Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin

Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin
Autoren: Theodor Fontane , Gotthard Erler , Rudolf Mingau
Vom Netzwerk:
gestatteten nicht gleich eine paßliche Aufstellung. Erst bei Gelegenheit der fünfhundertjährigen Jubelfeier ermöglichte sich dies, und zwar in der Aula des Gymnasiums. Dem Stifter zu Ehren erhielt das Ganze den mehrerwähnten Namen: Zieten-Museum . Ebendieses, inzwischen durch mannigfache Schenkungen bereichert, gliedert sich jetzt in drei Abteilungen, in: 1. eine Bildergalerie, 2. ein ethnographisches und Naturaliencabinet und 3. eine Kollektion vaterländischer Altertümer. Über die zweite Abteilung geh ich hinweg. Nur über 1 und 3 einige Worte.
    Die Portraitgalerie umfaßt die Bildnisse berühmter Männer aus Stadt und Land Ruppin, und zwar: des alten Zieten (Geschenk des Grafen von Zieten-Schwerin auf Wustrau), des Feldmarschalls von dem Knesebeck (Geschenk seines Sohnes, des Majors von dem Knesebeck auf Karwe), des Generallieutenants von Günther (Geschenk der Familie Ebel), des Generals von Wahlen-Jürgaß (Geschenk seines Großneffen, des Herrn Adalbert von Rohr) und endlich des berühmtesten Sohnes der Stadt, Karl Friedrich Schinkels.
    Die drei ersten, Zieten, Knesebeck, Günther, sind Brustbilder in Öl, lebensgroß; Wahlen-Jürgaß eine höchst vorzüglich in Blei und schwarzer Tusche ausgeführte Zeichnung; Schinkel ist Büste. Bei jeder Versammlung in der Aula sieht sich der Schüler von den Bildnissen derer umgeben, denen er nacheifern soll in Treue und Mut, in Wahrheit und Schönheit. Daß diese Vorbilder nicht bloß Vorbilder überhaupt, sondern zugleich auch speziellste Heimatsgenossen sind, steigert den Sporn, den sie geben, und dadurch ihren Wert und ihre Bedeutung. 1)
    Die Sammlung vaterländischer Altertümer , in Schränken und Glaskästen aufbewahrt, umfaßt etwa 200 Nummern, wovon 100 auf das Stein- und 100 andere auf das Bronzezeitalter kommen.
    Was die erstere Hälfte, also die dem Steinzeitalter zugehörigen Gegenstände angeht, so scheint mir die Bedeutung derselben nur eine durchschnittliche zu sein. Eine Ausnahme machen wohl nur diejenigen Nummern – sechs an der Zahl –, die unfertig gebliebene Waffen und Geräte, sämtlich aus Feuerstein, aufweisen. Irgendeine Störung hinderte den Werkmeister an der Vollendung dieser Dinge, die nun insoweit zu den allerinteressantesten Funden zählen, als sie uns in die Technik einweihen, die vor anderthalb Jahrtausenden oder länger geübt wurde.
    Die 100 Nummern aus dem Bronzezeitalter enthalten, außer Dutzenden von Framen und Paalstäben, von Harpunen und Lanzenspitzen, einige Unika oder fast Unika, von denen zwei ein besonderes Interesse der Forscher in Anspruch genommen haben: 1. der sogenannte » Kommandostab « und 2. der dreirädrige Thors - oder Odins- Wagen .
    Der »Kommandostab« – den ich übrigens immer noch nicht absolut abgeneigt bin für die Streitaxt eines Häuptlings zu halten, wennschon er sich zu der gleichnamigen Waffe des Mittelalters wie ein Galanteriedegen zu einem Ritterschwerte verhält – ward 1848 auf der Feldmark von Trieplatz gefunden. 2) Er hat etwa die Länge eines Arms, besteht aus purer Bronze und setzt sich aus Stiel, Beil und sechs kurzen Stacheln zusammen, von denen je drei zu Seiten der Beilwandung stehen. Es ist eine Waffe von solcher Schönheit, dabei zugleich von solcher Intaktheit und Frische der Erscheinung, daß man sie für eine drei oder höchstens fünf Jahrzehnt alte, eben erst vom feinsten Rost überflogene Arbeit eines modernen Meisters halten könnte.
    Die Bedeutung dieses Stückes, das in verwandten Exemplaren vorkommen soll, liegt zumeist in seiner Schönheit. Anders aber verhält es sich mit dem zweiten Prachtstück der Sammlung, mit dem Odins-Wagen . Er galt jahrzehntelang für ein Unikum, und unter gewissen Einschränkungen, die ich in nachstehendem hervorheben werde, ist er es auch geblieben.
    Dieser bronzene Wagen wurde 1848 beim Frankfurt-Drossener Chausseebau ausgegraben und kam durch Kauf an den damals noch lebenden Grafen Zieten in Wustrau. Der Wagen, neun Zoll lang und viereinhalb Zoll hoch, besteht aus drei auf einer und derselben Achse gehenden Rädern und einer gabelförmigen Deichsel. Die Räder haben vier Speichen; die Deichselgabel, nach innen gekehrt, ruht auf der Achse des Wagens, der, wie ein moderner Perambulator, ein Stoß wagen ist. Man könnt ihn auch, nur um die Gattung zu charakterisieren, mit einem dreirädrigen Schubkarren oder mit einem Pfluge vergleichen, der, statt von Pferden gezogen, lediglich durch die Kraft eines starken Pflügers geschoben wird.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher