Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wächter

Wächter

Titel: Wächter
Autoren: Baxter Clarke
Vom Netzwerk:
größten Strukturen lösen sich zuerst auf. Der Planet wird zuerst zerstört und dann der menschliche Körper. Dieses kleine Gerät müsste das Ende des Planeten überdauern, selbst wenn es irgendwo in den Raum abdriftet, und es wird wohl auch etwas länger überleben als ein Mensch in einem Raumanzug. Es wird vermutlich in eine Schuttwolke gehüllt sein. Von Gestein, das in immer kleineren Maßstäben zu Staub zerfällt.«
    »Enthält es Instrumente?«
    »Ja. Sie müssten so lange funktionieren und Daten sammeln, bis die Expansion den Zentimeterbereich erreicht hat und der Riss die Kugel knackt. Doch selbst dafür gibt es einen Plan. Die Kugel wird eine Wolke noch kleinerer Sensoreinheiten freisetzen - Stäubchen, wie wir sie nennen. Das ist Nanotechnologie,
Myra, Maschinen in der Größe von Molekülen. Sie werden weiter Daten sammeln, bis die Expansion den molekularen Maßstab erreicht. Dann gibt es nichts mehr, was wir noch tun könnten. Paula sagt, das konstruktive Ziel bestünde darin, ein Funktionieren bis zur letzten Mikrosekunde zu gewährleisten. Auf diese Weise verlängert der Zeitraum für die Datensammlung sich noch einmal um eine halbe Stunde.«
    »Dann ist es die Sache auf jeden Fall wert.«
    »O ja.«
    Myra hob die Kugel an. »Was für ein wunderbares kleines Gerät. Es ist eine Schande, dass niemand in der Lage sein wird, seine Daten zu verwenden.«
    »Das weiß man nie«, sagte Juri.
    Sie legte die Kugel wieder auf den Tisch. »Und diese Pillen?«
    Er betastete den Pillenbeutel skeptisch. »Jenny in Lowell sagte, dass sie etwas in der Art vorbereiten würde.« Jenny Mortens war die Ärztin von New Lowell, die Einzige, die es auf dem Mars noch gab. »Du weißt, was das ist. Wir könnten es uns leicht machen und sie einfach schlucken.«
    »Es wäre doch eine Schande, so weit zu kommen und dann in letzter Minute aufzugeben. Meinst du nicht auch? Außerdem mache ich mir Gedanken um meine Mutter.«
    »Alles klar.« Er grinste und schnippte den Pillenbeutel in einen Mülleimer.
    Sie schaute auf die Uhr. »Ich glaube, wir sollten besser aufbrechen. Es bleibt nicht mehr viel Zeit.«
    »Richtig.« Er stand auf und stapelte die Teller. »Ich glaube, dass wir ein wenig Wasser vergeuden und abwaschen können.« Er drehte sich kurz zu ihr um. »Was hältst du davon, die Anzüge zu benutzen?«
    Sie beide wollten die letzten Momente außerhalb der Basis verbringen. Aber sie war unschlüssig gewesen, ob sie einen Anzug anlegen sollte. »Ich glaube schon, dass ich gern ein wenig menschlichen Kontakt hätte, Juri.«

    Er lächelte. »Schön gesagt. Zu spät, sich jetzt noch zu zieren.«
    »Du weißt genau, was ich meine«, sagte sie leicht verärgert wegen der Frozzelei.
    »Natürlich. Schau - ich habe es repariert. Steig mit mir in den Anzug und sieh es dir an. Vertrau mir. Ich glaube, es wird dir gefallen. Und du hättest dann immer noch genug Zeit, um wieder reinzugehen, falls es dir doch nicht zusagt.«
    Sie nickte. »Na schön. Aber zuerst machen wir hier klar Schiff.«
     
    Also räumten sie auf. Nach einem letzten großen Schluck Kaffee - dem letzten Schluck überhaupt, sagte sie sich - spülte Myra die Teller mit dem wertvollen warmen Wasser und stapelte sie. Dann ging sie ins Bad, wusch sich das Gesicht, putzte sich die Zähne und benutzte die Toilette. Die Anzüge verfügten natürlich auch über entsprechende Möglichkeiten, aber die wollte sie nur im Notfall nutzen.
    Dann ging sie zum letzten - allerletzten - Mal eine Liste mit einfachen menschlichen Verrichtungen durch. Sie würde nie wieder schlafen oder essen oder Kaffee trinken und auch kein Bad mehr benutzen. Diese Gedanken bewegten sie schon, seit sie an diesem Morgen aufgewacht war, und es war ihr trotz aller Anstrengungen nicht gelungen, sie zu verdrängen.
    Mit Juri unternahm sie eine letzte Begehung der Station. Juri trug die schwarze Sensorkugel von Lowell. Sie hatten Wells bereits zum größten Teil geschlossen, und nun befahlen sie der Stations-KI, die Systeme auf ein Minimum herunterzufahren und die Lichter auszuschalten, sodass sie eine Spur der Dunkelheit hinter sich herzogen. Alles war schön sauber und lag an seinem Ort. Myra war stolz darauf, wie sie diesen Ort zurückließen.
    Schließlich brannte nur noch eine Leuchtstoffröhre in der Außeneinsatz-Kuppel und erhellte die kleinen Luken, durch die sie kriechen mussten, um in die Anzüge zu steigen. Sie
legten die Innenanzüge an, und Juri schob die Sensorkugel durch eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher