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Wanderer zwischen drei Ewigkeiten

Wanderer zwischen drei Ewigkeiten

Titel: Wanderer zwischen drei Ewigkeiten
Autoren: Clark Darlton
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eigene Zeit zurückzukehren!“ rief Grudat hastig und zornig. „Es würde uns auch diesmal gelingen.“
    „Leider nicht, Grudat!“ sagte der Fremde. „Damit Sie auch in dieser Hinsicht orientiert sind: ich bin der Chef der vor 800 Jahren neu gegründeten Zeit-Kommission, der Nachfolgeorganisation Ihrer Vereinigung. Denn vor 800 Jahren begann die eigentliche Entwicklung der Zeitbeherrschung durch den Menschen. Und Sie, meine Herren, sind die Urheber dieser Entwicklung. Daher schätzen wir uns besonders glücklich, Sie bei uns begrüßen zu dürfen.“
    Günter wirbelte der Verstand im Kopf umher, als sei er in ein Zyklotron geraten. Er verstand überhaupt nichts mehr.
    „Vor 800 Jahren – vor 8000 Jahren – ZeitKommission – reden Sie doch endlich so, daß wir begreifen! Was haben wir mit alledem zu tun? Wir sind durch die Zeit gekommen, um von Ihnen Aufklärung darüber zu fordern, warum Sie sich in unsere Angelegenheiten mischen. Das haben Sie doch getan, oder nicht?“
    Der Fremde nickte und lächelte kalt, aber doch nicht unfreundlich.
    „Allerdings. Wir mußten eine Zeitparadoxe verhüten, da diese uns unweigerlich ausgelöscht hätte. Ein anderer Wahrscheinlichkeitsstrom wäre Wirklichkeit geworden, statt der von uns gewünschten. Es ist zu kompliziert, Ihnen das verständlich machen zu wollen. Sie werden ganz von allein dahinterkommen – besonders Sie, Günter.
    Doch lassen Sie mich Ihnen wenigstens das Wichtigste zum Verständnis berichten, damit Sie wissen, welches Ihre Mission sein wird.
    Vor 800 Jahren tauchten aus dem Nichts fünf Menschen auf und begannen, mit der Zeit zu experimentieren. Merkwürdigerweise zielten ihre Versuche darauf hin, in die Vergangenheit zu reisen; für die Zukunft zeigten sie wenig Interesse. Ihre Arbeit wurde schließlich von Erfolg gekrönt, als sie die erste funktionierende stationäre Zeitmaschine konstruierten. Allerdings gelangten sie damit nicht in die Vergangenheit, sondern nur in die nahe Zukunft und wieder zurück in ihre Gegenwart. Immerhin – es war ein Anfang.
    Von nun an begann eine intensive Entwicklung in dieser Richtung. Die ersten gewaltigen Probleme der galaktischen Besiedlung durch den Menschen waren gelöst. Der Krieg mit dem Andromedanebel, der im Jahre 600 etwa begann, war lange zu Ende. Er hatte mehr als 4000 Jahre gedauert. Die Galaktische Regierung wurde errichtet.
    Jene fünf Männer starben, noch bevor sie das Rätsel der Zeit endgültig lüften konnten, aber ihre Arbeit wurde zum Grundstein unserer heutigen Zivilisation. Die perfekte Zeitmaschine wurde entwickelt – jedoch existiert nur ein einziges Exemplar davon. Und sie befindet sich in den Händen der Zeit-Kommission, deren Vertreter ich bin. Mit ihr erfolgten die notwendigen Korrekturen der Vergangenheit. Um nur ein Beispiel zu nennen: mit ihrer Hilfe holten wir Sie damals aus dem Urwald am Amazonas in Ihre Gegenwart zurück und sorgten auch dafür, daß der Erdmond mitkam. Denn sein Verschwinden erst bewirkte den Zusammenschluß der Menschheit bis zum heutigen Tag.“
    Er schwieg.
    Sie hatten schweigsam und voller Ahnungen zugehört, aber niemand wagte es, die entscheidende Frage zu stellen.
    Günter betrachtete den Fremden nachdenklich.
    Dann stutzte er.
    Der Fremde kam ihm bekannt vor.
    Wo hatte er das Gesicht nur schon gesehen?
    Seine Gedanken wurden durch Grudat unterbrochen, der fragte:
    „Sie sagten wir würden nicht mehr in unsere Zeit zurückkehren? Warum nicht?“
    Wieder lächelte der Fremde, doch diesmal nicht mehr kalt, sondern mit einer merkwürdigen Herzlichkeit. Er sagte:
    „Sagte ich nicht schon eben, daß Sie es niemals ganz verstehen werden? Sie werden sterben, ohne das Rätsel ganz gelöst zu haben, aber Ihre Nachkommen haben mehr Glück. Sie werden das Geheimnis lüften, das die Natur und der Allwissende über das Phänomen Zeit gelegt haben. Sie sind aber reif dazu, denn wären sie es nicht gewesen, gäbe es heute mehr denn nur eine Zeitmaschine.“
    „Mit der Sie Korrekturen ausführen!“ warf Günter mit bitterem Vorwurf ein. „Sie machen sich zum Gott!“
    Der Fremde schüttelte den Kopf und zeigte hinaus in die unermeßliche Weite des Universums, hinüber zu den winzigen Schleiern der fernen Galaxen, die deutlich durch die feine Lufthülle der Energieblase schimmerten.
    „Niemand kann sich zum Gott machen, solange Gott lebt“, sagte er feierlich. Sie damals glaubten an Gott, mehr nicht. Wir aber – „ und in seine Stimme trat bange Ehrfurcht und
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