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Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman

Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman

Titel: Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman
Autoren: Jodi Picoult
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ist lächerlich, es ist pubertär, und es ist irgendwie genau richtig. Unsere Knie stoßen gegen die Fenster, und unsere Füße kommen sich in die Quere, und weil es Delia ist, lachen wir sogar. Als wir beide auf dem Sitz liegen, greift sie in meine Boxershorts, und als sie mit seidenweicher Hand meine Erektion berührt, höre ich auf zu atmen. »Ich bin von Natur aus rotblond«, sage ich mit bebender Stimme.
    »Das interessiert mich im Augenblick gar nicht.«
    »Delia«, sage ich, denn ich studiere sie schon mein Leben lang, »willst du wirklich, daß wir das tun?«
    »Willst du wirklich, daß ich mich das frage?« antwortet sie, und dann senkt sie ihren Mund auf meinen.
    In mir wogt eine gewaltige Flut, von der ich bisher noch nichts wußte; sie läßt mich gegen sie branden, laut aufstöhnen, wenn ihre Fingernägel innen über meine Schenkel fahren. Als ich über ihr bin, warte ich, bis sie die Augen öffnet, damit sie sieht, daß ich es bin. Ich gleite in ein violettes Flammenmeer. Ich finde den Rhythmus zwischen unseren Pulsschlägen. Wir bewegen uns, als wären wir schon immer zusammen, und im Grunde sind wir das ja auch.
    Hinterher schleicht der Mond über das Dach des Wagens wie eine müde Katze, und Delia schlummert in meinen Armen. Ich will nicht einschlafen. Ich habe schon genug hiervon geträumt. So fängt meine Geschichte an und so wird ihre enden, wenn ich ein Wörtchen mitzureden habe.
    Knapp eine Stunde später regt sie sich und streckt sich an mir. »Fitz?« fragt Delia. »Haben wir das schon mal gemacht?«
    Ich blicke zu ihr hinab. »Nein.«
    »Ich glaub auch nicht, daß ich das vergessen hätte«, sagt sie und lächelt dabei in meine Halsbeuge hinein.
    Sie schläft ein, und diesmal hält sie meine Hand. Erics Diamantring schneidet in meine Handfläche wie die Wunden Christi am Kreuz. Ich würde das für sie tun, wird mir klar. Sterben. Wiedergeboren werden.

DELIA
    Als Kind war Fitz bei Scrabble unschlagbar. Eric machte das wahnsinnig, weil er nicht akzeptieren wollte, daß Fitz in irgendwas besser war als er. Aber Fitz hatte ein bemerkenswertes Gedächtnis, und wenn er ein Wort einmal gesehen hatte, vergaß er es einfach nicht mehr. »Lipsi ist gar kein Wort«, protestierte Eric, doch als wir im Wörterbuch nachschlugen, entpuppte es sich als ein Tanz.
    Ich fand es einfach erstaunlich, daß ein Zwölfjähriger wußte, daß Pyxis ein Behälter für Hostien ist. Aber Eric, der es nicht gewohnt war, zweitbester zu sein, beauftragte mich, ihm ein Wörterbuch einzutrichtern.
    Eric ging mit der ihm eigenen enormen Konzentration an die selbstgestellte Aufgabe heran. Ich entwarf Vokabeltests für ihn und fragte ihn ab, wenn er zum Abendessen bei uns war.
    Drei Wochen, nachdem Eric mit seinem Wortschatztraining begonnen hatte, trafen wir uns an einem regnerischen Samstag. »He«, sagte Fitz wie gewöhnlich. »Ich wette, ich schlag euch beim Scrabble.«
    Eric sah mich an. »Ha«, sagte er dann zu Fitz. »Wie kommst du denn da drauf?«
    »Na ... weil ihr schon hundertsiebzigtausendmal nicht den Hauch einer Chance gegen mich hattet!«
    Fitz merkte rasch, daß sich etwas getan hatte. Sobald Eric das Wort J-A-R-L legte und dann ganz lässig fallen ließ, daß das eine Bezeichnung für einen normanni-schen Edelmann sei, begannen Fitz' Augen zu leuchten. Unser Brett war bald voll mit Wörtern wie Larnax u nd Gibli und Ravelin. Schließlich, das Spiel stand auf des Messers Schneide, legte Eric das Wort vitiös. Fitz lachte auf. »Träum weiter.«
    Triumphierend reichte Eric ihm das Wörterbuch. Er wartete, bis Fitz die richtige Seite fand. » Fehlerhaft. Bösartig.«
    Fitz schüttelte den Kopf. »Okay, überzeugt, aber du verlierst trotzdem.« Und er legte das Wort fungibel auf ein Feld, das die dreifache Punktzahl gewährte, was ihm uneinholbar die Führung bescherte.
    »Was soll denn das heißen?« fragte ich.
    »Das sind wir«, sagte Fitz. »Schlag nach.«
    Ich mochte das Wort. Es klang wie etwas, das man zurechtknuffen konnte, oder nach einem weichen Kissen. Ich dachte, es würde unzertrennlich bedeuten, glänzend, loyal - irgendeins von den zig Adjektiven, die auf uns als Trio zutreffen würden. Ich schlug es nach.
    Fungibel, las ich. Austauschbar.
    Am nächsten Morgen, während Sophie noch schläft, dusche ich im Bad von Fitz' Motelzimmer. Er kommt herein, als ich mir die Haare kämme. Ohne ein Wort zu sagen, nimmt er mir die Bürste aus der Hand und neigt meinen Kopf nach hinten. Zuerst bearbeitet er die
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