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Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Titel: Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman
Autoren: Annette McCleave
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keine Genugtuung, einen unsterblichen Krieger zu besiegen, wenn dieser für sich ins Feld führen konnte, dass er nicht voll bewaffnet gewesen war. Nein, diesmal würde MacGregor einem angemessenen Ende nicht entgehen. Diesmal würde er so sterben, wie es die Geschichte für ihn vorgesehen hatte – langsam und qualvoll.
     
    Während sie die Lobby des Apartmentgebäudes in Richtung Aufzug durchquerte, blickte Rachel in das herzförmige Gesicht ihrer Tochter. Das Bild eines im Wasser treibenden Schulbusses, der in die Tiefe gezogen wurde, stieg wieder in ihr auf. Sie drückte Ems Hand. Alles hätte auch ganz anders ausgehen können. Es hätte Em anstelle der armen Busfahrerin sein können, die von den Sanitätern in einem Leichensack davongetragen wurde.
    »Mir geht’s gut.« Em schüttelte Rachels Hand ab. »Warum nehmen wir den Aufzug? Es ist doch nur ein Stockwerk.«
    »Weil du noch unter Schock stehst.«
    »Verschon mich mit so was …«
    »Du bist fast gestorben.«
    »Meinst du nicht, dass du ein bisschen übertreibst?« Das Mädchen seufzte dramatisch. »Komm schon, Mom. Der Aufzug ist viel zu langsam, und ich bin pitschnass. Können wir bitte einfach die Treppe nehmen?«
    »Na gut.«
    Verärgert darüber, welch leichtes Spiel die Schuldgefühle mit ihr hatten, zog Rachel Em ins Treppenhaus. Sie stieß die Stahltür auf und rannte prompt in ein massiges Hindernis. Dort stand ein anderer Mieter in einem dunklen Anzug, der sich gerade bückte. Wenn sie sich nicht mit einer Hand auf seinem Rücken abgestützt hätte, wäre sie über ihn gefallen. »Oh! Verzeihung«, sagte sie schnell.
    Er richtete sich auf. »Nein, das war meine Schuld. Ich habe mein Telefon fallen lassen.«
    Rachel blinzelte. Schwarzer Anzug, weißer Kragen … ein Priester. Und es war nicht irgendein Priester, sondern der, den die Sanitäter ihr gezeigt hatten, der Retter ihrer Tochter. Diese beiden Tatsachen allein hätten ihm einen Platz in der Kategorie der Menschen sichern müssen, die man eigentlich nie berühren sollte, doch Rachels verwirrten Hormonen schien das gleichgültig zu sein. Der Anblick seiner muskulösen, 1,85 Meter großen Gestalt jagte ihren Herzschlag in die Höhe. Rasch nahm sie ihre Hand fort. Ganz ehrlich, wenn mehr Geistliche so aussähen wie er, wären die Kirchen wieder voll.
    Er hielt ihrem Blick für einen kurzen Moment stand – ein Moment, der seltsam intensiv war –, dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf Emily, die mit Make-up-verschmiertem, gleichgültigem Gesicht neben Rachel stand. »Geht es dir gut?«
    Em zuckte die Achseln.
    »Ja, es geht ihr gut«, sagte Rachel rasch, der die pubertäre Reaktion ihrer Tochter peinlich war. »Natürlich geht es ihr gut. Das verdanken wir Ihnen. Ich wollte mich schon am Unfallort bei Ihnen bedanken, aber die Polizei und die Presse hatten Sie ja bereits umzingelt.«
    War es lasterhaft, einen Priester für einen Adonis zu halten? Dieses klassisch schöne Gesicht, das lediglich von einem Anflug von Müdigkeit überschattet wurde, ließ Rachels Herz höher schlagen. Selbst jetzt, da sein schwarzer Anzug zerknittert und befleckt war und sein kurzes braunes Haar wirr nach allen Seiten abstand, sah er einfach phantastisch aus.
    Sein Blick wanderte zurück zu ihr. Ein fester und eindringlicher Blick aus blaugrauen Augen. »Ich bin froh, dass ich zur rechten Zeit dort war.«
    Er trieb ihr die Hitze in die Wangen. Rachel legte den Arm um Emily, die mit steifen Schultern dastand, und erwiderte schwach: »Ja, das sind wir auch.« Sie sollte mehr sagen, aber was? Wie bedankt man sich richtig bei jemandem, der der eigenen Tochter das Leben gerettet hat? Alle Worte, die Rachel einfielen, schienen nicht auszureichen, deshalb entschied sie, sich erst einmal vorzustellen. »Ich bin Rachel Lewis, und das ist Emily.«
    Er starrte einen Augenblick lang auf ihre ausgestreckte Hand, dann ergriff er sie. »Lachlan MacGregor.«
    Die Wärme seiner schlanken Finger mit den fast rechteckigen Kuppen sandte ein unerwartetes Kribbeln ihren Arm hinauf, und Rachel musste sich beherrschen, um ihre Stimme ruhig klingen zu lassen. »Sind Sie Schotte, Pater MacGregor?« Als er nicht gleich antwortete, fügte sie hinzu: »Ich meine – Ihr Name und dieser leichte Akzent … Ich dachte …«
    »Ich lebe bereits seit vielen Jahren nicht mehr dort, aber ja, gewiss, ich stamme aus Glen Lyon.« Er ließ ihre Hand los.
    Es entstand eine unbehagliche Pause, in der Rachel fieberhaft überlegte, was sie als
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