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Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)

Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)

Titel: Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)
Autoren: Uwe Post
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erwachsen ist, ist jede Hoffnung vergebens.
Nach einer kurzen Suche gelingt es ihm, das für Walpars Pinguin passende Tool runterzuladen und zu starten.
»Meine Personenregistrierung wurde aktiviert. Streichel mich«, sagt der Pinguin, und Kerbil tut es. Der Pinguin registriert seinen Fingerabdruck und fiept zufrieden.
Ein sehr ähnliches Geräusch dringt aus der Nachbarkabine.
Kerbil schüttelt den Kopf. Erwachsene.
Dann macht er sich auf den Weg in den Antiquitätenladen um die Ecke, um von Walpars Geld einen Haufen alter Filme zu kaufen.

Manchmal träumst du, dass das Telefon klingelt. Anderntags wirst du dann von einem Bekannten gefragt, ob du nicht zu Hause warst. Trotz dreißig Mal Klingeln nicht rangegangen und, ja, es war natürlich etwas Wichtiges.
Manchmal träumst du, dass das Telefon klingelt, und eine freundliche Stimme sagt dir, dass dies ein guter Zeitpunkt wäre, aufzustehen und ranzugehen, es könnte schließlich etwas Wichtiges sein. Du könntest das tun; du könntest dir selbst befehlen, aufzuwachen, könntest den Beinen befehlen, sich aus dem Bett zu schwingen … aber du weißt genau: Kurz bevor du nach dem Telefon greifst, hört es auf zu klingeln. Du schaust schläfrig in die Anruferliste, siehst die Nummer einer alten Freundin und rufst zurück.
Nein, sagt sie freundlich, es sei nichts Wichtiges, sie wollte nur mal so anrufen, aber danke für den Rückruf.
Manchmal träumst du, dass dich gerade eine freundliche Krankenschwester umsorgt, und das in der billigsten Abteilung eines Discountkrankenhauses. Du sagst dir, dass Billigkrankenhäuser doch besser sind als ihr Ruf, bis dir ein kleines Männchen auf die Schulter tippt und dich darauf hinweist, dass du besser aufwachen solltest, weil du gerade umgebracht wirst.
Walpar wacht auf und ist sofort schweißgebadet. Neben seiner Pritsche hat sich eine Krankenschwester in die Zelle gequetscht und hantiert mit einer großen, leeren Spritze. Die Frau hat täuschende Ähnlichkeit mit Henriettes Mutter.
»Wie iffa lll«, bringt Walpar hervor. Er merkt, dass er vergessen hat, seine Zunge zum Sprechen einzusetzen, und versucht es noch einmal: »Die Spritze ist ja leer!«
Die Krankenschwester grinst ihn an. »Noch, ja.«
»Hilfe!«, ruft Walpar schwach. Er versucht aufzustehen, aber die Schwester stößt ihn zurück.
»Sie sind verletzt, Herr Tonnraffir. Sie brauchen Ruhe.« Die Schwester macht Anstalten, die leere Spritze in den Mikrozugang zu stöpseln, den man ihm am Unterarm installiert hat.
»Warum tun Sie das?«, stöhnt Walpar und beißt die Zähne zusammen, sammelt seine Kräfte für einen entscheidenden Angriff. Ihm wird schwindlig.
»Selbst wenn ich Ihnen meine Auftraggeber verraten würde, hätten Sie doch nichts davon, weil Sie gleich tot sind«, erklärt die Krankenschwester freundlich.
»Darf ich raten?«
»Wenn es Ihnen Spaß macht.«
»Costello?«
»Habe ich gesagt, dass ich Ja oder Nein sage?«
»Wo ist Ihre Tochter?«
»Auf dem Spielplatz.« Sie zuckt mit den Schultern. »Als Alleinerziehende muss man improvisieren.«
Walpar sieht, wie sich die Spritze langsam mit Blut füllt. Er wird leichter, er schwebt. Vielleicht in den Himmel. Ihm fällt ein, dass er geplant hat, sich noch einmal zu wehren, und diesmal besonders heftig. Diese Absicht ist zwischen zwei samtene Kissen gerutscht, die ihn auf sanften Wellen ins Jenseits tragen.
Irgendein Krach stört ihn dabei. Es ist nicht das meerige Rauschen in seinen Ohren, sondern etwas anderes, das wie ein Handgemenge klingt. Aber Walpar sieht nichts davon. Ihm kommt der Gedanke, dass das daran liegen könnte, dass seine Augen geschlossen sind. Leider schafft er es nicht, sie zu öffnen. Deshalb muss er sich auf sein Gehör verlassen. Da ist eine Stimme, die er kennt. Und die von Henriettes Mutter. Die beiden keuchen und rufen irgendwas. Ein dumpfes Fummp könnte bedeuten, dass eine Person einer anderen die Faust in den Bauch gerammt hat. Ja, richtig: Walpar hört jetzt das zugehörige Röcheln. Er spürt eine Art Wind, als würde jemand direkt über ihm eine gewaltige Ohrfeige austeilen, aber nicht treffen. Etwas knallt gegen die Plastikwand der Zelle, dann stößt jemand kräftig gegen Walpars Liege.
Jemand schabt über den Boden, rappelt sich hoch, springt, donnert mit dem Kopf gegen die niedrige Decke …
Dann plötzlich Stille.
»Also gut«, zischt eine Stimme direkt über Walpar, und er schafft es endlich, die Augen zu öffnen.

Olympus City ist eine Stadt vom Reißbrett. Allerdings haben
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