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Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Titel: Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht
Autoren: Leipert Sabine
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Letztere. Ich versuchte, von seinem Gewedel abzulenken, indem ich endlich die Frage stellte, die mir gerade noch eingefallen war: »Ihr seid also Freunde, du und Chris?«
    Im gleichen Moment hätte ich mir am liebsten die Zunge abgebissen, denn es folgte natürlich die obligatorische Gegenfrage.
    »Ja, wir haben früher mal zusammen Fußball gespielt. Aber dann ist er auf American Football umgestiegen. Und du, woher kennst du ihn? Ich habe dich hier noch nie gesehen.«
    Glück gehabt, Chris hatte es offenbar nicht für nötig gehalten, seinem Freund von unserer kurzen Zusammenarbeit zu erzählen.
    »Na ja, eigentlich kennen wir uns auch gar nicht so gut, ich hab ihn nur ein paar Mal interviewt, für einen Artikel.«
    Tim starrte mich nachdenklich an, aber dann machte es offenbar Klick, und sein Blick wurde vielsagender. Chris hatte mich also doch erwähnt, aber mit Sicherheit nicht, um meine journalistischen Fähigkeiten hervorzuheben. Ich verschluckte mich an dem Rauch meiner Zigarette, und zu allem Überfluss fiel ein großes Stück Asche auf Tims viel zu sauberen Schuhabtreter.
    »Ach so, diese Journalistin«, grinste er. »Tja, bei deinen Bestechungsmethoden warst du bei Chris genau an der richtigen Adresse. Mal ehrlich, du bist doch nur mit ihm ins Bett gestiegen, um mehr über seine Affäre mit diesem Soapstar zu erfahren, oder?«
    Was hieß hier Bestechungsmethoden?! Erstens hatte Chris es bei unserem Interview ganz eindeutig auf mich abgesehen. Zweitens war er es gewesen, der mich mit vorgetäuschten Tatsachen in seine Wohnung gelockt hatte, denn sein Bildmaterial entpuppte sich als eine Sammlung alberner Schnappschüsse aus seiner Jugend. Und drittens hatte ich keine Ahnung von seiner Affäre mit dem Soapstar gehabt, sonst hätte ich damit schließlich meinen Artikel noch abrunden können. Tim besaß offenbar überhaupt kein Taktgefühl. Immerhin kannten wir uns gerade mal ein paar Stunden, und schon maßte er sich an, meine Dankesgeschenke abzulehnen, mir das Rauchen zu verbieten und meine Arbeitsmethoden zu kritisieren. Ich hatte meine Zigarette fast zu Ende geraucht, und weil ich beim besten Willen nicht wusste, wie ich sie unauffällig an der Wand ausdrücken und über das Geländer nach unten befördern konnte, zündete ich mir vor lauter Verzweiflung gleich die nächste an dem Stummel der ersten an und stopfte ihn in die Schachtel zurück. Sollte er mich doch für eine Kettenraucherin halten, darauf kam es jetzt auch nicht mehr an. Mit jedem Zug kam meine Selbstsicherheit zurück, und endlich wusste ich, was ich erwidern konnte.
    »Eigentlich bin ich Schriftstellerin. Das mit den Interviews mache ich nur nebenbei, um Geld zu verdienen.«
    »Ach, wirklich?«, fragte Tim jetzt interessiert. »Muss ich was von dir kennen?«
    So, jetzt hatte ich aber die Nase voll. Noch weiter würde ich mich nicht erniedrigen lassen. »Nein, es ist im Grunde wie bei dir. Wir sitzen beide in der Zweiten Liga auf der Ersatzbank und warten auf unsere Entdeckung. Nur dass meine Karriere natürlich mit dreißig noch nicht zu Ende ist.«
    Das hatte gesessen. Tims Gesichtsausdruck verriet, dass ich ihn tiefer getroffen hatte, als ich wollte. Er war einen Moment lang sprachlos. Dann schaute er auf seine Armbanduhr. »Tja, ich muss dann mal los. Trainieren. Schließlich kann man sich in meinem Job nicht nur auf seine körperlichen Vorzüge verlassen.«
    Na gut. Diesmal hatte er noch einmal gewonnen. Aber das nächste Mal war ich besser vorbereitet auf diesen eingebildeten, sportfanatischen, frauenhassenden Macho und seine alkoholfreie Nichtraucherzone. Darauf konnte er Gift nehmen.

DREIPUNKTEPLAN
    Am nächsten Morgen wurde ich durch ein lautes Klingeln und ein taubes Gefühl in meiner linken Gesichtshälfte geweckt. Erst dachte ich an einen vorzeitigen Schlaganfall, aber dann merkte ich, dass ich mit dem Telefonhörer am Ohr eingeschlafen war und dieser als Kissenersatz heute Nacht nicht nur die Blutzufuhr zu meiner linken Kopfhälfte eingeschränkt, sondern auch ein unschönes Muster in meinem Gesicht hinterlassen hatte. Ich versuchte durch Reiben wieder etwas Gefühl in meine blutleere Wange zu bekommen. Die ohnehin viel zu laute Klingel wurde nun noch durch ein Hämmern gegen die Tür verstärkt, und so wartete ich gar nicht erst, bis mein Gesicht wieder eine einigermaßen ansehnliche Form angenommen hatte, sondern öffnete.
    »Gott sei Dank, du lebst. Igitt, was hast du denn für komische Streifen im Gesicht?« Tinas Sorge um
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