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War against people

War against people

Titel: War against people
Autoren: Noam Chomsky
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Bereich - das
    Wachstum verlangsamte sich, die Produktivität nahm ab, ebenso die Kapitalinvestitionen,
    während die Zinsraten stiegen (und damit das Wachstum hemmten), die Märkte unbeständiger
    wurden und die Finanzkrisen sich häuften. Das blieb, auch in den reichen Ländern, nicht
    ohne Auswirkungen auf den Arbeitssektor: stagnierende oder fallende Löhne, längere
    Arbeitszeiten (vor allem in den USA), Beschneidung sozialstaatlicher Leistungen. Dazu nur
    ein Beispiel: In unseren großen Zeiten heute, die in aller Munde sind, ist das durchschnittliche
    Familieneinkommen auf das Niveau von 1989 zurückgefallen, und das lag schon niedriger als
    das von 1970. Zudem wurden in dieser Zeit die sozialstaatlichen Leistungen erheblich
    reduziert. Insgesamt gewährt die neue Weltordnung dem »virtuellen Parlament« des Kapitals
    der Investoren sehr viel größere Einspruchsmöglichkeiten, was zu einem alarmierenden
    Verfall demokratischer und souveräner Rechte und einem Abbau des Gesundheitssystems
    führt.
    In den reichen Gesellschaften sind diese Auswirkungen immerhin spürbar, in den armen
    Ländern aber eine Katastrophe. Insgesamt wirken sich diese Probleme grenzüberschreitend
    aus, es geht also nicht darum, daß eine Gesellschaft reicher, eine andere dagegen ärmer wird.
    Was wir in Betracht ziehen müssen, ist die Weltbevölkerung insgesamt. Neueren Analysen
    der Weltbank zufolge war der Reichtum der obersten fünf Prozent der Weltbevölkerung
    1988 78mal so hoch wie der Reichtum der untersten fünf Prozent, während er 1993 (neuere
    Daten gibt es noch nicht) 114mal so hoch war, und der Abstand dürfte seitdem noch gewachsen
    sein. Diese Zahlen zeigen auch, daß das oberste eine Prozent der Weltbevölkerung genausoviel
    verdient wie die unteren 57 Prozent, und das sind immerhin 2,7 Milliarden Menschen.17
    Es vermag nicht zu überraschen, daß die Zerschlagung der nach dem Zweiten Weltkrieg
    errichteten Wirtschaftsordnung von einem entschiedenen Angriff auf die Demokratie -
    Freiheit, Souveränität, Menschenrechte — begleitet wurde. Der Schlachtruf dieses Angriffs
    lautete und lautet: Es gibt keine Alternative. Das klingt wie eine Parodie auf den
    Vulgärmarxismus. Der Schlachtruf ist natürlich reiner Selbstbetrug. Die sozioökonomische
    Ordnung, die jetzt von oben verfügt wird, ist das Ergebnis der Entscheidungen von Menschen,
    die in von Menschen geschaffenen Institutionen wirken. Die Entscheidungen können
    widerrufen, die Institutionen verändert werden. Sollte es sich als notwendig erweisen, können
    sie zerschlagen und ersetzt werden. Das haben aufrechte und mutige Menschen im Lauf der
    Geschichte immer wieder vollbracht.
    Anmerkungen
    1 Vgl. Chomsky, Deterring Democracy, Kap. 12.
    2 Zu Madison vgl. Chomsky, Powers and Prospects, Kap. 5, des weiteren meinen Artikel
    »'Consent Without Consent': Reflections on the Theory and Practice of Democracy«, Cleve-
    land State Law Review 44.4 (1996). Zu Jay vgl. Frank Monaghan, owzry (Bobbs-Merrill, 1935),
    S. 323.
    3 Walter Lippmann. Ausführlichere Darstellungen in Chomsky, Towards a New Cold War,
    Kap. l und 2; Necessary Illusions, Kap. l; Deterring Democracy, Kap. 12. Zum
    Gesamtzusammenhang vgl. die Pionierarbeit von Alex Carey, Taking the Risk Out of Democ-
    racy (Univ. of Illinois Press, 1997).
    4 Vgl. Chomsky, Powers and Prospects, Kap. 4.
    5 Zu Bernays vgl. Profit Over People, Kap. 2 (Europa Verlag, 2000). Vgl. ferner Smart Ewen,
    Captains of Consciousness (McGraw-Hill, 1976).
    6 World Bank, World Development Report, 1995. Mit Erläuterungen zit. in Jerome Levinson,
    »The International Financial System: A Flawed Architecture«, Fletcber Forum 23: l (Winter/
    Frühjahr 1999).
    7 Vgl. dazu »Jubeljahr 2000« in diesem Buch.
    8 Carothers, »The Reagan Years«, in Abraham Lowenthal (Hg.), Exporting Democracy 0ohns
    Hopkins Univ. Press, 1991); In the Name of Democracy (Univ. of California Press, 1991);
    »Dithering in Central America«, NYT Book Review, 15. Nov. 1998.
    9 Condemned to Repetition (Princeton, 1987).
    10 Vgl. Chomsky, Turning the Tide, Kap. 2; sowie Wirtschaft und Gewalt, Kap. 2.
    11 Vgl. Chomsky, Profit Over People, Kap. 4.
    12 Zit. nach Robert Westbrook,/oDewey and American Democracy (Cor-nell, 1991).
    13 Zit. nach Martin Sklar, The Corporate Reconstruction of American Capita-lism, 1890-
    1916 (Cambridge Univ. Press, 1988), S. 413f.
    14 Shawn Crispin, »Global Trade: New World Disorder«, Far Eastern Econo-mic Review
    (Bangkok), 17. Feb.
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