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Waffenschwestern

Waffenschwestern

Titel: Waffenschwestern
Autoren: Elizabeth Moon
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gegenüber eine Tür auf und eine Frau trippelte auf ihn zu, die den Blick gesenkt hielt. Kurz vor ihm blieb sie abrupt stehen. Hinter ihm schrie Prima auf, und die andere Frau stürmte weiter und schnatterte auf Prima ein, so schnell sie konnte.
    »Un' Travis' kleiner Bruder hat diesen Schlüssel genommen un' in dieses Ding gesteckt, diesen Kasten, un' dann hat Travis'
    Prima ihn mit ihrer Bratpfanne niedergeschlagen, die sie aus der Küche geholt hat un' die voller heißem Fett un' Brathühnchen war, un' dieser Kasten hat gesummt un' gesummt, un' Prima hat gesagt, lauf schnell rüber un' sag es ihr, weil die stumme Ausländerin ins Fett geschrieben hat: SCHLIMM, SCHLIMM, SCHLIMM, HOL SCHNELL HILFE!«
    Prima blickte über den Kopf der anderen hinweg auf Barin.
    »Es ist eine Bombe«, sagte er und hoffte, dass sie dieses Wort verstand. »Diese Schlüssel schalten sie ein…«
    »Wie eine Lampe?«, fragte sie. »Ein … Schalter?«
    »Ja. Falls das die Bomben sind, die sie uns gestohlen haben, braucht man mindestens zwei Schlüssel, um sie scharf zu machen …« Falls die Bomben jedoch woanders gestohlen
    worden waren, dann hatte er keine Ahnung. »Damit niemand es versehentlich tut«, fuhr er fort. »Man muss die Schlüssel in der richtigen Reihenfolge benutzen.«
    672
    »Wo sind die Schlüssel?«, fragte Prima die Frau.
    »Ich weiß nich', Ma'am; sie hat mir nur gesagt, ich soll rüberlaufen un' es Ihnen sagen, weil Sie uns gesagt haben, dass wir fortgehen, un' der Bruder von Ranger Travis sagte nein un wir wären allesamt Huren des Satans un' hätten sowieso
    verdient zu sterben.«
    »Ich schicke …«, begann Barin, aber Prima hob die Hand.
    »Sie werden Ihnen nicht trauen; sie vertrauen aber vielleicht meinen Frauen. Möchten Sie sicherstellen, dass niemand beide Schlüssel benutzt?«
    »Möglichst überhaupt keinen Schlüssel, falls wir nicht schon zu spät kommen.«
    Prima schickte eine Gruppe Frauen los, die der anderen über die Straße folgten. Der nächste gepanzerte Transporter traf ein.
    Ein Baby, ein halbes Dutzend Kleinkinder und Frauen, die sich um sie kümmerten, drängten sich hinein. Barin fiel auf, dass Prima bei der Auswahl nicht zögerte und dass diejenigen, die warten mussten, keinerlei Anstalten trafen, sich zusammen-zurotten oder zu protestieren. Noch ein Wagen, und sie hatten ein Shuttle voll – das Shuttle, mit dem die Landegruppe selbst gekommen war.
    Barin war überzeugt – beinahe –, dass zwei Sätze Schlüssel noch nicht benutzt worden waren. Noch mindestens drei
    weitere, und er konnte sich glücklich schätzen, wenn das alles war…
    Eine Explosion erfolgte weiter oben an der Straße, und eine Bö aus beißendem Rauch fegte an ihm vorbei, gefolgt von etwas, das heftig auf die Hauswände und die Straße einprasselte.
    673
    Noch ehe er einen vorsichtigen Blick riskieren konnte, vernahm er den Major im Kopfhörer.
    »Etwas ist gerade in diesem hübschen kleinen Park
    hochgegangen, oben an Ihrem Block, Ensign. Sieht so aus, als hätte es die Spitze von diesem dekorativen Stern gerissen…«
    Barin blickte hinaus und sah durch die Wolke aus Staub und Rauch, wie eine bedrohliche Gestalt langsam aus den leuchtend roten und gelben Blumenbeeten aufstieg.
    »Ich denke, wir haben die Atomsprengköpfe gefunden«, sagte er, erstaunt über den eigenen gelassenen Ton. »Sie hatten ein Silo unter diesem Ding. Und jemand hat beide Schlüssel
    benutzt.« Was immer es auch nützte, er gab Prima mit einem Wink zu verstehen, dass sich alle auf den Fußboden legen sollten, setzte dann selbst den Helm wieder auf und verriegelte ihn. Er hätte Esmay gern Lebewohl gesagt, aber…
    »Sie bewegt sich nicht mehr«, sagte der Major. »Welche
    optischen Eindrücke haben Sie davon, Ensign?«
    Barin blickte vorsichtig um den Türrahmen und fragte sich erst jetzt, warum er die Tür offen gelassen hatte. »Sie – ragt etwa zehn Meter über dem Boden auf und … bewegt sich
    nicht.«
    »Wartet sie auf ein Zündsignal?«, fragte eine weitere Stimme im Kopfhörer.
    »Keine Ahnung. Unsere Vögel wären inzwischen längst
    draußen und unterwegs«, sagte der Major. »Dient dieses Ding nur dazu, die Stadt hochzujagen?«
    Hübscher Gedanke. Barin hatte daran gar nicht gedacht und hoffte sehr, dass diese Hypothese falsch war.
    674
    Der erste gepanzerte Transporter, der für eine weitere Fuhre zurückkehrte, kam knirschend um die Ecke, als wäre nichts in der Welt von Belang, und hielt vor der Tür. Barin zuckte die
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