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Walkueren

Walkueren

Titel: Walkueren
Autoren: Þráinn Bertelsson
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keine Grenzen. Svava war dabei, ging unablässig umher und schenkte nach, tat alles, um die Karriere ihres Mannes anzukurbeln. Sie opferte sich auf, damit er Minister und stellvertretender Vorsitzender werden konnte. So zumindest ihre Version. Was für eine Heuchelei! Tatsächlich füllte sie die beiden mit Alkohol ab und wischte ihre Kotze auf, damit sie selbst Gattin des Ministers und stellvertretenden Vorsitzenden werden konnte. So einfach war das. Die Alte ging ihm tierisch auf die Nerven. Man tat nichts für andere. Man tat nur sich selbst zuliebe etwas.
    Das Lächerliche war, dass sie glaubte, Jökull zu hassen und Kjartan zu lieben. Dennoch fühlte sie sich ganz offensichtlich zu Jökull hingezogen und fürchtete ihn wegen seines Killerinstinkts, den Kjartan nicht hatte. Sie bezeichnete das als Sensibilität, aber tief in ihrem Inneren verachtete sie ihren Mann.
    Dann eine großartig beschriebene Szene, als Jökull die schwarze Liste hervorholte. Eine Liste von Leuten, an denen er sich seit Beginn seiner politischen Laufbahn rächen wollte.
    »Man muss seinen Feinden natürlich verzeihen«, sagte er. »Aber man darf ihre Namen nicht vergessen.«
    Dann kugelte er sich vor Lachen, zog sein Notizbuch hervor und reichte es Kjartan.
    »Frag mich ab«, sagte er. »Ich kann die Liste auswendig.«
    Er irrte sich kein einziges Mal. Obwohl er vollkommen betrunken war. Als Jökull das Notizbuch zurücknahm, sagte er zu Kjartan: »Du musst dir auch so ein Buch zulegen.«
    Aber Kjartan hatte darauf verzichtet. Er verfügte weder über einen Killerinstinkt, noch verspürte er so etwas wie Rachsucht.
    Niemand widersprach Jökull. Niemals. Es lohnte sich einfach nicht. Niemand wollte schließlich in seinem schwarzen Notizbuch landen.
    Deshalb kamen sie alle und tranken mit ihm. Minister, Geschäftsführer, Professoren, Richter des Obersten Gerichtshofes und sogar Künstler lachten und stimmten allem zu, was er sagte. Sie bewunderten ihn. Er hatte etwas, das ihnen allen fehlte. In seiner Gegenwart fühlten sie sich minderwertig und schauten zu ihm auf. Sie taten alles, um ihm zu gefallen. Nicht nur, dass sie seine An-Weisungen bis ins kleinste Detail befolgten, sondern sie versuchten sogar, seine Gedanken zu lesen, damit sie stets einen guten Eindruck hinterließen.
    Das waren die Highlights. Aber er musste vorsichtig sein. Jökull durfte nicht dahinterkommen, wer das Manuskript an sich genommen hatte. Am besten, der Verdacht fiele auf Magnús. Eigentlich war es klar, dass er ihn verdächtigen würde. Die Beschreibung der Szene, als Jökull sagte, er würde dafür sorgen, dass Magnús komplett auseinandergenommen würde, reichte schon als Beweis, dass es in Magnús’ Interesse war, das Manuskript zu veröffentlichen.
    Zwar enthielt das Manuskript auch ein paar unangenehme Dinge für Magnús, aber was spielten seine Frauengeschichten schon für eine Rolle? Waren sie nicht eher ein Zeichen von Männlichkeit? Gut fürs Image? Oder die Sache mit den Yachten und Edelnutten? Mit Betrug und Finanztricks? Auch das gehörte doch wohl zum Image des Erfolgsmenschen, der schlauer war als andere, fleißiger als andere, habgieriger als andere, lüsterner als andere – der einfach alles hatte und tat, wovon andere nur träumten.
    Ja, inmitten des ganzen Feminismusgesülzes gab es geradezu vorzügliche Passagen. Und eines war sicher: Die Landespolizeichefin würde ihre hochdekorierte Uniform ausziehen und ihr Büro übergeben müssen.
    Dann kann sie sich ja voll und ganz in die Frauenpolitik stürzen – und muss sich keine Gedanken mehr über meine Uniform machen, dachte er. Vielleicht passt mir ja ihre?
    Er legte das Manuskript beiseite, ging zum Computer und checkte seine E-Mails. Gott sei Dank wurde die Welt von Vernunft regiert, dachte er.
    Sowohl Magnús Mínus als auch Kjartan A. Hansen hatten die geforderten Summen inzwischen eingezahlt.
    Verdammte Idioten. Glaubten die tatsächlich, sie könnten sich von den Folgen ihrer eigenen Dummheit freikaufen?
    Jetzt musste er sich beeilen, das Geld weiterzuleiten und die Spuren im Netz zu verwischen.
    Er freute sich auf den nächsten Tag, denn dann würde er das Manuskript an sämtliche Nachrichtenredaktionen mailen. Und selbstverständlich an den Verlag. [email protected].
    Aber zuerst musste er das Geld in Sicherheit bringen, sich einen Moment hinlegen und Kräfte für seine nächste Aufgabe sammeln. Er war schon wieder mit einer Frau in Álfheimar verabredet.
    Wenn alles erledigt war,
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