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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers
Autoren: Gear & Gear
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zurück und beobachtete sie. Fast zersprang ihm die Brust vor Freude.
    Sie tanzten für ihn!
    Reizende Wapiti trug im Dunkeln einen Korb mit von ihrem Säugling beschmutzter Wacholderrinde den Pfad hinauf. Inzwischen fand sie den Weg blind. Sie trat auf den vorspringenden Felsen und warf den Abfall über die Kante. Am nächsten Morgen würde ihn der Wind mitnehmen.
    Ihr Blick fiel auf ein Glühen hoch über den Bergen. Sie erstarrte.
    Die Bergkämme dazwischen hoben sich als deutliche Silhouette von den rötlichen Farbschattierungen ab. Grelle Flammen entzündeten den Himmel im Osten. Noch nie hatte sie ein so gewaltiges Feuer gesehen.
    Ein Zeitalter des Feuers. Die Worte flüsterten in ihrem Kopf. Und Kleiner Tänzer ist dort oben!
    »Reizende Wapiti?«
    Entsetzt fuhr sie herum. »Grille? Du hast mich erschreckt.«
    Ihre Freundin tauchte aus dem Dunkel der Nacht auf, stellte sich neben sie und blickte ebenfalls zu den Bergen hinüber. »Der das Hörn packt ist dort oben und kämpft gegen den Feind.«
    »Kleiner Tänzer auch. Er ist auf der Suche nach seinem Traum.«
    Wieviel konnte sie noch ertragen?
    »Hoffentlich ist er in Sicherheit.« Grille schüttelte den Kopf.
    »Ich hätte beim Rothand-Volk bleiben und mit ihm kämpfen sollen.«
    »Und wer hätte sich um dein Baby gekümmert?«
    »Ich hätte den Kleinen herbringen und dalassen können. Meine Großmutter ist schließlich auch hier. Vielleicht hätten auch Klappernde Hufe oder du euch seiner angenommen. Und ich hätte zurückgehen können. Mit einem leichteren Speer werfe ich ebenso tödlich wie ein Mann. Ich muß nur näher ran, das ist alles.«
    Reizende Wapiti biß sich auf die Lippen. »Ich könnte gar nichts für Kleiner Tänzer tun. Eine Frau kann ebenso kämpfen, mit einer Keule zuschlagen, einen Speer werfen wie ein Mann, aber ich kann nicht für ihn träumen.«
    Grille legte den Arm um ihre Schultern. »Hört das denn nie auf?
    Vielleicht ist Tangara tatsächlich so mächtig, wie alle behaupten.
    Sie hat die Dinge schon immer von einer anderen Warte aus betrachtet. Vielleicht ist sie die einzig Richtige. Ihr könnte es gelingen, das Rothand-Volk zu retten. Sie kennt den Wald besser als irgend jemand anders.«
    »Vielleicht brauchen wir beide«, ergänzte Reizende Wapiti.
    »Kleiner Tänzers Macht und… die ihre.« Innerlich schrie sie auf: Warum kann ich nicht die sein, die ihm hilft?
    »Schwarzer Fels traf heute ein. Er sagt, Tangara wäre eine mächtige Kriegerin geworden. Niemand könne sie in einem Kampf auch nur berühren. Sie habe die Macht von Weißes Kalb bekommen.«
    Reizende Wapitis Blick blieb unverwandt auf den Rauch gerichtet.
    »Er war dazu ausersehen, mit dem Feuer zu tanzen.«
    Sie schluckte, fiel auf die Knie und hob die Arme zum nächtlichen Himmel.
    »Nimm ihn, wenn du willst, aber gib ihm Kraft! Hör mich an! Hilf ihm beim Tanz mit dem Feuer.
    Selbst wenn ich ihn nie wiedersehen darf, du mußt ihm helfen!« Sie ignorierte ihre Tränen. »Für uns alle.«
    Wieder blickte sie auf das in den Bergen tobende Inferno. Konnte ein Träumer sogar mit einem solchen Feuer tanzen?
    »Nimm alles, nimm alles, was du willst, von mir. Aber hilf ihm.«
    Feuertänzer erwachte mitten in der Nacht. Er lag entblößt auf dem Rücken, die drückende, von keinem Windhauch bewegte Luft war zu heiß für Decken. Blinzelnd blickte er nach oben. Das Sternennetz verschwamm in einem Schleier aus Rauch, während die Nacht über den Bergen hochrot erglühte.
    Neben ihm lag Tangara, in der Dunkelheit nur als undeutlicher Umriß zu erkennen. An seiner anderen Seite schlief Zwei Rauchwolken.
    Träume hatten ihn gequält, doch die Bilder hatten sich nicht zu einem Ganzen zusammensetzen lassen.
    Unruhige Träume für einen unruhigen Schlaf. Wieder war er durch den brennenden Wald gegangen.
    Jetzt tobte vor seinen Augen die Wirklichkeit.
    Ist es mir mißglückt? War diese Prüfung nur ein Warnung für den Fall meines Versagens?
    Er erhob sich und blieb regungslos stehen. Ihm fehlte die geisterhafte Gegenwart des Wolfes. Stets distanziert, war das Tier doch zu einem Gefährten in der Einsamkeit geworden. Hatte er eine andere Wahl gehabt, als ihn zu töten? Der Wolf hatte es gewußt.
    Seine Seele war im Einklang mit dem Tod gewesen, er war Teil des Wolfsbündels. Nur durch das Opfer des Wolfes konnte die Macht erneuert und gestärkt werden.
    Wolf und Mensch, ihre Wege waren seit Urzeiten eng miteinander verbunden. Brüder, Räuber, die nicht nur Büffel, Wapitis und
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