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Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht

Titel: Wackelkontakte - Kein Sex geht gar nicht
Autoren: Leipert Sabine
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heißen.«
    »Wenn es hilft, taufe ich mein Kind meinetwegen auch Edgar … «
    Aber es half nicht. Als pflichtbewusster Sicherheitsbeauftragter schüttelte Edgar den Kopf und schickte mich weg, weil die Kundschaft hinter mir ungeduldig wurde. Ich machte einen Schritt zur Seite und versuchte, über die Durchleuchtungsmaschinen einen Blick auf die Wartezone zu erhaschen. Es war zwecklos, der Wartebereich war so weitläufig, dass ich schon mehr als ein Wunder brauchte, um Tim dort zu entdecken. Ich fragte einige Leute, ob sie nach New York flogen, aber sie schüttelten entweder den Kopf oder reagierten überhaupt nicht auf meine Frage, weil sie kein Deutsch sprachen. Es war fünf vor zehn, und eine nette Frauenstimme kündigte über Lautsprecher an, dass auch die letzten Passagiere des Fluges LH 407 nun an Bord gebeten würden. In meiner Verzweiflung wartete ich neben den Sicherheitskontrollen darauf, dass Tim vielleicht erst in allerletzter Minute angehetzt kam. Vergeblich. Der Flieger hob ab. Und ich wanderte wie in Trance durch den Flughafen zurück zum Auto.
    Mein Kopf schaltete auf Autopilot. Irgendwann war ich wieder in Köln, und nachdem ich Tinas Wagen geparkt hatte, blieb ich einfach regungslos am Steuer sitzen. Von weitem konnte ich sehen, dass es Tina und Özlem tatsächlich gelungen war, einen LKW zu organisieren. Aber ich war zu müde, um mich jetzt um meinen Umzug zu kümmern, zumal ich immer noch nicht wusste, wohin. Ich war zu müde zum Aussteigen. Zu müde zum Denken. Zu müde, um heute überhaupt noch irgendetwas zu tun. Ich wollte einfach nur hier sitzen bleiben und mich bemitleiden. Für den Rest meines Lebens. Aber Özlem hatte beschlossen, mir nicht so viel Zeit zum Wunden lecken zu lassen.
    »Karina!«, rief sie aufgeregt, als sie am Auto vorbeikam, und riss die Fahrertür auf. Sie zog mich aus dem Wagen. »Wir haben eine Riesenüberraschung für dich. Das wird dich echt umhauen. Jetzt komm doch endlich mal mit!«
    Sie bugsierte mich zum LKW. Mit einer ausladenden Handbewegung präsentierte sie mir den Laderaum, in dem sich bereits meine Kartons und Regale stapelten. Ich konnte ihr wieder mal nicht so recht folgen, schließlich war die Aussicht auf eine weitere Nacht in einem LKW keine so sensationell tolle Überraschung. Da kam Tina auf mich zugestürzt und deutete mit einem grinsenden »Guck mal« auf einen Hintern, der sich in der hintersten Ecke des LKWs verkrochen hatte. In jeder anderen Situation hätte mich der Anblick von einem männlichen Hintern vielleicht aufgemuntert, aber heute … Moment mal. Ich nahm den Hintern genauer ins Visier. Er kam mir doch irgendwie bekannt vor. Natürlich, die gleiche dreckige Hose …
    »Tim?«, rief ich entgeistert.
    Der Hintern setzte sich in Bewegung, und ein lautes Poltern machte deutlich, dass sich das dazugehörige Vorderteil gerade den Kopf gestoßen hatte.
    »Wer hat hier eigentlich den LKW so chaotisch eingeräumt?«, kam es zurück. Es war tatsächlich Tims Kopf gewesen, der gerade die schmerzhafte Bekanntschaft mit einer Tischkante gemacht hatte. Er richtete sich auf.
    »Tim«, schrie ich. »Gott sei Dank, du bist noch da.« Ich kletterte in den LKW und zerdrückte Tim fast, als ich ihn umarmte. »O Gott, ich dachte schon, ich sehe dich nie wieder.«
    »Was?«, fragte Tim erstaunt.
    Dann nahm ich endlich meinen ganzen Mut zusammen und sah Tim ernst an. »Du hast mich doch gestern gefragt, was ich mir für dieses Jahr wünsche«, stammelte ich. Tim nickte irritiert und rieb sich die schmerzende Stelle an der Stirn. »Ich wünsche mir, dass du bei mir bleibst, wenn das irgendwie möglich wäre. Puh, so, jetzt ist es raus.«
    Ich sah ihn erwartungsvoll an, aber Tim ließ mit der Antwort lange auf sich warten. Stattdessen schaute er mich prüfend an.
    »Ich sehe schon, das wird nicht so einfach mit uns beiden.«
    Na toll, für diese ernüchternde Antwort hatte ich ihm gerade mein Innerstes offenbart.
    »Du meinst, wegen der Entfernung?«, fragte ich vorsichtig.
    »Nein, ich glaube, die tut uns ganz gut. Unser Nachbarschaftsverhältnis war ja nicht gerade das beste.«
    Ich nickte zerknirscht, da ich ihm da nun wirklich recht geben musste.
    »Nein, ich denke, es wird nicht so einfach, weil ich sehr viel altmodischer bin als du. Eins solltest du schon mal über mich wissen. Wenn ich einer Frau sogar mein kaputtes Knie zeige, ist es für mich irgendwie selbstverständlich, dass ich bei ihr bleibe.«
    Er grinste mich frech an, und ich war nun vollends
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