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Vortex: Roman (German Edition)

Vortex: Roman (German Edition)

Titel: Vortex: Roman (German Edition)
Autoren: Robert Charles Wilson
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hat noch nicht lesen gelernt, aber er kann die Worte auf wundersame Weise verstehen. Er liest sie alle, Seite um Seite. Was er da liest, wird er nie mehr vergessen.
    Mein Name ist Turk Findley, liest er.
    Und: Mein Name ist Allison Pearl.
    Und: Mein Name ist Isaac Dvali.
    Mein Name ist Isaac Dvali, und
    ich kann das nicht mehr schreiben.
    Mein Name ist Orrin Mather. Ja, das ist mein Name.
    Mein Name ist Orrin Mather, und ich arbeite in einer Gärtnerei in Laramie, Wyoming.
    In dem Gewächshaus gibt es Wege zwischen den Pflanzen und den Saatbeeten, damit man von einer Stelle zu anderen gehen kann. Auch damit man an den Pflanzen arbeiten kann, ohne draufzutreten. Diese Wege sind alle miteinander verbunden. Man kann so herum und andersherum gehen. Alles hat denselben Anfang und dasselbe Ende. Obwohl man nie an zwei Stellen auf einmal stehen kann.
    Ich glaube, ich bin mit diesen Träumen oder Erinnerungen von Turk Findley und Allison Pearl und Isaac Dvali geboren worden. Als ich jünger war, haben sie mich sehr gestört. Sie überkamen mich wie Visionen. Wie ein Wind bliesen sie durch mich hindurch, wie meine Schwester Ariel gerne sagt.
    Deshalb bin ich so plötzlich mit dem Bus nach Houston gefahren. Deshalb habe ich meine Träume in diese Hefte geschrieben.
    In Houston lief es nicht so, wie ich gedacht hatte. (Sie wissen das, Dr. Cole, Sie sind der einzige Mensch, der diese Seiten liest – oder Sie zeigen sie Officer Bose, was mir recht ist.) Ich habe einen anderen Weg eingeschlagen als in meinen Träumen. Ich habe zum Beispiel nie jemanden überfallen. Das hätte gut sein können. Ich war manchmal richtig hungrig und böse. Aber immer wenn mir danach war, jemandem wehzutun, musste ich an Turk Findley und den brennenden Mann denken (das war ich!) und wie schlimm es sein muss, so etwas mit sich herumzutragen.
    Ich arbeite hauptsächlich nachts im Gewächshaus, aber die großen Lampen brennen auch tagsüber. Das Gewächshaus ist wie ein Haus, wo es immer Mittag an einem sonnigen Tag ist. Ich habe die Feuchtigkeit in der Luft so gern und den Geruch von wachsenden Dingen, auch den scharfen Geruch der Düngemittel. Erinnern Sie sich noch an die Blumen draußen vor meinem Zimmer in der State Care, Dr. Cole? Sie sagten, sie heißen Paradiesvogelblumen. Sie sehen aus wie das eine, sind aber etwas anderes. Aber sie haben es sich nicht ausgesucht, dass sie so aussehen. Die Zeit und die Natur haben das aus ihnen gemacht.
    In dem Gewächshaus, wo ich arbeite, züchten wir solche Blumen nicht. Aber ich weiß noch, wie schön sie waren. Sie sehen wirklich wie Vögel aus, nicht wahr?
    Ich glaube nicht, dass ich Ihnen noch einmal schreiben werde, Dr. Cole. Bitte verstehen Sie das nicht falsch. Ich will das alles einfach nur hinter mir lassen.
    Die Leute, mit denen mich Officer Bose bekannt gemacht hat, sind richtig nett zu uns gewesen. Sie haben mir diesen Job besorgt und einen Platz, wo Ariel und ich bleiben können. Es sind gute Menschen, auch wenn das, was sie tun, nicht erlaubt ist. Sie sind keine Verbrecher – sie glauben einfach, sie könnten eine bessere Art zu leben erfinden.
    Wer weiß, vielleicht haben sie ja Erfolg damit. Und wenn sie Erfolg haben, dann wird die Erde vielleicht doch nicht so trostlos und giftig wie in den Träumen, die ich aufgeschrieben habe. Ich hoffe, dass es so kommt.
    Ich weiß es natürlich nicht. Aber Sie können diesen Menschen vertrauen, Dr. Cole.
    Ich weiß, dass Sie Officer Bose vertrauen. Er hat mir geholfen, als er das nicht musste. Er ist ein guter Mensch, glaube ich.
    Ich danke ihm – und ich danke Ihnen aus demselben Grund.
    Mehr habe ich nicht zu sagen. Gleich muss ich zur Arbeit.
    Rechnen Sie nicht damit, noch etwas von mir zu hören.
    Aber ich soll Ihnen noch Grüße von Ariel ausrichten. Und Ihnen sagen, dass Houston eine wahre Gluthölle ist.

DANKSAGUNG
    Dieses Buch wäre nicht ohne die Hilfe und Geduld von Freunden und Familienmitgliedern gelungen, die ich unmöglich alle namentlich erwähnen kann; unnötig zu sagen, dass ich ihnen allen von Herzen danke. Dank auch an Glenn Harper, der mir großzügig eine technische Frage beantwortete (über die Größe eines Menschen im Vergleich zur planckschen Elementarlänge und die Grenzen des beobachtbaren Universums) – die Antwort fand zwar nicht Eingang in die endgültige Fassung von Vortex (zumindest nicht direkt), aber sie half mir beim Nachdenken über die Natur der Hypothetischen und ihren Eingriff in die Menschheitsgeschichte. Zur
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