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War against people

War against people

Titel: War against people
Autoren: Noam Chomsky
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wirksame Methoden eingeführt. Alan Greenspan bekundete vor dem Kongreß, daß
    die »größere Unsicherheit der Arbeiter« ein wichtiger Faktor in der »Märchenwirtschaft«
    sei. Sie hält die Inflationsrate niedrig, weil die Arbeiter nicht mehr für Lohnerhöhungen und
    Vergünstigungen zu kämpfen wagen. Sie sind verunsichert. Und das zeigen die Statistiken
    mit wünschenswerter Deutlichkeit. In den letzten 25 Jahren, in denen die »Krise der
    Demokratie« beseitigt wurde, haben die Löhne für die Mehrheit der Arbeiterschaft, vor allem
    für diejenigen, die keine Kontrollfunktionen ausübten, stagniert oder abgenommen, während
    die Anzahl der monatlichen Arbeitsstunden gestiegen ist und mittlerweile zu den höchsten
    aller Industrienationen gehört. Das bejubelt die Wirtschaftspresse als eine »willkommene
    Entwicklung von überragender Bedeutung«, weil die Arbeiter jetzt gezwungen sind, ihren
    »luxuriösen Lebensstil« aufzugeben, während die Konzernprofite »alle Erwartungen
    übertreffen«.
    Es gibt keine Alternative
    In den ökonomisch abhängigen Regionen werden weit härtere Maßnahmen ergriffen. Eine
    von ihnen ist die »Schuldenkrise«, die im wesentlichen auf Programme der Weltbank und
    des IWF aus den siebziger Jahren und auf die Tatsache zurückgeht, daß die Reichen in der
    Dritten Welt in der Regel keine sozialen Verpflichtungen haben. Das gilt vor allem für
    Lateinamerika und ist eines der größten Probleme dieser Region. Die »Schuldenkrise« ist im
    übrigen keine einfache wirtschaftliche Tatsache, sondern in erster Linie ein ideologisches
    Konstrukt. Die »Schulden« selbst könnten durch einige recht einfache Verfahren beseitigt
    werden. 7
    Aber das darf nicht sein. Die Schulden sind ein wirksames Kontrollinstrument, das nicht
    einfach aufgegeben werden kann. Im Augenblick wird für etwa die Hälfte der Weltbevölkerung
    die nationale Wirtschaftspolitik praktisch von Washingtoner Bürokraten betrieben. Zugleich
    ist die Hälfte der Weltbevölkerung (nicht genau dieselbe, es gibt jedoch Überlappungen)
    einseitigen Sanktionen seitens der USA ausgesetzt. Auch sie sind eine Form des ökonomischen
    Zwangs, der die nationale Souveränität untergräbt, und der wiederholt, zuletzt von den
    Vereinten Nationen, als unannehmbar verurteilt worden ist, ohne daß sich dadurch an der
    Lage etwas geändert hätte.
    In den reichen Ländern können ähnliche Resultate mit anderen Methoden erreicht werden.
    Bevor wir dazu kommen, möchte ich noch an etwas erinnern, was keinesfalls vergessen
    werden darf. Die Vorgehensweise in den ökonomisch abhängigen Regionen kann sehr brutal
    sein. Vor einigen Jahren fand in San Salvador eine von Jesuiten organisierte Konferenz statt,
    die sich mit dem Staatsterrorismus der achtziger Jahre und dessen Fortsetzung durch die von
    den Siegern erzwungene sozialwirtschaftliche Politik beschäftigte. Die Konferenz wies mit
    besonderem Nachdruck auf die »Kultur des Terrors« hin, die nach dem Abklingen der direkten
    Terrormaßnahmen weiterlebt und dazu dient, »die Erwartungen der Mehrheit im Zaum zu
    halten«, damit sie jeden Gedanken an »Alternativen, die den Forderungen der Mächtigen
    nicht entsprechen« fallen läßt. So lernen die Menschen, daß es, um Margaret Thatchers
    unbarmherzigen Satz zu zitieren, »keine Alternative gibt« — There Is No Alternative, kurz:
    TINA. Das ist mittlerweile der vertraute Schlachtruf der Konzerne, wenn es um die
    Globalisierung geht. In den abhängigen Regionen bestand die große Errungenschaft der
    Terroroperationen darin, alle Hoffnungen zu zerstören, die in den siebziger Jahren in Mittel-
    und Südamerika in Massenbewegungen und der vom Katholizismus proklamierten
    »vorrangigen Sorge für die Armen« ihren Ausdruck gefunden hatte. Die katholische Kirche
    wurde für diese Abweichung vom Pfad der Tugend hart bestraft.
    Bisweilen werden diese Vorgänge recht genau und in gemessenem Ton nachgezeichnet.
    Gegenwärtig beweihräuchern wir uns selbst, weil wir in unseren lateinamerikanischen Quasi-
    Kolonien höchst erfolgreich für demokratische Verhältnisse gesorgt haben. In einer
    bedeutenden wissenschaftlichen Untersuchung zu diesem Thema wird die Sache etwas anders
    und vor allem realistischer dargestellt. Die Studie stammt von Thomas Carothers, einem
    führenden Spezialisten auf diesem Gebiet, der »aus der Perspektive des Insiders« schreibt,
    weil er unter der Regierung Reagan im Außenministerium für, wie sie genannt wurden,
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