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Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Titel: Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht
Autoren: Henning Mankell
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bezeichnen könnte«, sagte er. »Man stellt sich etwas vor, ein bestimmtes Profil, einen Haaransatz, eine Zahnstellung. Aber es stimmt nie.«
    Dienstag, der 24.   Juli, war in Schonen ein windiger Tag. Zerrissene Wolken jagten über den Himmel, und die Windböen erreichten Sturmstärke. Kurt Wallander lag lange da und lauschte dem Wind, als er im Morgengrauen aufwachte. Als er sich auf die Waage im Bad stellte, sah er, daß er noch ein Kilo abgenommen hatte. Das spornte ihn dermaßen an, daß er gar nicht erst die Unlust verspürte, die ihn in letzter Zeit immer überkommen hatte, wenn er auf den Parkplatz des Polizeipräsidiums eingebogen war.
    Dieses Ermittlungsverfahren ist dabei, sich zu einer persönlichen Niederlage zu entwickeln, hatte er gedacht. Ich hetze meine Mitarbeiter, aber zum Schluß befinden wir uns immer wieder in einem Vakuum.
    Aber irgendwo müssen sie ja sein, dachte er jetzt wütend, als er die Autotür zuschlug. Irgendwo, aber wo?
    In der Zentrale blieb er stehen und wechselte ein paar Worte mit Ebba. Er entdeckte eine altmodische Spieldose, die neben dem Telefon stand.
    »Gibt es die immer noch?« fragte er. »Wo hast du die denn aufgetrieben?«
    |318| »Ich habe sie an einem Stand auf dem Jahrmarkt in Sjöbo gekauft«, antwortete sie. »Manchmal kann man zwischen dem ganzen nutzlosen Krimskrams wirklich etwas Spannendes entdecken.«
    Kurt Wallander lächelte und ging weiter. Auf dem Weg in sein Zimmer schaute er kurz bei Hansson und Martinsson rein und bat sie, zu ihm zu kommen.
    Sie hatten noch immer keine Spur, die sie zu dem Glatzkopf und Lucia führte.
    »Zwei Tage noch«, meinte Kurt Wallander. »Wenn wir bis Donnerstag nichts haben, berufen wir eine Pressekonferenz ein und geben die Bilder frei.«
    »Das hätten wir sofort machen sollen«, sagte Hansson.
    Kurt Wallander antwortete nicht.
    Sie betrachteten noch einmal das Bild, das sie bisher aus den Teilen zusammengesetzt hatten. Martinsson sollte als nächstes eine Untersuchung verschiedener Campingplätze organisieren, auf denen die zwei Männer sich versteckt haben konnten.
    »Die Jugendherbergen«, sagte Kurt Wallander. »Und alle Privatzimmer, die während des Sommers vermietet werden.«
    »Früher war es einfacher«, meinte Martinsson. »Da waren die Menschen im Sommer an ein und demselben Ort. Heute besteht der Urlaub nur noch aus einer verdammten Herumfahrerei.«
    Hansson sollte mit der Untersuchung einiger Bauunternehmen weitermachen, die sich nicht unbedingt an die Vorschriften hielten und dafür bekannt waren, Schwarzarbeiter aus verschiedenen osteuropäischen Ländern zu beschäftigen.
    Kurt Wallander selbst wollte sich auf die Erdbeerfelder begeben. Die Möglichkeit, daß die beiden Männer sich bei einem der großen Beerenzüchter versteckten, konnte auch nicht ausgeschlossen werden.
    Aber selbst diese Bemühungen verliefen ergebnislos.
    Als sie sich am späten Nachmittag wieder trafen, waren alle Bemühungen umsonst gewesen.
    |319| »Ich habe einen algerischen Rohrleger gefunden«, erzählte Hansson. »Zwei kurdische Maurer und unzählige polnische Hilfsarbeiter. Ich habe wirklich Lust, Björk ein paar Zeilen darüber zu schreiben. Wenn wir nicht diesen verdammten Doppelmord am Hals hätten, könnten wir in diesem Morast einmal etwas Ordnung schaffen. Sie bekommen dieselben Löhne wie Schulkinder, die im Sommer jobben. Sie sind nicht versichert. Wenn ein Unfall passiert, werden die Baumeister behaupten, daß sie sich ohne Erlaubnis auf den Arbeitsplätzen aufgehalten haben.«
    Auch Martinsson konnte keine guten Nachrichten beisteuern.
    »Ich habe einen glatzköpfigen Bulgaren gefunden«, sagte er. »Mit etwas gutem Willen hätte es der Glatzkopf sein können. Aber er war Arzt im Krankenhaus von Mariestad und hätte jederzeit ein Alibi nachweisen können.«
    Im Zimmer war es stickig. Kurt Wallander stand auf und öffnete das Fenster.
    Plötzlich fiel ihm Ebbas Spieldose ein. Obwohl er deren Melodie nie gehört hatte, hatte sie die ganze Zeit in seinem Unterbewußtsein gespielt.
    »Die Jahrmärkte«, sagte er und drehte sich um. »Die sollten wir untersuchen. Welcher Markt ist gerade dran?«
    Sowohl Hansson als auch Martinsson wußten die Antwort.
    Der Markt von Kivik.
    »Er beginnt heute«, sagte Hansson. »Und geht bis morgen.«
    »Dann fahre ich da morgen hin«, antwortete Kurt Wallander.
    »Er ist groß«, wandte Hansson ein. »Du solltest jemanden mitnehmen.«
    »Ich kann mitkommen«, meinte Martinsson.
    Hansson
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