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VT10 - Tod im Blut

VT10 - Tod im Blut

Titel: VT10 - Tod im Blut
Autoren: Claudia Kern und Stephanie Seidel
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nickte. Seine Haut schimmerte grau im Mondlicht. »Und dann werden wir in die Höhlen gehen, dorthin, wo der Herr der Gruh…« Er unterbrach sich und blinzelte, als wisse er nicht, von dem die Worte stammten, die er gerade gesagt hatte.
    »Der Herr der Gruh? Erzähl mir davon, Nabuu!«, drängte sie ihn.
    »Er… ich weiß nicht. Etwas ist da unten mit mir passiert, aber… es ist alles … so verschwommen. Ich glaube, er hat das Gift ebenfalls genommen, aber er ist nicht so geworden wie die anderen Gruh. Das sagte er mir, oder? Oder sagte das ein anderer über ihn?«
    Tala spannte sich an. Nabuus Verstand schien bereits wieder im Schwinden begriffen. Ein zweites Mal würde er sich vielleicht nicht ihrer Autorität beugen.
    »Ein Gegenmittel? Hat dieser Mann ein Gegenmittel?« Jähe Hoffnung machte sich in der Leibwächterin des Kaisers breit.
    Vielleicht waren sie ja gar nicht auf Prinzessin Marie angewiesen!
    »Dokk… Sein Name ist Dokk.« Nabuus Stimme begann zu lallen. Es war höchste Zeit!
    Tala sprang auf. »Nabuu, komm jetzt! Bevor es dir wieder schlechter geht, müssen wir zu Doktor Aksela! Sofort! Ich werde mir dann überlegen, wie wir weiter vorgehen.« Sie packte Nabuu am Arm und zog ihn hoch.
    »Komm, schnell, bevor dich jemand sieht!«
    Den – oder die? – Toten verdrängte aus ihren Gedanken. Sie konnte nichts mehr daran ändern.
    Tala war erleichtert, als sie zusah, wie Dr. Aksela und eine ihrer Pflegerinnen Nabuu ins Bett brachten und ihn mit Lederriemen festschnallten. Als das Anti-Serum wieder in Nabuus Adern tröpfelte, drehte er sich noch einmal zu ihr um.
    »Ich danke dir für das, was du getan hast, Tala«, sagte er.
    Erneut fiel ihr auf, wie emotionslos er sich verhielt, beinahe so, als folge er menschlichen Bräuchen, die er vor seinem neuen Dasein erlernt hatte.
    »Ich werde dafür sorgen, dass dir nichts geschieht«, versprach sie und fühlte sich bei diesem Versprechen selbst nicht ganz wohl. Doch es blieb ihr nichts anderes übrig. Dr. Aksela hatte die Genesungszeit von Marie mit zwei Wochen oder länger angegeben, aber wenn es nun gelang, diesen Herr der Gruh – wie hatte Nabuu ihn genannt? Dokk – aufzutreiben, konnte vielleicht alles viel schneller gehen.
    Tala konnte nicht anders, aber sie war beinahe dankbar dafür, dass Nabuu seinem Hunger nachgegeben hatte. Wenn er das nicht getan hätte, dann hätten wir jetzt nicht diesen wichtigen Hinweis, dachte sie schuldbewusst.
    ***
    »Seid ihr wahnsinnig geworden!?«
    De Fouché war außer sich. Die Situation wurde immer abstruser. Hätte man rechtzeitig auf ihn gehört, dann wären sie jetzt die Gruh los – und es wäre genug Zeit verblieben, um Muhnzipal zu retten. Und das zum Preis von nur zwei Soldaten!
    Aber nein, erst hatte diese unverantwortliche Prinzessin Marie ihn aufgehalten, dann hatte Dr. Aksela ihn genötigt, die verseuchte Marie aus einem Brunnenschacht zu retten, und schließlich war auch noch ein Woormreiter, der diese besondere Form des Giftes in sich trug, aus sentimentalen Gründen ins Haus der Heiler gebracht worden, anstatt ihn sofort zu töten.
    Kein Wunder, dass dies in einer Katastrophe enden musste.
    Im Morgengrauen war eine Leiche mit aufgebrochenem Kopf gefunden worden, und nur seine Beteuerung, dass der Mörder bereits gefasst und inhaftiert war, hatte bislang einen Volksaufstand verhindert. Der Zorn richtete sich hauptsächlich gegen Nabuu, aber erste unzufriedene Stimmen gaben bereits der Stadtführung die Schuld.
    Und jetzt stand auch noch diese unverschämte Person, diese Witzfigur von einer Leibwächterin vor ihm und wollte mit diesem wahnsinnigen Gruh, diesem Mörder einen kleinen Ausflug in die Umgebung machen!
    De Fouché tobte innerlich und musste sich beherrschen – immerhin hatte er hier eine Vertrauensperson des Kaisers vor sich. Mit ihrer Entsorgung konnte er sich später befassen.
    »Meine Liebe, wisst ihr eigentlich, was ihr da angerichtet habt? Es fehlt nicht viel, und das Volk läuft Amok!«
    Talas Gestalt straffte sich. Sie hatte Respekt vor dem Sonderbeauftragten für Militärisches, aber sie musste sich durchsetzen. Es durfte nicht passieren, dass Nabuu etwas geschah. Solange Prinzessin Marie nicht genesen war und für die Serumsforschung zur Verfügung stand, war Nabuu alles, woran sie ihre Hoffnung zu knüpfen wagte. Er… und jener ominöse Dokk. Wenn es wirklich diesen Herrn der Gruh gab, dann musste es auch möglich sein, ihm das Wissen um das Gift, das aus den Menschen solche
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