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Walking Disaster

Walking Disaster

Titel: Walking Disaster
Autoren: Jamie McGuire
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das, obwohl es ihr ja anscheinend mächtig auf die Nerven ging.
    »Wer bist du, Karate Kid? Wo hast du das überhaupt gelernt?«, fragte sie mich.
    Shepley und America schien es unangenehm zu sein. Ich weiß gar nicht, warum, denn mir machte es definitiv nichts aus. Nur weil ich kaum von meiner Kindheit erzählte, bedeutete das noch nicht, dass ich mich dafür schämte. »Ich hatte einen jähzornigen Vater mit einem Alkoholproblem und vier ältere Brüder mit dem Arschlochgen.«
    »Oh«, erwiderte sie bloß. Sie errötete, und genau in diesem Moment verspürte ich einen Schmerz in der Brust. Ich war mir nicht sicher, was das war, aber es irritierte mich. »Das braucht dir nicht peinlich sein, Täubchen. Dad hat inzwischen mit dem Trinken aufgehört. Die Brüder sind erwachsen und friedlich geworden.«
    »Ist mir auch nicht peinlich.« Ihre Körpersprache widersprach ihren Worten. Angestrengt suchte ich nach einem anderen Thema, und dann fiel mir ihr sexy Gammellook ein. Ihre Verlegenheit wich einer gewissen Gereiztheit, und die war mir bedeutend lieber.
    America schlug vor, gemeinsam fernzusehen. Doch das Letzte, wonach mir zumute gewesen wäre, war, mich mit Abby in einem Raum zu befinden und nicht mit ihr reden zu können. Ich stand auf. »Hast du Hunger, Täubchen?«
    »Hab schon gegessen.«
    America zog die Augenbrauen hoch. »Hast du nicht. Oh … äh … stimmt. Ich hatte vergessen, dass du dir im Weggehen noch … ein Stück … Pizza? … genommen hast. Bevor wir losgefahren sind.«
    Abby geriet schon wieder in Verlegenheit, aber ihre Wut kaschierte das rasch. Es dauerte nicht lange, um zu durchschauen, wie sie tickte.
    Ich öffnete die Wohnungstür und bemühte mich um einen lässigen Tonfall. Noch nie war ich so scharf darauf gewesen, mit einem Mädchen allein zu sein – vor allem um nicht mit ihr zu schlafen. »Komm schon. Dann musst du doch hungrig sein.«
    Ihre Schultern entspannten sich ein wenig. »Wo willst du denn hin?«
    »Wo immer du hin möchtest. Wir können in eine Pizzeria gehen.« Alles in mir zog sich zusammen. Das konnte ein bisschen zu drängend geklungen haben.
    Sie sah an sich herunter. »Dafür bin ich nicht angezogen.«
    Sie hatte keine Ahnung davon, wie hübsch sie trotzdem war. Das machte sie nur noch attraktiver. »Du siehst toll aus. Los jetzt, ich bin am Verhungern.«
    Als sie hinter mir auf meiner Harley saß, konnte ich endlich wieder einigermaßen klar denken. Auf dem Bike war ich sowieso immer entspannter. Abbys Beine umklammerten mich wie ein Schraubstock, aber das wirkte seltsamerweise auch beruhigend. Fast wie eine Erleichterung.
    Dieses eigenartige Gefühl in ihrer Nähe brachte mich aus dem Konzept. Es missfiel mir einerseits, aber gleichzeitig erinnerte es mich daran, dass sie da war, folglich war es ebenso tröstlich wie beunruhigend. Ich nahm mir vor, mich zusammenzureißen. Abby mochte ein Täubchen sein, doch sie war auch nur ein verdammtes Mädchen. Kein Grund, mir in die Hosen zu pissen.
    Noch dazu verbarg sich irgendwas hinter ihrer Fassade des braven Mädchens. Sie hasste mich aufgrund meiner äußeren Erscheinung, weil sie anscheinend von jemandem, der diesem Klischee entsprach, verletzt worden sein musste. Aber sie war mit Sicherheit keine Schlampe. Nicht einmal eine von der geläuterten Sorte. Denn die erkannte ich zehn Meilen gegen den Wind. Mein Pokerface löste sich langsam in nichts auf. Endlich hatte ich ein Mädchen gefunden, das interessant genug war, um es besser kennenzulernen, und einer von meiner Sorte hatte ihr offenbar schon wehgetan.
    Obwohl wir uns gerade erst getroffen hatten, machte mich der Gedanke an irgendein Arschloch, das dieses Täubchen verletzt hatte, rasend. Und dass Abby mich mit jemandem assoziierte, der ihr ein Leid antat, war sogar noch schlimmer. Ich würgte den Motor ab, nachdem wir auf den Parkplatz von Pizza Shack eingebogen waren. Die Fahrt war nicht lang genug gewesen, um das Chaos in meinem Kopf zu sortieren.
    Über mein Tempo hatte ich überhaupt nicht nachgedacht, sodass ich einfach loslachte, nachdem Abby von der Maschine gesprungen war und loskeifte.
    »Ich hab die Geschwindigkeitsbegrenzung eingehalten.«
    »Ja, wenn wir auf einer Autobahn unterwegs gewesen wären!« Sie löste den strubbeligen Knoten auf ihrem Kopf und fuhr sich mit den Fingern durch die langen Haare.
    Ich konnte gar nicht anders, als sie anzustarren, während sie ihr Haar wieder aufdrehte und zusammenband. So musste sie wohl morgens aussehen,
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