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Waffenschwestern

Waffenschwestern

Titel: Waffenschwestern
Autoren: Elizabeth Moon
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hatte das Gefühl, gefährlich dicht vor einer Probe zu 665
    stehen, ob sie ihre vollen Kräfte auch gegen einen
    unausgegorenen Nachkommen einzusetzen bereit war.
    »Feindberührung!« Das war der Major, der den Landetrupp der Marineinfanterie kommandierte. »Man schießt auf uns; ich wiederhole: Wir sind feindlichem Beschuss ausgesetzt!«
    »Gefechtscode: Offen Grün.« Als sich seine Großmutter mit diesen Worten an die übrige Welt wandte, klang ihre Stimme flach und ohne Schärfe. »Wiederhole: Gefechtscode lautet Offen Grün.«
    Offen Grün … Neues Ziel, neue Gefechtsregeln. Sie hatte ihm nachgegeben. Barin spürte, wie ihm das Herz gleichzeitig aufging und in die Hose sank, eine Empfindung, bei der ihm fast schlecht wurde; dann fasste er sich wieder.
    »Zur Unterstützung von Ensign Serrano und einer
    unbekannten Zahl zu evakuierender Zivilisten, die in die Hunderte geht: Offen Grün.«
    Er hörte, wie der Major Luft holte: Die Bodenunterstützung, die für eine kleine Gruppe mehr als ausgereicht hätte, war bei weitem ungenügend, um Hunderten sicheres Geleit zu geben.
    »Unterstützung unterwegs…«
    Barin versuchte auszurechnen, wie lange es dauern würde, und ob Shuttles und Truppen von den übrigen Kreuzern und der Shrike angefordert werden mussten. Dann schüttelte er diese Gedanken ab, denn dafür war jemand anderes zuständig; er kümmerte sich lieber wieder um die eigene Aufgabe – nämlich diese Menschenmenge zu einer Stelle zu bringen, wo sie am besten zu schützen war, um dort auf die Kräfte zu warten, die seine Großmutter schickte.
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    Er wandte sich an Prima, die immer noch vor ihm wartete:
    »Sie schicken weitere Shuttles, aber das dauert einige Zeit. Wir sorgen so gut wie möglich für Ihre Sicherheit, aber…« Aber …
    falls die Aufrührer wussten, wo sie die Atomsprengköpfe fanden, falls sie sie zünden konnten, dann gab es einfach keine Sicherheit. »Falls Sie irgendetwas über fremde Waffen wissen und wo sie versteckt sind, wäre das hilfreich.«
    »Ich weiß was.« Das sagte ein Junge von vielleicht dreizehn Jahren, der mit dem Arm winkte.
    »Was?«, fragte Barin.
    »Daddy hat Onkel Jed seinen Schlüssel gegeben un' ihm alles erklärt, kurz bevor er weg iss, um das geflüchtete Mädchen zujagen.«
    Ein Schlüssel. Das war bestimmt der Schlüssel, der eine Bombe scharf machte. Barins Bauch verspannte sich zu einem kalten Knoten.
    »Und wo ist dein Onkel Jed, was denkst du?«
    »Da drin auf dem Fußboden …« Prima deutete auf eine Tür in der Wand gegenüber. »Ich wusste nicht, was ich mit ihm machen sollte, also habe ich ihn liegen gelassen…«
    »Sehen Sie nach«, wies Barin die Wachsoldaten an. Einer von ihnen ging hinüber und schloss die Tür wieder, um den Gestank des Todes auszusperren, der hinaus in die Halle gedrungen war.
    »Sieht aus wie ein Waffenschlüssel; er trägt ihn an einer Kette um den Hals. In den Taschen – noch ein Schlüssel, der anders aussieht; macht ganz den Anschein, als hätte er den 667
    Primärschlüssel für ein System und den Sekundärschlüssel für ein anderes.«
    Aber wie viele Systeme gab es, und wie viele Männer hatten die Schlüssel, und ob sie wohl wussten, in welcher Reihenfolge die Schlüssel zu benutzen waren? Barin konnte sich nicht darauf verlassen, dass auch die Ehefrauen der übrigen Ranger die Verwandten ihrer Gatten niederschlugen.
    »Wir haben zwei Waffenschlüssel«, meldete Barin dem
    Major. »Ranger Bowies Bruder hatte sie dabei. Ich vermute, dass jeder Ranger über einen oder mehrere Schlüssel verfügte und sie einem Nachfolger hinterlassen hat.«
    »Wie viele Soldaten haben Sie bei sich?«
    »Nur vier Mann Geleitschutz.«
    »Verdammt! Wir müssen diese Schlüssel aus den Häusern
    holen, ehe wir alle in einem hübschen Feuerwerk hochgehen.
    Diese Kerle sind verrückt - Sie sollten mal sehen, wie die sich dort draußen benehmen!«
    Barin hörte in der Ferne den Lärm wie von einem
    Schießstand.
    *
    Als Esmay Suiza wieder auf der Brücke der Shrike war, wo sie hingehörte, stellte sie fest, dass jeder an Bord – einschließlich des Kommandanten Solis, der nun auch seine letzten Zweifel an ihren Absichten abgelegt hatte – sie mit übertriebener Vorsicht behandelte. Alle Spezialmannschaften, die man von der
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    Navarino ausgeliehen hatte, waren dorthin zurückgekehrt; Meharry hätte Esmay, wie diese wusste, nicht wie
    zerbrechliches Glas behandelt, nur weil sie einen Zustand der Hypoxie erlebt hatte. Sie fühlte sich
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