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Vorstoß in die Schattenzone

Vorstoß in die Schattenzone

Titel: Vorstoß in die Schattenzone
Autoren: Ernst Vlcek
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Sicherheit. Es kostete ihn keine Mühe, die Kabine zu verlassen.
    Die Goldene Galeere war zwischen riesigen Wellen eingekeilt, rollte mal von dieser Seite über einen Wellenberg hinauf und dann wieder nach der anderen. Wellen schlugen über dem Schiff zusammen und vernebelten es in ihrer Gischt. Wieder versank die Goldene Galeere in einem Wellental und jagte dann wie vom Katapult geschnellt eine steile Wasserwand entlang.
    Irgendetwas, das wie ein mit Schlick und Tang behangener Felsen aussah, schoss in die Höhe und schnappte mit einem riesigen Maul nach dem Schiff. Als die beiden Kiefer des Meeresungeheuers zusammenklappten, schlingerte die Goldene Galeere aber bereits wieder über die Schaumkrone eines Wellenbergs.
    Prinz Nigomir stieß ein triumphierendes Geräusch aus.
    Mythor wandte sich Vangard zu, der sich verzweifelt an den Mast klammerte und versuchte, sich ein Seil um den Körper zu schlingen.
    Ein Blick zum Bug zeigte Mythor, dass Drudin auf dem Schwarzstein mit seinem Dämon Cherzoon lag, der wie angewachsen auf der Stelle liegenblieb.
    Mythor erreichte Vangard, der daraufhin den Mast losließ und bei Mythor sicheren Schutz fand.
    »Mythor!« Die Stimme kam aus Drudins Mund, aber es wurde sofort klar, dass der Dämon aus ihm sprach. »Mythor! Wir fahren jetzt in das Reich ein, in dem die Dunkelmächte herrschen. Hier wird dich dein Schicksal ereilen.«
    Die Goldene Galeere raste eine schräge Wasserfläche hinauf, die kein Ende zu nehmen schien. Darüber flogen seltsame Gebilde durch die Luft, die wie Steine aussahen, aber Wolken sein mussten, weil sie sonst herabgefallen wären. Das Schiff kippte über einen Wellenkamm, und auf einmal wurde das Oben zu unten – aber überall war nur noch Wasser. Die Goldene Galeere schoss nun durch einen geschlossenen Tunnel, der sich aus dem nassen Element gebildet hatte.
    Der Wassertunnel schien kein Ende zu nehmen, und plötzlich brach die eine Wand auf. Etwas wie ein Felsbrocken durchquerte vor dem Schiff den Wassertunnel und brachte ihn zum Einsturz. Die Goldene Galeere wurde von den verdrängten Wassermassen erfasst, emporgehoben und von einer emporschießenden Fontäne immer höher getragen.
    Es schien, als schwebten sie. Mythor erkannte unter sich eine langgezogene Landzunge und hätte nicht zu sagen vermocht, ob sie sich in Bewegung befanden oder ob diese lange Insel wie ein Schiff dahinschoß.
    Auf einmal waren sie wieder von Wasser umgeben, wurden von einem Sog in die Tiefe gezogen. Ein Schacht hatte sich gebildet, dessen Wände aus Wasser sich in rasender Drehung befanden, und die Goldene Galeere raste im Kreise dahin und glitt dabei immer tiefer in den Abgrund.
    Doch im nächsten Moment schon wurden sie wieder vom nassen Element ausgespien, flogen wie ein Luftschiff zwischen felsigen Gebilden dahin – geradewegs auf eine große Höhle zu, deren ausgezackte Ränder an die Reißzähne eines Ungeheuers erinnerten.
    Mythor erkannte, dass es gar keine Höhle war, sondern in der Tat das riesige Maul eines Geschöpfes, das so groß sein musste wie… wie – Mythor fiel kein passender Vergleich ein. Denn es verblieb keine Zeit zum Nachdenken, die rasende Fahrt ging weiter, knapp vorbei an dem Höhlenmaul.
    Die Goldene Galeere wurde herumgewirbelt, mal hierhin und mal dorthin geschleudert, glitt Wasserberge hinauf und stürzte in Abgründe hinunter.
    »Da habt ihr mich, Dämonen!« schrie Prinz Nigomir.
    Mythor sah voll Entsetzen, wie er die Heckaufbauten hinaufkletterte und das schwankende Steuerruder bestieg.
    »Nehmt mich!« schrie Nigomir.
    Die Goldene Galeere ächzte. Mythor fragte sich, warum dieses Geräusch ihm zuvor noch nicht aufgefallen war, und da erkannte er, dass das Ächzen und Knarren gerade erst angefangen hatte.
    »Nigomir, was tust du?« schrie Mythor und kämpfte sich zum Heck durch. Er merkte nun auch, dass er nicht mehr sicher auf den Beinen war. »Nigomir!« rief er wieder. »Wir sind längst noch nicht aus der Schattenzone.«
    »Wir sind mitten in ihr – nur das zählt!«
    Da war Mythor klar, dass sich der Verdammte endlich seine Todessehnsucht erfüllen wollte. Er dachte nicht daran, die Schattenzone wieder zu verlassen.
    Vangard klammerte sich an Mythor. Dem kleinen Magier wurden von einem Windstoß die Beine unter dem Körper weggerissen, so dass er für einen Moment in der Luft hing und nur Halt an Mythor hatte.
    »Halte ihn zurück!« rief Vangard schrill. »Er ist die entscheidende Kraft auf der Goldenen Galeere. Er führt uns noch
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