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Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall

Titel: Warte, Bald Ruhest Auch Du: Mitchell& Markbys Dritter Fall
Autoren: Granger Ann
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warme Wetter hatte der Verwesungsprozeß bei dem Ding auf dem Bett noch schneller eingesetzt.

    »Tut mir leid, daß ich so spät komme«, sagte Markby und meinte es ernst, da sie unverkennbar alle litten.
    »Dr. Fuller mußte fort, konnte nicht auf Sie warten, Sir. Er hatte noch einen anderen Termin.«
    »Ist schon in Ordnung. Ich werde zweifellos von ihm hören.«
    »Sie haben ihre Fotos gemacht«, fuhr Pearce fort und wies auf die beiden unglücklichen Polizeifotografen.
    »Könnten Sie …«
    »Was? O ja, ihr beiden könnt euch trollen.« In ihrer Hast stießen sie in der Tür zusammen und stürmten dann mit ihren Apparaten die Treppe hinunter.
    »Dann wollen wir mal sehen«, sagte Markby resigniert. Pearce schlug das Laken zurück, mit dem die Leiche pietätvoll zugedeckt war. Er sagte nichts. Markby sagte:
    »Sie muß hübsch gewesen sein – früher.« Sie war nicht älter als ein- oder zweiundzwanzig. Ihre Augen waren starr geöffnet und von mattvioletter Farbe. Sie trug ein schmutziges T-Shirt und an den Knien abgeschnittene, ausgefranste Jeans. Das T-Shirt war hochgeschoben worden, vermutlich von Dr. Fuller, der sie untersucht hatte, und das eingesunkene Fleisch unter den Rippen sah merkwürdig grau aus. Ihr linker Arm war mit dem Handteller nach oben gedreht und von unten bis oben mit roten Flecken, Kratzern und purpurnen Blutergüssen bedeckt, die durch die Sprenkelung der sich zersetzenden Haut allmählich undeutlich wurden.
    »Wer hat sie gefunden?«
    »Ein Typ von nebenan.« Pearce zeigte auf die Trennwand zwischen den beiden Reihenhäusern.
    »Er hat sich um das Haus gekümmert, hatte Angst vor Feuer. Dachte, es stehe leer, und kam nachsehen, wieviel Schaden die letzten Obdachlosen angerichtet hatten. Ach, hier ist die Nadel, lag neben dem Bett auf dem Boden.« Pearce hielt eine Plastiktüte in die Höhe, die eine Injektionsspritze enthielt. Scheußliches Ding, dachte Markby. Laut fragte er:
    »Wie lange ist sie schon tot? Hat Fuller einen ungefähren Zeitpunkt genannt?«
    »Zwei, drei Tage, nach dem ersten Eindruck.«
    »Keine Spur von dem Zeug, das sie sich gespritzt hat?«
    »Nein. Es haben noch andere hier gewohnt, sagt der Nachbar, aber in den letzten Tagen war es sehr still im Haus, und er hat gedacht, sie wären alle gegangen. Sieht so aus, als hätten sie, als sie das Mädchen gesehen haben, einen Schreck gekriegt und gemacht, daß sie wegkamen.«
    »Wir werden viel Glück brauchen, um sie zu finden«, sagte Markby grollend.
    »Es sei denn, der Nachbar hat ein paar Namen gekannt. Unwahrscheinlich.«
    »Es ist wirklich komisch, aber sie hat er tatsächlich gekannt …« Pearce zeigte auf die Tote.
    »Als ich kam, hat er mir gleich gesagt, daß es Lindsay Hurst ist. Er hatte Lindsay ein paar Wochen lang im Haus ein- und ausgehen sehen und war überrascht, denn ihre Familie ist hier ansässig und durchaus respektabel. Er hätte nie für möglich gehalten, daß Lindsay so enden würde. Das ist alles, was er ausgesagt hat.«
    »So etwas ist ja nicht zum ersten Mal passiert. Weiß Ihr Informant, wo die Hursts wohnen?«
    »Ja, irgendwo in der Kitchener Close. Die Zahl der Leute, die hier untergekrochen sind, war unterschiedlich. Er hat auch gesagt, er habe sich bei der Polizei und beim Stadtrat beschwert, aber es sei nichts getan worden. Sie wissen, wie schwierig es ist, Hausbesetzer zu vertreiben. Der Stadtrat will sie wahrscheinlich bis zum Herbst dulden, denn dann kommt ohnehin die Abreißkolonne.« Markby brummte etwas.
    »Jemand wird in die Kitchener Close gehen und es ihren Eltern sagen müssen. Ich übernehme das, da Sie hier festgesessen und auf mich gewartet haben. Jetzt bin ich an der Reihe, die unangenehme Arbeit zu tun. Alles in Ordnung?«
    »Hab mich dran gewöhnt«, sagte Pearce mit einem schiefen Lächeln. Markby sah den Constable an.
    »Wollen Sie an die frische Luft?«
    »Bitte, Sir.«
    »Dann ab mit Ihnen. Sagen Sie den Leuten von der Ambulanz, sie können raufkommen und sie holen.« Nachdem der Constable geflüchtet war, schaute Markby sich noch einmal im Raum um. Das Bett war das einzige richtige Möbelstück, und auch das sah aus, als stamme es von einer Müllhalde. Auf dem Boden stand ein rostiger Campingkocher. Die anderen Bewohner mußten ihn in ihrer Panik zurückgelassen haben. In einer Ecke stapelte sich Abfall – Flaschen, Schachteln, Papier, leere Dosen, noch eine Spritze … Sie würden alles genau untersuchen müssen. Die Furcht des Nachbarn vor Brandgefahr war nicht
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