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Waldmeister mit Sahne

Waldmeister mit Sahne

Titel: Waldmeister mit Sahne
Autoren: Sandra Busch
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feuchten Tuch wischte er über den Küchentisch und rubbelte einen Marmeladenfleck von der Platte. Plötzlich hielt er in seinem Tun inne.
    „Das hat ja gar keinen Sinn“, sagte er seufzend. Micha drehte sich überrascht zu ihm um.
    „Diese dicke Tarantel lässt uns die Kinder doch nicht. Und das Chaos heute wird sie darin bestätigen. Wie konnte ich nur hoffen, dass das Gericht einem schwulen Paar drei Kinder anvertraut?“
    „Sie hat uns bislang zweimal besucht und abgesehen von dem Desaster, als ich erkältet war, war alles in Ordnung. Heute ist es lediglich unaufgeräumt.“ Micha versuchte die Situation ein wenig zu beschönigen.
    „Von wegen. Ernie hat sie erschreckt, Hennie ist krank und die Jungs hören bloß auf dich.“
    „Na, immerhin auf einen.“ Micha grinste und legte Henriette, die inzwischen eingeschlafen war, zu Ernie in den Hundekorb. Der Welpe ringelte sich um das Kind, das im Schlaf die Finger in sein Fell grub. Joachim nutzte die Chance, packte Micha um die Mitte und zog ihn an sich.
    „Wenn ich dich nicht hätte“, murmelte er. „Danke, dass du das alles mitmachst. Ohne dich würde ich manchmal wirklich verzweifeln.“
    „Und ohne dich könnte mein Leben so ruhig verlaufen.“
    Wie konnte ihn Micha in dieser Situation auch noch necken?
    „Ohne mich würdest du dich weiterhin am Kennel herumtreiben“, brummte Joachim und schob seine Hände in Michas Bademantel.
    „Richtig. Ich würde Männer kennenlernen, die keine Kinder haben.“
    „Du würdest dich wild durch die Gegend vögeln.“
    „Doch ich käme wenigstens mal zum Vögeln. Hier boykottieren mich drei Kinder und ein Hund.“ Micha begann seine Hüfte an Joachim zu reiben.
    „Nicht jetzt, Micha. Denk an die Tarantel.“
    „Sag nicht immer Tarantel zu ihr. Irgendwann wird sie dich mal hören.“
    „So wie in diesem Augenblick.“ Frau Talert sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. Hinter ihr standen feixend Lucas und Marty, zogen sich aber nach einem Blick in Joachims Gesicht rasch in ihre Zimmer zurück.
    „Kaffee, Frau Talert?“ Micha richtete wie beiläufig seinen Bademantel, während Joachim mit hochroten Wangen eine saubere Tasse aus dem Schrank holte.
    „Was macht das Kind in dem Hundekorb, Herr Döring?“, schnarrte Frau Talert.
    „Oh, keine Sorge. Hennie tut dem armen Ernie nichts.“ Micha grinste frech.
    „Herr Döring!“
    „Frau Talert, Ernie ist so etwas wie ein Babysitter. Es gibt keinen, der besser auf Hennie aufpassen würde“, sagte Joachim hastig.
    Die Sozialarbeiterin trat einen Schritt auf den Hundekorb zu. Sofort begann Ernie zu knurren. Augenblicklich wich Frau Talert zurück.
    „Verstehe“, sagte sie erschrocken.
    „Wenn wir Hennie in ihr Bett legen würden, fängt sie sofort an zu schreien. Und sie braucht ein bisschen Schlaf, wenn sie krank ist.“
    „Ihr Kaffee, Frau Talert.“ Micha zog einladend einen Stuhl zurück und mit einem schrägen Blick auf seine Person ließ sich die Sozialarbeiterin gnädig nieder.
    „Milch? Zucker?“, erkundigte sich Micha.
    „Zucker, bitte.“ Frau Talert rührte ihren Kaffee genau viermal um, ehe sie an der dunklen Flüssigkeit nippte. Schließlich hielt es Joachim nicht mehr aus.
    „Frau Talert, bitte sagen Sie uns, dass wir die Kinder behalten können“, sagte er bettelnd.
    „Diese Entscheidung trifft das Gericht und nicht ich“, wurde ihm geantwortet.
    „Sie könnten uns allerdings Ihre Meinung mitteilen“, sagte Micha. Die Sozialarbeiterin seufzte.
    „Sie werden mir ansonsten keine Ruhe lassen, nicht wahr? Also gut. Ich halte Sie für eine ganz normale Familie. Den Kindern geht es gut und sie fühlen sich bei Ihnen wohl. Lucas’ Leistungen in der Schule haben sich in Mathe und Physik verbessert. Marty hat mir voller Stolz von seiner Freundin erzählt und der Absicht, sie Ihnen demnächst vorzustellen. Der Hund pariert, Ihr Wohnraum versinkt nicht im Dreck und ich habe die Organisationskalender an den Zimmertüren der Kinder gesehen. Dass die Jungen kleinere Aufgaben im Haushalt übernehmen müssen, halte ich für lobenswert. Außerdem wurde mir von einem Wahnsinns-Weihnachtsfest berichtet.“
    Joachim hielt beinahe den Atem an.
    „Sie … Sie wollen wirklich sagen, dass Ihr Bericht positiv ausfallen wird?“
    „Nun, da war dieser exhibitionistische Auftritt Ihres Freundes, die Bezeichnung Tarantel und ein Kind, das im Hundekorb schläft.“
    Micha und Joachim wechselten einen unsicheren Blick.
    „Zum Glück für Sie ist Herr Döring
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