altmans Stimme wurde zusehends schriller. »Wir haben nur noch fünfzehn Minuten übrig, dann wird alles vorbei sein. Sie werden dieses Haus abreißen. Aber ich möchte dir vorher noch etwas erzählen. Ich war derjenige, der den Zettel in die Kollekte geschmuggelt hat. Onkel Elliott hat sich Sorgen gemacht, weil du nach Mack gesucht hast. Er hat mir aufgetragen, ihn dort zu hinterlassen. Lil Kramer hat mich in der Kirche gesehen. Ich hab bemerkt, dass sie mehrmals zu mir rübergeschaut hat. Doch später hat sie geglaubt, ich sei Mack gewesen, weil du ihr gesagt hast, dass er bei dieser Messe war. Leb wohl, Carolyn. Leb wohl, Leesey.«
    Zum letzten Mal hörte ich, wie seine Schritte sich entfernten. Fünfzehn Minuten. Dieses Gebäude sollte in fünfzehn Minuten abgerissen werden. Ich werde sterben , dachte ich, und Mom wird Elliott heiraten  …
    Leesey zitterte. Ich war sicher, dass sie seine Worte mitbekommen hatte. Ich hielt unentwegt ihre Hand, befeuchtete ihre Lippen, redete auf sie ein, ermunterte sie, weiter durchzuhalten, sagte, dass alle auf der Suche nach
uns seien. Doch ich glaubte nicht mehr an das, was ich sagte. Ich glaubte, Leesey und ich würden die letzten Opfer dieses geistig Verwirrten und seines Anstifters Elliott Wallace sein. Ich dachte in diesem Moment daran, dass ich wenigstens bald wieder mit Mack und Daddy zusammen sein würde.

77
    »Wir haben ihn. Er ist in der 104th Street, Ecke Riverside Drive«, brüllte Larry Ahearn.
    Sämtliche Streifenwagen in der Nähe wurden alarmiert. Mit heulenden Sirenen rasten sie zum Tatort.
    Der Kran mit der Abrissbirne stand bereit. Derek Olsen sah zu seiner Freude, dass sein Geschäftsrivale Doug Twining im Führerhaus Platz genommen hatte.
    »Eins.« Derek sprang auf und zählte mit.
    »Zwei.« Doch dann erstarb ihm der Jubelschrei auf den Lippen. Jemand hatte das mit Brettern vernagelte Fenster im ersten Stock des alten Hauses aufgestoßen. Jemand schwang seine Beine über den Sims und winkte. Altman. Es war Howie Altman.
    Die Abrissbirne schwang aus und sauste auf das Haus zu. Im letzten Moment entdeckte Twining Altman und riss die Hebel herum, sodass die Birne die Hauswand knapp verfehlte.
    Streifenwagen kamen mit quietschenden Reifen um die Ecke gerast.
    »Komm zurück! Komm zurück!« Ein schreiender Howard Altman rannte auf dem Dach des Eingangs hin und her und fuchtelte mit den Armen zum Führerhaus des Krans hinüber. Als er anfing, auf und ab zu hüpfen, gab das verfaulte Holz unter ihm nach, das ganze Haus geriet ins Wanken, und es fiel von oben nach unten, ein Stockwerk
nach dem anderen, in sich zusammen. Als er bemerkte, was passierte, tauchte Altman mit einem Sprung durch das Fenster zurück ins Innere, gerade noch rechtzeitig, um unter Tonnen von Trümmern begraben zu werden.
    Polizisten sprangen aus den Streifenwagen. »Der Keller«, brüllte einer von ihnen, »der Keller! Wenn sie da drin sind, gibt es noch eine Chance.«

78
    Die Decke stürzte auf uns herab. Ich stemmte mich hoch und versuchte, mich schützend über Leesey zu werfen, die jetzt kaum noch atmete. Ich spürte, wie ein Putzbrocken meine Schulter traf, dann meinen Kopf und meinen Arm. Zu spät, zu spät, dachte ich. Wie zuvor Mack und die jungen Frauen,
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