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War against people

War against people

Titel: War against people
Autoren: Noam Chomsky
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Arbeiterpresse, die von jungen Bäuerinnen und städtischen
    Proletariern betrieben wurde. Sie verurteilten die mit dem sich formierenden Industriesystem
    einhergehende »Degradierung und Unterordnung«, die die Leute zwang, sich um des
    Überlebens willen zu verkaufen. Man sollte sich, auch wenn es schwerfällt, daran erinnern,
    daß Lohnarbeit damals als eine Form von Leibeigenschaft betrachtet wurde. Diese Ansicht
    vertraten nicht nur die Arbeiter in den Fabriken, sondern auch die Gebildeten, wie etwa
    Abraham Lincoln oder die Republikaner oder sogar die Leitartikler der New York Times
    (was sie heute vielleicht gerne vergessen würden). Die Arbeiter wehrten sich gegen die
    Rückkehr zu, wie sie sagten, »monarchistischen Grundsätzen« in der Industrie und forderten,
    daß die Fabriken denjenigen gehören sollten, die dort tätig waren — das war der
    republikanische Geist. Sie verurteilten den »neuen Zeitgeist — Bereicherung um jeden Preis«,
    eine entwürdigende und erniedrigende Vorstellung vom Leben, die den Menschen mit
    enormer Anstrengung in die Köpfe gehämmert werden mußte - was de facto seit
    Jahrhunderten betrieben wird.4
    Im 20. Jahrhundert hält die Literatur der PR-Industrie einen reichen und instruktiven Vorrat
    an Informationen darüber bereit, wie man den »neuen Zeitgeist« vermittelt, sei es durch die
    Erzeugung künstlicher Bedürfnisse oder durch die Lenkung des öffentlichen Bewußtseins
    (Edward Bernays) oder durch die Verbreitung einer »Philosophie der Vergeblichkeit« und
    des fehlenden Lebenssinns, um die Aufmerksamkeit auf »die eher überflüssigen Dinge« zu
    lenken, die »Ausdruck modebewußter Konsumtion sind«.5 W enn man damit Erfolg hat, werden
    die Menschen bereit sein, das ihnen angemessene bedeutungslose und untergeordnete Leben
    zu führen und die subversive Idee einer selbständigen Lebensweise vergessen.
    Es handelt sich dabei um ein umfassendes sozialtechnologisches Projekt, das schon seit langer
    Zeit betrieben wird, aber erst im 19. Jahrhundert wirklich umfassende Dimension gewann.
    Man kann dieses Projekt auf unterschiedliche Weise betreiben. Eine davon habe ich gerade
    erörtert. Sie ist altbekannt und bedarf keiner weiteren Beispiele. Eine andere Methode besteht
    darin, das Gefühl der Sicherheit zu untergraben, indem man mit der Verlagerung von
    Arbeitsplätzen ins Ausland droht. Eine der Hauptfolgen und, wenn man rationales Verhalten
    unterstellt, einer der, wie man annehmen muß, wichtigsten Zwecke der soge-nannten
    »Handelsabkommen« - sogenannt, weil es hier nicht um Freihandel geht; diese Abkommen
    haben sehr stark gegen den Markt gerichtete Elemente, und es sind in dem Sinne keine
    Abkommen, als die meisten Menschen nichts von ihnen halten — besteht darin, der Drohung,
    ohne daß sie verwirklicht werden muß, Nachdruck zu verleihen: Man winkt mit dem
    Zaunpfahl der Arbeitsplatzverlagerung, um die Arbeitnehmer zu disziplinieren.
    Eine weitere Maßnahme ist die »Flexibilisierung des Arbeitsmarkts«. Die Weltbank drückt
    sich da ganz unmißverständlich aus: »Zunehmende Flexibilisierung des Arbeitsmarkts ist —
    obwohl als Euphemismus für sinkende Löhne und Jobrationalisierung in Verruf geraten [aber
    genau das bedeutet es in Wirklichkeit] - in allen Regionen der Welt von großer Bedeutung.
    Zu den wichtigsten Reformen gehören die Mobilisierung der Arbeit und die Flexibilisierung
    der Löhne sowie die Entflechtung von Arbeitsverträgen und staatlichen
    Sozialleistungen.« 6Damit werden die in langen, bitteren Kämpfen errungenen Rechte und Vergünstigungen wieder zunichte gemacht.
    Wenn von der Flexibilisierung der Löhne die Rede ist, geht es natürlich um eine Korrektur
    des Lohnniveaus nach unten, nicht nach oben. Und wenn von Mobilität der Arbeit die Rede
    ist, geht es nicht, wie die Theorie des freien Markts seit Adam Smith fordert, um das Recht
    der Leute auf freie Wahl des Arbeitsplatzes, sondern um das Recht, Beschäftigte nach Lust
    und Laune zu feuern. Und gemäß der gegenwärtigen, auf Investivkapital beruhenden Version
    der Globalisierung müssen Kapital und Konzerne sich frei bewegen können, nicht aber reale
    Personen, weil deren Rechte nun einmal sekundär sind.
    Diese von der Weltbank als »wesentliche Reformen« bezeichneten Mechanismen werden
    vielen Ländern als Bedingungen für die Ratifizierung von Unterstützungsprogrammen durch
    Weltbank und IWF aufgenötigt. In die reichen Industrienationen werden sie durch andere,
    ebenso
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