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Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman

Titel: Wächter der Seelen / Gefährlich wie ein Engel. Roman
Autoren: Annette McCleave
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auf eine lautlose Annäherung zunichte. Nicht, dass es den Mann, der auf dem Treppenabsatz lag, noch interessiert hätte. Für ihn kam jede Hilfe zu spät.
    Brians Blick huschte über die leblose Gestalt des Mannes. Er registrierte den versengten schwarzen Anzug und den Rosenkranz aus hellen Quarzperlen, den seine verbrannten Finger umkrallt hielten. Kalte Angst legte sich schwer auf seinen Magen. Ohne die Leiche umdrehen zu müssen, wusste er, wer es war. Vater O’Shaunessy. Der Mann, den er hier im Kaufhaus in weniger als einer Stunde hatte treffen wollen.
    Dies war kein zufälliger Dämonenangriff.
    Sein Blick wanderte weiter, über die deutlichen Kampfspuren im Staub zu den grau getünchten Wänden, auf deren schartigem Beton sich eine Reihe großer Brandflecken abzeichneten. Ein brutaler Kampf war hier im Gange gewesen, und auf beiden Seiten war übernatürliche Energie zum Einsatz gekommen. Die beherzten Versuche des Priesters, sich zu verteidigen, waren …
    Brian runzelte die Stirn. Nicht nur Ruß verursachte die dunklen Flecken. Es war auch Blut vergossen worden. Viel Blut.
    Trotzdem fand sich an O’Shaunessys Leiche keinerlei offene Verletzung; nur die Brandwunden waren zu sehen, die die Feuerbomben des Dämons verursacht hatten. War noch jemand hier gewesen? Hatte jemand diesen Kampf überlebt?
    Brian legte rasch eine Hand an die Kehle des Priesters. Wohltuende Wärme floss in seine Fingerspitzen, kroch seinen Arm hinauf und legte sich um sein Herz – ein untrügliches Anzeichen dafür, dass die Seele, die er gerade aufnahm, in den Himmel kommen würde.
    Eine weitere Explosion traf das Gebäude. Die Wände des Treppenhauses bebten, und Mörtelstaub sowie ein Betonbrocken von der Größe eines Brotlaibs lösten sich von irgendwo über seinem Kopf und krachten unmittelbar vor seinen Füßen zu Boden. Schreie drangen von den Stockwerken unter ihm herauf und trafen ihn wie Nadelstiche. Ob der Priester allein gewesen war oder nicht, war irrelevant. Was immer dort unten war, musste vernichtet werden.
    Er setzte über das Treppengeländer und ließ sich vier Stockwerke tief fallen. Am Boden landete er geschmeidig wie eine Katze und kam sofort wieder auf die Füße.
    Mit dem Schwert in der Hand schritt er durch den Rauch in die Ruinen der einstigen Parfümerieabteilung. Sein Magen verkrampfte sich. Im Erdgeschoss befanden sich die bestbesuchten Abteilungen des Kaufhauses, stets voller gaffender Touristen und Teenager, die jedem Modetrend huldigten. Der heutige Abend war keine Ausnahme gewesen. Mindestens zwei Dutzend Menschen lagen überall auf dem Boden, von einer Sprinkleranlage besprüht, die kaum funktionierte. Männer, Frauen und … mindestens ein Kind. Einige waren noch am Leben, andere nicht mehr.
    Brian riss seinen Blick von dem grausamen Schlachtfeld los und suchte den dunstigen Innenraum nach dem Dämon ab. Sich mit den Opfern zu befassen, die dieser Angriff gefordert hatte, würde warten müssen. Nun hatte oberste Priorität, dem Gemetzel Einhalt zu gebieten.
    Das dünne Geheul von Sirenen schwoll in der Ferne an und ab und kam unablässig näher. Gut zu wissen, aber im Augenblick nicht so wichtig. Während er die anrückenden Rettungsfahrzeuge, das Knistern elektrischer Entladungen und das leise Stöhnen der Verletzten ausblendete, konzentrierte er sich ganz auf die Geräusche, die einen Seelenwächter bis in seine Albträume verfolgten: das rauhe Murmeln höllischer Beschwörungen und das Zischen von Feuerbomben in der Luft.
    Und dann entdeckte er den Bastard.
    Links. Knapp 100 Meter durch den Rauch entfernt.
    Die meisten Schergen Satans verbargen ihre wahre Identität vor den Menschen mit einem Zauber. Nicht so dieser hier. Er war ein gefleckter rotgrauer Koloss, doppelt so groß wie Brian und wahrscheinlich dreimal so schwer, und er hatte überall Hörner und Klauen. Ein langer Schwanz, von dem Schleim tropfte, peitschte vor und zurück, als führe er ein Eigenleben. Dieser Dämon war eindeutig die imposanteste Kreatur, mit der es Brian jemals zu tun gehabt hatte. Aber er verdrängte den Gedanken schnell.
    Er wich dem umtriebigen Schwanz in weitem Bogen aus und näherte sich dem Ungetüm zwischen den Trümmern, während er in Gedanken seinen Angriff plante. Das Monster drehte ihm praktischerweise den Rücken zu, daher sprang er auf die Überreste einer Verkaufstheke und stürzte sich von hinten auf die hünenhafte Gestalt. Sein Ziel war der muskelbepackte Nacken. Sein Schwert hatte eine
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