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Vox

Vox

Titel: Vox
Autoren: Baker
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Orgasmus unterdrücken.»
    «Hoho. Ich schon», sagte sie.
    «Ehrlich? Na ja, ich meine, körperlich kann ich es schon.»
    «Ich weiß, was du meinst.»
    Eine Pause trat ein.
    «Ich höre Eiswürfel», sagte er.
    «Cola Light.»
    «Ah. Erzähl mir mehr. Erzähl mir von dem Zimmer, in dem du bist. Erzähl mir, was für Ereignisse dich dazu gebracht haben, diese Nummer zu wählen.»
    «Okay», sagte sie. «Ich bin nicht mehr im Schlafzimmer. Ich sitze auf der Couch in meinem Wohnzimmer-Schrägstrich-Eßzimmer. Die Füße liegen auf dem Couchtisch, was gestern noch nicht gegangen wäre, weil der Couchtisch da so hoch mit Post und Arbeitskram vollgestapelt war, aber jetzt geht es, und das ganze Zimmer, die ganze Wohnung, alles ist jetzt wirklich picobello. Ich hab mich heute nämlich krank gemeldet, ohne krank zu sein, was ich bei dieser Stelle bis jetzt noch nie gemacht habe. Ich rief beim Empfang an und sagte der Frau, ich hätte Fieber. Der Augenblick, als ich sie anlog, war gräßlich, aber holla! wie frei ich war, als ich dann auflegte! Und ich hab den ganzen Tag lang keinen Schritt vor die Tür getan. Ich hab bloß meine unmittelbare Umgebung in Ordnung gebracht, Sachen aufgeräumt, gesaugt und das ganze Silber ausgebreitet, das ich geerbt habe – drei verschiedene, sehr unvollständige Sets –, ich habe sie auf dem Eßtisch ausgebreitet, sie betrachtet und mir ernsthaft überlegt, ob ich sie polieren soll, aber so weit kam es dann doch nicht, aber es sah schön aus, wie sie da so ausgebreitet lagen, ein großer Fächer Gabeln, ein kleiner Fächer Messer, fünf große Servierlöffel, ein paar winzige Salzlöffel und ein kleines Häufchen Krimskrams wie Austerngabeln. Gar keine Teelöffel. Eine der Speisegabeln aus dem Service meiner Großtante war mir mal in den Geschirrspüler gefallen, als ich sie besuchte, und hatte von dem Drehspritzer am Boden eine üble Schramme abbekommen, und bei der Arbeit meinte eine, sie kenne einen Juwelier, der beschädigtes Silber repariert, ich hab also vor, sie reparieren zu lassen, es liegt alles bereit. Und sogar meine ganzen kaputten Perlenketten habe ich beisammen – ich hab sie alle aussortiert – der Anblick der ganzen Perlen, wie sie da so durcheinander auf meinem Nachttisch lagen, hat mich jeden Morgen deprimiert, und jetzt kann man sie wieder aufziehen, die rosafarbenen in einem Umschlag, die grünen in einem Umschlag und die bunten venezianischen in einem Umschlag – und auch die liegen jetzt auf dem Eßtisch bereit.»
    «Derselbe Juwelier, der das Silber repariert, zieht auch Perlen auf?» fragte er.
    «Ja!»
    «Wie sind denn die Perlen kaputtgegangen?»
    «Offenbar gehen sie immer morgens kaputt, wenn ich mich beim Anziehen beeilen muß. Sie bleiben an was hängen. Die Jadeperlen, meine Lieblingskette, die ich von meinem Vater habe, die ist an der offenen Mikrowellenklappe hängengeblieben, als ich ein Stück Papier vom Boden aufhob und zu schnell aufstand. Das war die letzte Tragödie. Und eine hat mir natürlich das Baby meiner Schwester vom Hals gerissen. Aber das kann man alles reparieren, und es wird alles repariert.»
    «Na prima.»
    «Jedenfalls ist die Wohnung wie verwandelt, aber richtig, nicht bloß oberflächlich, sondern mit versteckten neuen Ordnungsnestern, und ich hab mit dem Duschen bis weit in den Nachmittag hinein gewartet, und ich hab nicht masturbiert, weil ich wegen der Sünde, mich grundlos krank zu melden, den ganzen Tag über rein und tugendhaft bleiben wollte, und ich hab früh zu Abend gegessen, nur ein paar Carr’s Tablewatercracker mit Quark und koscheren süßen roten Paprikascheiben drauf, einfach köstlich, und ich hab den Fernseher nicht angeschaltet, dafür aber die Anlage, was in letzter Zeit nicht oft vorgekommen ist. Es ist eine ganz tolle Anlage.»
    «So?»
    «Ich glaube, ich hab so um die vierzehnhundert Dollar dafür hingelegt», sagte sie. «Ich habe sie von jemand gekauft, der sich eine noch tollere Anlage angeschafft hat.Es war der helle Wahn. Ich war verknallt in diesen Menschen. Er fand die Thompson Twins gut und die S. O. S. Band, und, ach, wie hießen die anderen Gruppen noch, die er so gut fand? Eine war die Gap Band. Midnight Star. Und Cameo. Das ist schon einige Zeit her. Er war kein besonders intelligenter Mann, auf gewisse Weise war er sogar ein sehr dämlicher, engstirniger Mann, aber er war so davon überzeugt, daß jeder gut finden würde, was er gut fand, wenn er es einem nur vorspielte, es war richtig
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