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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key
Autoren: Stephen King
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konzentrierst...«
    »Ich glaube, das weißt du besser.«
    »Was sagst du also? Let us marry our fortunes together. «
    »Simon und Garfunkel, 1969«, sagte ich. »Oder um den Dreh. Ich weiß nicht recht, Wireman. Das kann ich im Moment noch nicht entscheiden. Ich muss noch ein weiteres Bild malen.«
    »Das musst du allerdings. Wie stark wird dieser Sturm übrigens sein?«
    »Weiß ich noch nicht. Aber Channel Six wird begeistert sein.«
    »Allerdings mit reichlich Vorwarnung, stimmt’s? Sachschäden sind in Ordnung, aber es gibt keine Toten.«
    »Keine Toten«, bestätigte ich. Das stimmte hoffentlich, aber sobald mein Phantomarm sich ungehemmt austoben durfte, konnte ich für nichts garantieren. Deshalb musste ich meine zweite Karriere beenden. Aber dieses letzte Bild würde es geben, weil ich die Absicht hatte, mich gründlich zu rächen. Und nicht nur wegen Illy, sondern auch wegen all der früheren Opfer Perses.
    »Hörst du manchmal was von Jack?«, fragte Wireman.
    »Ungefähr einmal pro Woche. Er studiert ab Herbst an der FSU in Tallahassee. Auf meine Kosten. Bis dahin ziehen seine Mutter und er ein Stück weit die Küste hinunter nach Port Charlotte.«
    »Auch auf deine Kosten?«
    »Äh... ja. Seit Jacks Vater an Morbus Crohn gestorben ist, haben seine Mutter und er es wirklich nicht einfach gehabt.«
    »Auch deine Idee?«
    »Wieder richtig.«
    »Du glaubst also, dass Port Charlotte südlich genug liegt, um ihn aus der Gefahrenzone zu halten.«
    »Ich denke schon.«
    »Und nach Norden hin? Wie steht’s mit Tampa?«
    »Höchstens Regenschauer. Der Sturm wird ziemlich eng begrenzt sein. Begrenzt, aber heftig.«
    »Eine kompakte kleine Alice. Wie die von 1927.«
    »Ja.«
    Während wir dasaßen und einander ansahen, kamen die drei jungen Frauen mit ihrem Sportboot wieder vorbei, lachten noch lauter und winkten noch begeisterter. Ah, süßer Vogel Jugend, beflügelt von alkoholischen Mixgetränken am Nachmittag. Wir winkten zurück.
    Als sie fort waren, sagte Wireman: »Miss Eastlakes Verwandte werden sich nie Sorgen wegen Baugenehmigungen auf ihrem neuen Besitz machen müssen, oder?«
    »Ich glaube nicht, nein.«
    Er dachte darüber nach, dann nickte er. »Gut. Schick die ganze Insel auf den Meeresgrund. Ist mir nur recht.« Er griff nach dem Silberzylinder, konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf die kleine orangerote Flagge über der Spalte, die mitten durch den Lake Phalen lief, und sah wieder mich an. »Möchtest du irgendwelche abschließendenWorte sprechen, muchacho? «
    »Ja«, sagte ich, »aber nicht viele.«
    »Dann halt dich bereit.« Wireman drehte sich auf den Knien zur Seite und hielt den Silberzylinder über die Bordwand. Er glitzerte im Sonnenlicht - hoffentlich zum letzten Mal in mindestens tausend Jahren, aber ich hatte so eine Ahnung, dass Perse gut darin war, einen Weg zur Wasseroberfläche zu finden. Dass sie es schon früher geschafft hatte, dass sie es erneut schaffen würde. Selbst von Minnesota aus würde sie irgendwie in den caldo zurückfinden.
    Ich sprach die Worte, die ich mir zurechtgelegt hatte. »Schlafe auf ewig .«
    Wiremans Finger öffneten sich. Im nächsten Augenblick war ein leises Platschen zu hören.Wir beugten uns über den Bootsrand und verfolgten, wie der silberne Zylinder rasch außer Sicht kam, mit einem letzten Aufblitzen im Sonnenlicht, das seinen Abstieg markierte.
     
     
     
     
     
     
    II Wireman blieb an diesem Abend und auch am nächsten. Wir aßen englisch gebratene Steaks, tranken nachmittags grünen Tee und sprachen über Gott und die Welt, nur nicht über alte Zeiten. Dann fuhr ich ihn zum Flughafen, von dem aus er nach Houston fliegen würde. Dort wollte er sich einen Mietwagen nehmen und nach Süden weiterfahren. Ein bisschen vom Land sehen, wie er sagte.
    Ich bot an, ihn bis zu den Personenkontrollen zu begleiten, aber er schüttelte den Kopf. »Du solltest nicht zusehen müssen, wie Wireman auf Geheiß eines jungen Business-School-Absolventen seine Schuhe auszieht«, sagte er. »Wir sagen hier adiós , Edgar.«
    »Wireman...«, begann ich, aber dann konnte ich nicht weitersprechen. Ich hatte einen Kloß im Hals.
    Er zog mich in die Arme und küsste mich nachdrücklich auf beide Wangen. »Hör auf mich, Edgar. Es ist Zeit für den dritten Akt. Du verstehst, was ich meine?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Komm nach Mexiko runter, wenn du so weit bist. Und wenn du möchtest.«
    »Ich werde darüber nachdenken.«
    »Tu das. Con Dios, mi amigo; siempre con Dios.
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