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Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Titel: Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht
Autoren: Leipert Sabine
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mich hatte immerhin fast eine Sekunde gedauert.
    »Na ja, ich bezweifle, dass man das, was mein Körper zu dieser unmenschlichen Zeit gerade tut, leben nennen kann«, erwiderte ich müde.
    Tina und Özlem grinsten mich unverschämt fröhlich an. Ich hasste es, wenn andere Leute morgens gute Laune hatten und diese dann auch noch an mir ausließen. »Wisst ihr eigentlich, wie früh es ist?« Es konnte noch nicht spät sein, denn gegenüber kam Mister Keine-Macht-den-Drogen gerade von seinem morgendlichen Jogginglauf zurück und schmetterte uns ein freundliches »Guten Morgen« entgegen.
    Während ich grummelte: »Was soll an einem Morgen bitte schön gut sein?«, drehten Tina und Özlem sich um und flöteten ihm ein »Hallo« zu, als stände Robbie Williams persönlich vor ihnen. Es dauerte meiner Ansicht nach entschieden zu lang, bis sie sich wieder mir zuwandten, dabei war die Sorge um mein Wohlergehen doch der Hauptgrund für ihren Besuch. Offenbar war ich jetzt nicht mehr so wichtig, da klar war, dass ich noch lebte.
    »Was wollt ihr denn so früh hier?« Eigentlich war es eine Unverschämtheit, denn gerade die beiden mussten doch wissen, dass ich vor neun nicht aufstand, vor zehn nicht ansprechbar und erst um elf in der körperlichen Verfassung war, den Tag richtig zu beginnen.
    »Wir haben uns furchtbare Sorgen gemacht, Schätzchen. Ich habe gestern Abend bestimmt hundert Mal versucht, bei dir anzurufen, aber es war immer besetzt. Ich dachte schon, du hättest Tabletten eingeworfen oder sonst irgendeinen Blödsinn gemacht, wegen Frank«, erklärte Tina aufgeregt.
    »Und dann kommst du erst jetzt?«
    »Na ja, ich musste doch erst Özlem Bescheid sagen, und sie konnte gestern Abend nicht. Oder glaubst du etwa, ich will deine Leiche ganz alleine finden?«
    Özlem hielt eine Brötchentüte hoch. »Hier, für den Fall, dass du noch lebst, haben wir dir auch Frühstück mitgebracht.«
    Ich riss ihr die Tüte aus der Hand. Schoko-Croissants, das entschädigte natürlich für den etwas halbherzigen Rettungsversuch, und ich ließ sie herein. Tina warf Tim, der sich vor seiner Tür die Joggingschuhe auszog, um den Dreck ja nicht in die wahrscheinlich blitzblanke Wohnung zu schleppen, noch schnell ein vielsagendes Lächeln zu, bevor sie elegant an mir vorbei in die Wohnung stolzierte. Tims Blick folgte ihrem gekonnten Hüftschwung und blieb schließlich grinsend an meinem deformierten Gesicht hängen.
    »Bist wohl keine Frühaufsteherin, was?«
    Ich knallte die Wohnungstür zu, ohne darauf einzugehen.
    »Ich glaube es nicht«, rief Tina theatralisch, »du hast ja noch gar nichts ausgepackt. Was hast du denn gestern den ganzen Tag gemacht?«
    »Gebadet«, antwortete ich wahrheitsgetreu und suchte in dem Chaos auf dem Küchenboden nach meiner Kaffeemaschine.
    »Den ganzen Tag?«
    »Ich weiß, was sie gestern gemacht hat«, rief Özlem aus dem Wohnzimmer und kam mit der leeren Weinflasche in die Küche. Sie hielt die Flasche wie ein Beweisstück mit den Fingerspitzen fest. Es fehlte nur noch, dass sie sich vorher Latexhandschuhe übergezogen hätte.
    Tina starrte mich entsetzt an. »O nein, du hast ihn doch nicht angerufen, oder?«
    Durfte ich nicht wenigstens erst mal einen Kaffee trinken, bevor ich verhört wurde? Dieser Morgen begann langsam, mich zu überfordern. Zu allem Überfluss merkte ich jetzt, dass der Inhalt des Beweisstücks nicht spurlos an mir vorübergegangen war. Ich bekam Kopfschmerzen und suchte noch verzweifelter nach meiner Kaffeemaschine.
    »Karina, hast du Frank angerufen? Ja oder nein?« Özlem würde einmal eine wunderbare Anwältin abgeben, aber ich hoffte, dass ich dann niemals von ihr in den Zeugenstand gerufen würde.
    »Nein, natürlich nicht. Wieso sollte ich?« Schließlich konnte man einen Anrufbeantworter nicht als Frank bezeichnen, zumal der eigentlich auch mir gehörte.
    Tina und Özlem schauten sich an. »Sie hat!«
    »So ein Mist.« Ich durchwühlte die Kiste mit dem Geschirr ein zweites Mal.
    »So schlimm ist das auch wieder nicht. Du rufst ihn einfach an und sagst, dass du betrunken warst, dass du nicht mehr wusstest, was du tatest, und er den Anruf einfach ignorieren soll.«
    Bei Özlem hörte es sich so an, als arbeitete sie an einer Verteidigungsstrategie, mit der sie auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren wollte.
    »Aber darum geht es doch gar nicht. Ich habe meine Kaffeemaschine bei Frank vergessen.« Entmutigt sank ich auf den Küchenboden und lehnte mich gegen die Wand. Der Tag
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