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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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wand sich und schrie auf. Zitternd erhob er die Hände zu dem schönen jungen Mann. »Was soll ich machen? Sieh dir Leuchtender Mond an. Spüre ihren Kummer. Sie sagt, sie will sterben sie kann nicht weiterleben, nun, da alle ihre Kinder tot sind.«
    Lächelnd erwiderte der stattliche junge Mann: »Was würdest du für ein Kind geben?« »Alles.«
    »Dann wandere nach Süden, weiter, als du je gewesen bist. Überquere den Dangerous River, überquere die Berge. Geh immer weiter nach Süden, bis du meinem Geisterhelfer, dem Schwarzen Wolf, begegnest. Du wirst auf ein Lager stoßen, wo du ein junges Mädchen vorfinden wirst, das Liebe braucht. Zuerst wird sie Angst vor dir haben; doch wenn du stark bist und geschickt, wenn du gut für sie sorgst, wird sie dich eines Tages lieben. Wenn du dich dieser Töchter würdig erweist, wird sie eines Tages eine große und mächtige Träumerin des Volkes.«
    »Auf meine Ehre vor dem Großen Donnervogel, der meine Seele, sollte ich unwürdig sein, nicht in die Welt der Toten aufnimmt, und bei meiner Ehre vor dir, ich werde mich würdig erweisen. Ich werde alles tun, damit sich das Gesicht von Leuchtender Mond wieder aufhellt.«
    Der junge Mann lächelte ihm freundlich zu und erhob sich, umwirbelt von Flammen, hinauf in den Himmel.
    Am nächsten Morgen brachte Salbeigeist Alter Falke den Mausfetisch zurück. Nachdem er seine Rückentrage gepackt hatte, umarmte er Leuchtender Mond und sagte, er hole eine neue Tochter, die ihnen von Geistermacht gegeben werde.
    »Und jetzt bin ich hier«, murmelte er fast lautlos, während er durch das schützende Beifußgestrüpp kroch.
    Die allmählich nachlassende Röte der untergehenden Sonne zeichnete die Konturen der Berge im Westen nach. Indigoblaue Schatten hüllten das Lager ein. Er konnte die Umrisse der kuppelförmigen Behausungen nur noch schemenhaft erkennen. Jemand warf etwas Beifuß in das Feuer, um das die Alteren rauchend und schwatzend saßen.
    Salbeigeist kroch näher heran, sorgfältig darauf bedacht, kein Geräusch zu machen. Er konnte die vom Lager herüberwehenden Düfte nach Rauch, Hunden und Menschen bereits riechen. Ein üppiger Erdgeruch drang ihm in die Nase.
    Einer der alten Männer rief etwas in barschem Ton und unterstrich seinen Befehl mit einer energischen Handbewegung. Das Mädchen sprang auf und hielt die Augen wachsam auf die Alteren gerichtet. Sie schien ungefähr zehn Winter alt zu sein, vielleicht ein wenig jünger. Sie antwortete gleichgültig, nahm einen Lederbeutel von einem am Feuer stehenden Dreifuß und warf ihn sich über ihre mageren Schultern. Dann ging sie zum Fluß hinunter.
    Salbeigeist erhob sich mit hämmerndem Herzen. Leise schlich er in der zunehmenden Dämmerung hinter ihr her. Sie ging mit einer für ein Mädchen ihres Alters außergewöhnlich anmutigen Haltung.
    Das prachtvolle schwarze Haar reichte ihr bis zur Taille. Leise summte sie ein Lied des Erdvolkes und schlängelte sich geschickt durch das Dickicht. Ihre Mokassins tappten fast geräuschlos den Trampelpfad entlang.
    Salbeigeist lauerte wie ein Falke über einem ahnungslosen Kaninchen. Lautlos wie ein Rotluchs glitt er vorwärts. Leichtfüßig sprang sie die Uferböschung hinunter und nahm den Lederbeutel von der Schulter. Sie blickte kurz zum Himmel hinauf und beugte sich dann aufseufzend über das Wasser. Er hörte ihre Füße im Wasser waten.
    Im Osten war es inzwischen dunkel geworden, nur das schwache Funkeln der Sterne durchdrang den Schleier des Zwielichts. Finken und Drosseln zwitscherten in der zunehmenden Dunkelheit; der Abend senkte sich mit samtweicher Schwärze über das Land.
    Salbeigeist setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen und näherte sich dem Kind. Er war ein erfahrener Jäger und wußte, wie er sich verhalten mußte; seine jahrelange Erfahrung kam ihm zustatten, gab ihm das Gefühl einer besonderen Art von Macht. Glucksend floß das Wasser in den Beutel, den das Mädchen in die Strömung hielt.
    Vorsichtig, Salbeigeist. Eine falsche Bewegung, und du versagst. Wenn sie schreit, ist alles verloren.
    Nichtsahnend stand sie da, Wasser tropfte mit melodischem Klang von den Außenseiten des Wassersacks und übertönte das Geräusch seiner Bewegung. Unvermittelt schlug er ihr die Hand vor den Mund und zerrte sie gleichzeitig rückwärts.
    Ihre Zähne gruben sich schmerzhaft in seine Hand, und er fluchte leise; sie trat um sich und versuchte, sich aus seinem Griff, der ihre Schreie erstickte, zu befreien. Er hob sie
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