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Waldmeister mit Sahne

Waldmeister mit Sahne

Titel: Waldmeister mit Sahne
Autoren: Sandra Busch
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blödsinnigen Gangbang-Partys geht, Spaß am Haarefärben hat und über reichlich Kohle verfügt, die er dir in den Hintern stecken kann. Nur lass mich endlich in Ruhe.“ Der letzte Satz fiel etwas lauter aus, damit Olaf das auch wirklich kapierte.
    „Mensch, Micha …“
    „Herr, schenk mir Geduld, aber schnell!“
    Olaf zog eine beleidigte Schnute. „Du bleibst tatsächlich bei diesem Opa?“
    „Ich bin …“
    „Ja!“, würgte Michael seinen Freund kurzerhand ab.
    „Und ich kann dich durch nichts umstimmen?“
    „Nein. Mit rein gar nichts.“ Er ließ sich nicht erweichen, erst recht nicht von Olafs dämlichem Dackelblick. Sollte Ernie ihn jemals auf diese Weise ansehen, würde Michael den Köter einschläfern lassen.
    „Also gut.“ Olaf schniefte theatralisch und wandte sich zur Tür.
    „Dann komm bloß nicht angekrochen, wenn dir der Kukident-Mann zu pflegeintensiv wird.“
    „Jetzt bekommt er doch noch ein paar in die Schnau…“
    Michael fiel Jo in den Arm und Olaf legte einen wenig bühnenreifen Abgang hin, indem er flüchtete. Erleichtert seufzte Michael auf. Den waren sie also los. Zumindest hoffte er das.
    „Ich bin neununddreißig. Das ist für einen gestandenen Mann überhaupt kein Alter.“ Herausfordernd sah ihn Jo an.
    „Du bist ein Quell ewiger Jugend“, stimmte Michael ihm zu.
    „Ich bin körperlich fit und kann mit deutlich jüngeren Kerlen mithalten.“
    „Genau. Deine Klitschko-Faust schickt jeden Gegner auf die Bretter und du bist Scharfschütze im Erbsenverein.“
    „Und du verarschst mich gerade.“ Jo seufzte und ließ sich auf das Sofa sinken.
    „Das würde ich niemals wagen.“ Michael grinste ihn an, worauf Jo mit einem resignierenden Blick reagierte.
    „Ich habe Krähenfüße“, sagte er in einem ganz erbärmlichen Ton, der Michael veranlasste sich rittlings auf Jos Schenkel zu setzen und ihn zu küssen.
    „Krähenfüße! Du hast ja wirklich einen Vogel. Allerhöchstens winzige Lachfältchen, Jo. Und genau die sind der Grund, weshalb ich mich in dich verliebt habe.“

Weihnachten verlief so harmonisch, wie es sich Joachim gewünscht hatte. Die Kinder freuten sich riesig, dass sie entgegen Joachims Drohung ihren Tannenbaum bekamen. Über die vielen Geschenke unter dem Baum waren sie ebenfalls nicht traurig. Henriette verbrachte Ewigkeiten damit, die Olivenholzanhänger von einem Zweig auf den nächsten zu hängen und wider Erwarten pinkelte Ernie nicht gegen den Tannenbaum. Stattdessen fraß er das Jesuskind aus der Krippe und Martin und Lucas schlossen Wetten ab, wann es wieder auftauchen würde. Der Verlierer würde Jesus säubern müssen.
    Den Abend verbrachten sie bei Michas Eltern, wo Ilse ihnen ein vorzügliches Essen servierte. Die Kinder benahmen sich ausnahmsweise und Werner, der in einem Weihnachtsmannkostüm steckte, musste für Henriette siebenmal Kling Glöckchen singen. Es gab eine weitere Bescherung mit einem Haufen Geschenkpapier und etlichen Begeisterungsschreien. Joachim beobachtete das alles mit einem enormen Glücksgefühl. Für ihn war zum ersten Mal seit langer Zeit wirklich Weihnachten. In seiner Ehe war so etwas wie Feiertagsstimmung nie richtig aufgekommen.
    Als Henriette und Ernie in inniger Umarmung unter dem Esstisch eingeschlafen waren und Lucas, Martin und Werner in einem Malefizspiel feststeckten, gingen Joachim und Micha alleine nach Hause. Händchenhaltend liefen sie die einsame Straße zwischen den Pferdeweiden entlang. Plötzlich blieb Joachim stehen und schaute in den Himmel hinauf.
    „Sieh mal, Micha. Es schneit.“ Tatsächlich schwebten die ersten Schneeflocken in diesem Jahr auf sie herab.
    „Wunderschön“, murmelte Micha aus den Tiefen seines Schals hervor.
    „Ja, es sieht zauberhaft aus.“ Joachim schlang die Arme um seinen Freund und eine Weile beobachteten sie die trudelnden Flocken.
    „Jo, können wir zum Kennel gehen?“, bat Micha auf einmal.
    „Jetzt? In dieser Kälte?“
    Micha nickte und schaute ihn dabei rätselhaft an. Wie konnte Joachim ihm am Heiligabend einen Wunsch abschlagen?
     
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    Der Kennelparkplatz lag vollkommen verlassen vor ihnen. Kein verstohlenes Herumschleichen, keine abgestellten Wagen und kein Rascheln im Gestrüpp. Joachim wurde es beinahe unheimlich zumute. Sie gingen genau bis zu der Stelle, an der er immer seinen Golf abgestellt hatte. Dabei hielt Micha seine Hand fest, als ob er glaubte, dass sich Joachim ansonsten sofort aus dem Staub machen würde. Eine feine, glitzernde
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