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Walkueren

Walkueren

Titel: Walkueren
Autoren: Þráinn Bertelsson
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Haaren, die wir in ihrem Bett gefunden haben, übereinstimmt.«
    »Es wird schon alles ans Licht kommen«, sagte Guðrún.
    »Ja«, sagte Theódór. »Äußerst brutal: seine Frau mit einem Brecheisen totzuschlagen, selbst wenn die Ehe nicht glücklich war.«
    Er musterte Guðrún und sah, dass sie anders war als sonst.
    »Hör mal«, sagte er. »Ich hab genug für heute. Du gehst jetzt mit mir zum Rauðarárstígur, und wir trinken einen Kaffee.«
     
    Zum zweiten Mal an jenem Tag erzählte Guðrún, dass ihre Ehe mit Bergþór am Ende sei und sie beschlossen hätte, die Polizei zu verlassen. Diesmal schon, ohne zu weinen.
    Theódór hörte zu und unterbrach sie nicht. Er tunkte einen Schmalzkringel in seinen Kaffee und kaute genüsslich. Die Krümel, die in der Tasse zurückblieben, fischte er mit einem Teelöffel heraus.
    »Trink deinen Tee«, sagte er, als Guðrún von ihrem Gespräch mit Víkingur erzählt hatte. Sie nahm den letzten Schluck und dachte, wie seltsam, dass beide Personen, denen sie sich anvertraut hatte, Arbeitskollegen waren. Und außerdem Männer. Hatte sie überhaupt noch andere Vertraute?
    »Willst du deinen Schmalzkringel nicht essen?«, fragte Theódór.
    »Nee, kannst du haben. Ich hab keinen Appetit.«
    »Wenn man keine Schmalzkringel mehr mag, hat man ein Problem«, sagte Theódór und griff nach ihrem Teller.
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll«, sagte Guðrún. »Ich komme mir so idiotisch vor.«
    »Unsinn. Du bist aufgewühlt«, sagte Theódór. »Ist doch normal. Ich glaube, es ist eine instinktive menschliche Reaktion auf Probleme, alles von sich zu schmeißen und weglaufen zu wollen. Vielleicht war es nur so möglich, sich vor Feinden oder wilden Tieren zu schützen. Aber man kann nicht vor allen Schwierigkeiten im Leben davonlaufen. Man darf die Kostbarkeiten, die man über einen langen Zeitraum gesammelt hat, nicht einfach wegschmeißen und fliehen.«
    »Welche Kostbarkeiten denn?«, fragte Guðrún. »Mein sogenannter Ehemann kommt mir im Augenblick nicht besonders kostbar vor.«
    »Eine Ehe ist kostbar«, erwiderte Theódór. »Ihr habt bestimmt schon einiges zusammen durchgemacht und eure Ehe mühevoll aufgebaut. Dein Job, deine Arbeit ist kostbar. Ich habe niemandem so viel beigebracht wie dir, und du kannst nicht einfach aufhören, ohne dieses Wissen an jemand anderen weiterzugeben. Aber das Kostbarste bist du selbst. Denk daran.«
    »Darüber gibt es offenbar geteilte Meinungen«, sagte Guðrún.
    »Dein Wert liegt darin, wer du bist und was du tust, nicht darin, ob dein Mann gescheit genug ist, zu Hause zu schlafen. Willst du wirklich keinen Schmalzkringel?« Als sie ihr Gespräch beendet hatten und aufgestanden waren, tat Guðrún etwas, das sie während der ganzen Jahre, die sie mit Theódór zusammengearbeitet hatte, noch nie getan hatte. Sie umarmte ihn und schmiegte sich an ihn.
    Er erwiderte ihre Umarmung, und so standen sie eine ganze Weile reglos im Raum, bevor sie gingen.
    Die Bedienung schaute ihnen nach und fand, dass sie trotz des großen Altersunterschieds ein schönes Paar waren.
10
Bestseller
    Der Buchverlag Altúnga residierte in der Straße Síðumúli. Als Erstes kam man in einen kleinen Buchladen, wo die Bücher des Verlags auslagen. Das Büro befand sich hinter dem Laden; ein offener Raum, in dem vier Mitarbeiter auf ihre Computertastaturen einhämmerten oder telefonierten.
    Terje fragte nach dem Verleger, und das Mädchen, das am nächsten zur Tür saß und telefonierte, zeigte in eine Ecke des Raumes, wo sich ein abgetrenntes Zimmer befand. An der Tür hing ein Namensschild: Hervar Gudmannsson. Terje klopfte an die Tür, wartete die Antwort aber gar nicht erst ab, sondern öffnete und ging hinein.
    Zwei Männer schauten auf und verstummten, als Terje im Türrahmen erschien. Der eine war unverkennbar der Verleger Hervar Guðmannsson; er saß an einem riesigen Schreibtisch vor einer großen Fensterfront. Die Wände waren mit Bücherregalen bedeckt. Auf der gegenüberliegenden Seite des Schreibtischs saß ein junger Mann in Lederjacke, Jeans und Cowboystiefeln. Sein Gesicht kam Terje bekannt vor.
    Er nutzte die Stille, zückte seinen Polizeiausweis, schaute den Verleger an und sagte: »Terje Joensen, Kriminalpolizei. Wir haben vorhin miteinander telefoniert.«
    Der Verleger nahm den unerwarteten Überfall gelassen. Er erhob sich, begrüßte Terje mit Handschlag, blickte dann zu dem jungen Mann und sagte: »Entschuldige, Sigurður, aber ich bin mit
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