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Walking Disaster

Walking Disaster

Titel: Walking Disaster
Autoren: Jamie McGuire
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nachdenken. »Warum kommst du heute Abend nicht zusammen mit America vorbei?«
    Abby kräuselte die Lippen, als habe sie irgendeinen Gestank gerochen.
    »Ich werde nicht mal mit dir flirten, großes Ehrenwort.«
    »Ich denk drüber nach.«
    Ich versuchte, nicht zu sehr zu lächeln und mich so zu verraten. Sie würde sich bestimmt nicht auf den Rücken legen wie die Geier hinter uns. Ich spähte kurz nach hinten, und sie starrten alle böse auf Abbys Hinterkopf. Sie wussten so gut wie ich, dass Abby anders war und dass ich mich bei ihr würde anstrengen müssen. Dieses eine Mal.
    Drei Skizzen für potenzielle Tattoos und zwei Dutzend Quader später war der Kurs zu Ende. Ich war auf dem Flur, bevor irgendjemand mich aufhalten konnte. Obwohl ich gut vorankam, schaffte es Abby irgendwie, vor mir im Freien zu sein, noch dazu mit ein paar Metern Vorsprung.
    Verdammt. Sie versuchte, mir aus dem Weg zu gehen. Ich beschleunigte meine Schritte, bis ich neben ihr war. »Hast du es dir überlegt?«
    »Hey, Travis«, rief ein Mädchen, das mit ihren Haaren spielte. Abby ging einfach weiter, aber ich musste stehen bleiben, und mir dieses irritierende Gequassel anhören.
    »Sorry, äh …«
    »Heather.«
    »Sorry, Heather … Ich bin … Ich muss los.«
    Sie schlang ihre Arme um mich. Ich klopfte ihr schnell auf den Rücken, entwand mich ihrem Griff und lief weiter, während ich mich noch fragte, wer das gewesen war.
    Bevor ich draufkam, woher ich Heather kannte, entdeckte ich Abbys lange, braune Beine in der Ferne. Ich steckte mir eine Marlboro zwischen die Lippen und joggte hinter ihr her, bis ich sie wieder eingeholt hatte. »Wo war ich stehen geblieben? Ach ja … du hast überlegt.«
    »Wovon redest du da?«
    »Hast du dir überlegt, ob du vorbeikommst?«
    »Wenn ich jetzt Ja sage, hörst du dann auf, mich zu verfolgen?«
    Ich gab vor nachzudenken, schließlich nickte ich. »Ja.«
    »Ich komme vorbei.«
    Verdammt. Sie war eine wirklich harte Nuss. »Wann?«
    »Heute Abend. Ich werde heute Abend vorbeikommen.«
    Abrupt blieb ich stehen. Sie heckte irgendwas aus. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie derart in die Offensive gehen würde. »Schön«, sagte ich und versuchte, mein Erstaunen zu überspielen. »Dann sehen wir uns später, Täubchen.«
    Ohne sich noch mal umzusehen, marschierte sie weiter und schien von unserer Unterhaltung völlig ungerührt. Dann verschwand sie in einer Gruppe Studenten, die ebenfalls zum Unterricht gingen.
    Shepleys weißes Cap der Eastern U tauchte auf. Anscheinend hatte er es nicht eilig, zu unserem Computerkurs zu kommen. Ich runzelte ebenfalls die Stirn. Ich hasste diesen Kurs genauso. Als ob inzwischen nicht jeder wusste, wie so ein Scheißding funktionierte.
    Ich schloss mich Shepley und America an, die gerade in den Strom der Studenten auf dem Hauptweg eintauchten. Sie kicherte und sah mit glitzernden Augen zu, wie wir herumfrotzelten. America war kein Geier. Sie war eine heiße Frau, das durchaus, aber man konnte sich mit ihr unterhalten, ohne dass sie nach jedem Wort »irgendwie« sagte, und manchmal war sie auch ziemlich witzig. Am besten gefiel mir an ihr, dass sie nach dem ersten Date noch einige Wochen lang nicht mit in unsere Wohnung kam, und selbst nachdem sie sich dort aneinandergekuschelt einen Film angesehen hatten, kehrte sie zum Schlafen in ihr Zimmer im Studentenwohnheim zurück.
    Allerdings hatte ich den Eindruck, die Bewährungsfrist, bevor Shepley sie ins Bett kriegte, würde bald ablaufen.
    »Hey, Mare.« Ich nickte ihr zu.
    »Wie läuft’s, Trav?«, fragte sie. Sie schenkte mir ein freundliches Lächeln, doch dann hatte sie wieder nur Augen für Shepley.
    Er war wirklich ein Glückspilz. Solche Mädchen liefen einem nicht sehr oft über den Weg.
    »Ich muss hier lang«, meinte America und deutete in Richtung des Wohnheims. Sie schlang Shepley die Arme um den Hals und küsste ihn. Er packte ihr Shirt mit beiden Händen und drückte sie fest an sich, bevor er sie gehen ließ.
    America winkte uns noch mal zu, dann gesellte sie sich am Eingang zu ihrem Freund Finch.
    »Du hast dich ganz schön verknallt, was?«, fragte ich und boxte Shepley gegen den Arm.
    Er stieß mich weg. »Geht dich gar nichts an, Blödmann.«
    »Hat sie eine Schwester?«
    »Sie ist ein Einzelkind. Und lass bloß die Finger von ihren Freundinnen, Trav. Ich warne dich.«
    Shepleys letzter Satz war überflüssig. Seine Augen waren meist eine Art Plakatwand seiner Gefühle und Gedanken. Er meinte
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