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Wall Street Blues

Wall Street Blues

Titel: Wall Street Blues
Autoren: Annette Meyers
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Hände in die Hüften gestemmt, die Terrasse und war sehr mit sich zufrieden.
    »So, was meinst du?« fragte sie Wetzon, die in der offenen Tür auftauchte.
    »Wunderschön.« Wetzon bewegte sich immer noch wie die Tänzerin, die sie gewesen war. Sie trat auf die Terrasse und drehte einen Stuhl, um ihn besser betrachten zu können. «Genau das Richtige.«
    »Meinst du, wir brauchen noch was?«
    »Im Moment nicht. Warten wir es ab«, sagte Wetzon und streichelte das eiserne Filigran. »Vielleicht später mal eine Bank, aber das ist ein guter Anfang.«
    »Wir können hier draußen bald unsere Lunchpause machen«, sagte Smith glücklich, »und an unsrer Bräune arbeiten.«
    Sie sprach immer von unser, wenn sie mein meinte. Im Sommer wurde sie dunkel wie eine Zigeunerin. Mit ihrem kurzen, dichten dunklen Haar und dem Olivton der Haut war sie ein geborener Sommermensch. Wetzon war blaß und blond und hatte das dünne feine Haar immer noch nach Tänzerinnenart zu einem Knoten aufgesteckt. Sie trug immer einen Hut, wenn sie sich der Sonne aussetzte.
    Aber sie leistete Smith in der Sonne Gesellschaft, weil sie dort ihre besten Einfälle hatten. Im vergangenen Sommer hatten sie alte Liegestühle benutzt, die Wetzon, die leidenschaftlich gern organisierte, im Trödelladen Irvington gefunden hatte.
    Doch da für sie gerade ein glänzendes Geschäftsjahr zu Ende gegangen war, ihr bestes Jahr bisher, hatten sie beschlossen, sich für die weißen viktorianischen Gartenmöbel, die Wetzon in einem Geschäft an der Atlantic Avenue in Brooklyn entdeckt hatte, in Unkosten zu stürzen.
    »Smith...« Harold kam an die Tür. Seine Augen hinter der Hornbrille leuchteten auf. »Toll.«
    »Ja«, sagte Smith selbstgefällig. »Sie sehen klasse aus. Du wolltest mich sprechen?«
    »Oh, fast hätte ich es vergessen. Frank Farnham ist am Telefon. Für dich.«
    Harold Alpert war ihr Assistent. Während seines Studiums hatte er als Ferienpraktikant bei ihnen gearbeitet, und jetzt, nach seinem Examen, war er wild entschlossen, ein richtiger Headhunter zu werden.
    Sie hatten Harold durch einen Zufall kennengelernt. Smith versuchte damals, ein Ehepaar bei Dean Witter zu vermitteln. Sie hatte für sie erfolgreich einen Wechsel zu Bear, Stearns, eingefädelt, aber der Handel, so lukrativ er war, schloß nicht den Ferienangestellten des Ehepaares ein, für den sie sich verantwortlich fühlten. Bear weigerte sich, Harold als Praktikanten zu übernehmen, und schließlich wurde es ein Reizthema für alle. Also deutete Smith an, Smith und Wetzon könnten wahrscheinlich einen Assistenten gebrauchen, und Harold war für den Rest des Sommers zu ihnen gekommen und hatte sich in dieser Zeit einen Bart stehen lassen, um reifer auszusehen. Das war zwei Sommer her, und nun war er ganztags bei ihnen angestellt.
    Er hatte geplant, weiterzustudieren und auch noch seinen Abschluß in Betriebswirtschaft zu machen, aber jetzt war er unschlüssig, und vorerst hatte er ja eine gute Stelle, mit der er besser dran war als viele seiner Kommilitonen am College.
    Der Börsenkrach im Oktober 1987, auch als Schwarzer Montag bekannt, als die Kurse um über fünfhundert Punkte stürzten, hatte ihrem Geschäft tatsächlich gutgetan. Leute, die verkaufen konnten, Börsenmakler, die gute Aufträge hereinholten, waren außerordentlich gefragt. Die Maklerfirmen lockten mit den größten Angeboten. Und Smith und Wetzon halfen mit größtem Vergnügen, gute Leute zu vermitteln. Deshalb hatten sie sich darauf geeinigt, daß Harold endlich Teilhaber werden sollte, und sie wollten ihn bald mit den telefonischen Vorgesprächen anfangen lassen, aber vorher mußten sie einen Ersatz für ihn einstellen. Er sagte immer wieder: »Heute, Smith? Heute, Wetzon? Ich meine, ich bin jetzt soweit. Wann kann ich mit den Interviews anfangen?«
    Er war zu scharf darauf, zu hungrig, um ihn noch lange zappeln zu lassen. Morgen wollten sie mit den ersten Bewerbern für seine alte Stelle Einstellungsgespräche führen.
    Als Wetzon nach einer letzten befriedigenden Besichtigung des Gartens wieder ins Zimmer kam, hatte Smith Frank Farnham am Telefon, den Manager bei Boyd & Boyd, der ihnen immer noch das Honorar für Roger Compari schuldete. Wie alle Headhunter auf ihrem Gebiet wurden sie mit einem prozentualen Anteil an der Bruttoproduktion des Maklers bezahlt, das heißt seinen jährlichen Bruttoprovisionen für den Verkauf von Aktien, festverzinslichen Wertpapieren und so weiter. Vor fast vier Monaten hatten sie
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