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Waldmeister mit Sahne

Waldmeister mit Sahne

Titel: Waldmeister mit Sahne
Autoren: Sandra Busch
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über unsere Beziehung damals, Micha. Ich musste einsehen, dass ich ganz schön geklammert habe.“
    „Nicht nur das. Du warst eine richtige Nervensäge.“
    Olaf zog ein verlegenes Gesicht.
    „Es fällt mir nicht leicht, auf Ablehnung zu reagieren. Allerdings arbeite ich mit Kais Hilfe daran. Er hat mir auch geraten, mich mit euch auszusprechen.“
    „Der Mann übt einen guten Einfluss auf dich aus. Mach weiter so“, brummte Michael. Was er hier hörte, war zu schön, um wahr zu sein.
    „Vielleicht können wir mal was zusammen unternehmen“, schlug Olaf vor.
    „Was denn? Eine Gangbang-Party besuchen oder zusammen kobern, bis die Rosette glüht?“
    Uff! Jo schien wirklich jedes Wort gehört zu haben, das damals gesprochen worden war. Und er hatte es sich außerdem gemerkt. Olafs Röte vertiefte sich.
    „Ich dachte da eher an ein Krimi-Dinner. Kai hat Connections zu einem Veranstalter und könnte günstig an Karten kommen.“
    „Brems dich mal, Olaf. Schließlich muss sich Jo erst einmal daran gewöhnen, dass du gar nicht mehr der Feind bist.“ Michael grinste, weil sich beide etwas unbehaglich gaben. Ein wenig zögerlich schlug Jo vor: „Vielleicht kommt ihr erst einmal zu einem Kaffee bei uns zu Hause vorbei. Aber das sollten wir auf einen Zeitpunkt nach dem Gerichtstermin verschieben.“
    „Ja, gerne.“ Olaf war sichtlich erleichtert, dass Jo ein weiteres Treffen nicht gleich abgelehnt hatte.
    „Und wenn ich wegen eurer Verhandlung noch etwas tun kann, lasst es mich wissen.“
    Michael musste nun einfach lachen. „Lass gut sein, Olaf. Wenn du diese anonyme Denunzierung richtiggestellt hast, reicht es völlig aus. Schlag bloß keine Purzelbäume, nur um uns gnädig zu stimmen. Und halte dich bitte, bitte komplett aus dem weiteren Verfahren heraus.“
     
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    Wie betäubt verließ Joachim den Gerichtssaal. Sein Anwalt schüttelte ihm die Hand und sagte irgendetwas zu ihm, das seine Ohren überhaupt nicht erreichte. Erst als er in Michas strahlendes Gesicht blickte und sein Freund ihn mitten im Amtsgericht umarmte und einen Freudentanz aufführte, dämmerte es ihm endlich, dass sie den Prozess gewonnen hatten.
    „Wir haben das Sorgerecht?“
    „Und das Aufenthaltsbestimmungsrecht.“ Micha jubelte und zerquetschte ihm beinahe die Rippen.
    „Allmächtiger!“ Joachim ließ sich auf einen Stuhl in der Wartezone sinken, nur um im nächsten Moment wieder aufzuspringen.
    „Ich kann das gar nicht glauben.“
    „Komm mit raus. Meine Eltern werden inzwischen bestimmt vor Aufregung platzen.“
    Micha zerrte ihn hastig ins Freie, um im nächsten Moment überrascht auf der Treppe stehenzubleiben. Joachim teilte seine Verwunderung. Sie wurden von einer richtigen Fangemeinde erwartet. Neben Ilse und Werner standen Olaf und sein Freund Kai. Beide hatten eine Kiste voller Sektflaschen dabei. Außerdem war Joachims Kollegin Frauke gekommen und Herbert, Cornel und Kalle hatten sich beim TÜV Urlaub geben lassen. Sie alle sahen vom Fuß der Treppe erwartungsvoll zu ihnen auf.
    „Und?“, rief Ilse.
    „Sieg!“, brüllte Micha so laut, dass sich alle Leute auf dem Platz nach ihm umdrehten. Und dann fiel er Joachim ein weiteres Mal um den Hals und küsste ihn. Genau diesen Augenblick suchten sich Joachims Schwiegereltern aus, um ebenfalls das Gericht zu verlassen. Während Magda die Nase rümpfte, glaubte Joachim in Günters Gesicht ein kleines Schmunzeln zu sehen. Vielleicht war sein Schwiegervater doch nicht so intolerant, wie er immer geglaubt hatte. Möglichweise passte er sich ebenfalls nur seiner Frau an, wie es auch Joachim jahrelang getan hatte. Er beschloss, bei passender Gelegenheit das Gespräch mit Günter zu suchen.
    „Sektfontäne!“, schrie in diesem Augenblick Olaf und ein feuchter Schauer ging auf sie nieder.
    Es ist wie bei einer Hochzeit, dachte Joachim ein wenig verblüfft. Wir stehen ebenfalls auf einer Treppe, wenn auch nicht vor dem Standesamt, sondern vor dem Gericht. Freunde und Familie warten auf uns, feiern, es gibt Sekt und Glückwünsche. Nur wird dieses Mal kein Reis geworfen und kein Baumstamm zersägt.
    Er geriet ins Stolpern, als Micha ihn die Stufen hinunter zog und gleich darauf folgte eine fröhliche Umarmung nach der anderen. Kai versorgte jeden mit einem Becher Sekt und zusammen stießen sie an.
    „Endlich bin ich Großvater.“ Werner seufzte selig.
    „Nicht ganz“, bremste ihn Ilse aus. „Dazu müssten die beiden erst zum Standesamt.“
    Zu Joachims heimlicher
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