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Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Titel: Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht
Autoren: Henning Mankell
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Abkürzung über eine Grünanlage genommen. Er stellte den Wagen zwischen ein paar Marktständen vor dem Rathaus |315| ab. Aber sie kamen trotzdem zu spät. Die Männer waren bereits verschwunden. Britta-Lena Bodén war so schockiert, daß sie überhaupt nicht auf die Idee gekommen war, jemanden zu bitten, ihnen zu folgen.
    Dagegen war sie geistesgegenwärtig genug gewesen, um auf den Knopf, der die Videokamera in Gang setzte, zu drücken.
    Kurt Wallander studierte die Unterschrift. Auch dieses Mal war keine Adresse angegeben.
    »Gut«, sagte Kurt Wallander zu Britta-Lena Bodén, die zitternd im Zimmer des Filialleiters stand. »Was haben Sie gesagt, als Sie weggingen, um zu telefonieren?«
    »Daß ich einen Stempel holen müßte.«
    »Haben Sie das Gefühl, daß die beiden Männer dadurch mißtrauisch geworden sind?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Gut«, sagte Kurt Wallander noch einmal. »Sie haben genau das Richtige getan.«
    »Glauben Sie, daß Sie sie nun erwischen?«
    »Ja«, antwortete Kurt Wallander. »Diesmal schnappen wir sie.«
    Das Videoband der Bankkamera zeigte zwei Männer, die nicht gerade wie Südländer aussahen. Der eine hatte kurzes blondes Haar, der andere eine Glatze. Im Polizeijargon wurden sie sofort auf die Namen Lucia und der Glatzkopf getauft.
    Britta-Lena Bodén hörte sich unterschiedliche Sprachproben an und kam zu dem Ergebnis, daß die Männer untereinander ein paar Worte auf tschechisch oder bulgarisch gewechselt hatten. Der Fünfzigdollarschein, den sie getauscht hatten, wurde unmittelbar zur kriminaltechnischen Abteilung geschickt.
    Björk setzte eine Besprechung in seinem Zimmer an.
    »Nach einem halben Jahr tauchen sie wieder auf«, sagte Kurt Wallander. »Warum gehen sie zu derselben kleinen Bank? Erstens wohnen sie natürlich hier in der Nähe. Zweitens haben sie schon einmal nach einem ihrer Bankbesuche einen guten Fang gemacht. Diesmal hatten sie Pech. Der Mann, der vor |316| ihnen an der Reihe war, wollte Geld einzahlen und nicht abheben. Aber es war ein älterer Mann, genau wie Johannes Lövgren. Vielleicht glauben sie, daß ältere Männer, die wie Landwirte aussehen, immer hohe Beträge abheben?«
    »Tschechen«, meinte Björk. »Oder Bulgaren.«
    »Das ist nicht hundertprozentig sicher«, erwiderte Kurt Wallander. »Das Mädchen kann sich geirrt haben. Aber dem Aussehen nach könnte es stimmen.«
    Sie sahen sich das Videoband noch viermal an und entschieden, welche Bilder kopiert und vergrößert werden sollten.
    »Jeder Osteuropäer, der sich in der Stadt oder der Umgebung aufhält, muß untersucht werden«, ordnete Björk an. »Das ist unangenehm und wird als unangebrachte Diskriminierung aufgefaßt werden. Aber darauf müssen wir eben scheißen. Irgendwo müssen sie ja stecken. Ich werde mit den Bezirkspolizeichefs in Malmö und Kristianstad reden und sie fragen, was wir auf Bezirksebene unternehmen sollen.«
    »Laß sämtliche Streifen das Videoband angucken«, fügte Hansson hinzu. »Sie können ja auf offener Straße auftauchen.«
    Kurt Wallander erinnerte sich an das Schlachthaus.
    »Nach dem, was sie in Lenarp getan haben, müssen sie als äußerst gefährlich eingestuft werden«, sagte er.
    »Wenn sie es waren«, meinte Björk. »Das wissen wir noch nicht.«
    »Das ist wahr«, antwortete Kurt Wallander. »Aber trotzdem.«
    »Jetzt arbeiten wir auf Hochtouren«, sagte Björk. »Kurt leitet und verteilt, wie er es für das beste hält. Alles, was nicht sofort erledigt werden muß, wird zur Seite gelegt. Ich werde die Staatsanwältin anrufen. Sie wird sich bestimmt darüber freuen, daß die Dinge endlich ins Rollen kommen.«
    Aber es geschah nichts.
    Trotz massiver Polizeieinsätze und der nur geringen Einwohnerzahl blieben die Männer verschwunden.
    Dienstag und Mittwoch verstrichen ohne Resultate. Die |317| zwei Bezirkspolizeichefs hatten zu Sondereinsätzen in ihren beiden Regionen ihre Zustimmung gegeben. Das Videoband wurde kopiert und verbreitet. Kurt Wallander zögerte bis zum letzten Augenblick, die Bilder für die Presse freizugeben. Er befürchtete, daß die Männer sich noch unsichtbarer machen könnten, wenn nach ihnen gefahndet wurde. Er fragte Rydberg um Rat, der seine Meinung nicht teilte.
    »Füchse muß man aus ihrem Bau treiben«, meinte er. »Warte noch ein paar Tage. Aber dann gib die Bilder heraus.«
    Er saß lange da und betrachtete die Bilder, die Kurt Wallander mitgebracht hatte.
    »Es gibt hier nichts, das man als das Gesicht eines Mörders
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