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Waldmeister mit Sahne

Waldmeister mit Sahne

Titel: Waldmeister mit Sahne
Autoren: Sandra Busch
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Ein weiches Bett, stimmungsvolles Kerzenlicht, ein bisschen Alkohol zum Lockerwerden und viel, viel Zeit. Stattdessen ließ er einfach auf einem Parkplatz die Hosen runter. Fassungslos schüttelte Michael den Kopf. Und küssen lassen wollte sich Jo auch nicht. Hatte Michael etwa Mundgeruch? Oder gehörte Jo zu den Typen, die ficken zwar okay fanden, das Küsschen hingegen für Mutti aufhoben? Ach nö, so hatte er eigentlich nicht gewirkt. Auf jeden Fall wollte Michael ihn unbedingt wiedersehen. Hoffentlich kam Jo tatsächlich am nächsten Freitag zum Kennel zurück. Wenn nicht, würde sich Michael mal am Bienroder See nach ihm umschauen müssen.
    Den Baggersee kannte er ebenfalls vom Cruisen. Bis dorthin musste er fünfzig Minuten lang mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durch ganz Braunschweig fahren und zweimal umsteigen, nur um eine kurze Nummer zu schieben. Und selbst auf die gab es keine Garantie, sodass er diese Odyssee so manches Mal umsonst auf sich genommen hatte und nach Stunden unbefriedigt nach Hause zurückkehrte, weil niemand dort gewesen war, der seinem Geschmack entsprach. Viel lieber ging er zum Spielmannteich. Dort konnte man ebenso gut im Gras kuscheln und der Treff lag deutlich zentraler. Und wenn ihm dort nichts Passendes in die Arme fiel, war er schnell wieder daheim.
    Auf dem Kennelparkplatz war er bislang selten gewesen. Die Polizei schaute hier ab und an mal vorbei. Angeblich zur Sicherheit der schwulen Gemeinde. So ein Blödsinn. Die hofften bloß ein Pärchen in flagranti zu ertappen, damit sie sich daran aufgeilen konnten. Michael grinste. Vielleicht konnten die uniformierten Herren demnächst sogar seine Kehrseite bewundern, schließlich hatte er zu Jo gesagt, dass er zukünftig freitags am Kennel zu finden war. Tja, Gewohnheiten waren dazu da, um sie zu ändern, oder nicht? Und Jo war der interessanteste Mann, der ihm seit dem Scheitern seiner langjährigen Beziehung mit Olaf im letzten Jahr über den Weg gelaufen war. Michael beschleunigte seine Schritte. Vielleicht erwischte er noch den Bus. Eigentlich hätte er am Südsee entlang nach Hause gelangen können, wenn er dafür im Augenblick nicht ein wenig zu faul gewesen wäre. Er wollte lieber im Bus sitzen, den Kopf gegen die Scheibe lehnen und an diesen Jo denken. Und sich die Frage stellen, warum der sich erst jetzt poppen ließ. Und dazu von einem vollkommen Fremden.
    Den Bus verpasste Michael zu seinem Ärger ganz knapp. Resigniert sah er ihm hinterher, bis der Bus um eine Kurve verschwand. Leise fluchend schaute Michael auf den Fahrplan und stellte fest, dass er nun entweder einen langen Marsch auf sich nehmen musste oder weiterhin die faule Sau spielte und sich ein Taxi rief. Er entschied sich gegen das Taxi, denn dafür war er zu geizig. Also drehte er sich um und machte sich zu Fuß auf den Weg nach Hause. Okay, so hatte er genügend Zeit, um an seine neue Bekanntschaft zu denken und ein bisschen vor sich hin zu phantasieren, wie wohl ihre nächste Begegnung verlaufen würde. Das nächste Treffen mit Jo …

Dies war bereits der dritte Freitag, an dem sich Michael am Kennel die Beine in den Bauch stand. Er würde wieder nicht kommen. Schade. Irgendwie war Michael enttäuscht, denn er hatte in Jo jemanden gesehen, den er gerne näher kennengelernt hätte. Mit den Händen in den Hosentaschen lehnte er sich am Parkplatzeingang gegen einen Baum und versuchte sich mit der Tatsache abzufinden, dass Jo leider ein einmaliges Erlebnis gewesen war. Ein blonder Mann trat auf ihn zu und riss ihn mitten aus seinen trüben Gedanken. Michael kannte ihn, denn er war ihm bereits mehrmals am Spielmannteich aufgefallen, wo der Blonde mit einer kleinen Gruppe Russen zusammengestanden hatte.
    „Ficken?“
    Er schüttelte den Kopf. Ein einziges Mal hatte er sich auf einen Russen eingelassen. Der Typ war auf ihn draufgesprungen, als müsste er mit bloßen Händen einen sibirischen Bären erwürgen. Michaels Arsch hatte geblutet, was der Russe bloß als einen persönlichen Erfolg betrachtet hatte. Er dagegen entwickelte eine tagelange Aversion gegen Stühle und musste diverse Hämatome mit Sportgel behandeln. Nein, danke. Sein Bedarf an Russen war gedeckt.
    „Schleich dich“, sagte Michael daher charmant.
    Popp du nur mit einer Wodkaflasche , fügte er in Gedanken böse hinzu. Vielleicht tat er dem Mann unrecht, aber er war enttäuscht, weil der Typ eben nicht Jo war.
    Gerade als er sich gelangweilt entschloss, nach Hause zu gehen, bog ein
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