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Vorstoß in die Schattenzone

Vorstoß in die Schattenzone

Titel: Vorstoß in die Schattenzone
Autoren: Ernst Vlcek
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Lichtboten sich erfüllen würde: Der Sohn des Kometen war im Kommen, um die Lichtwelt endgültig von den Mächten der Finsternis zu befreien.
    Aber es hatte 250 Jahre gedauert, bis sich ihre Ankündigung verwirklichte, und dazu hatte der von ihnen geförderte Sohn des Kometen noch einen sehr zweifelhaften Ruf, denn es gab Stimmen, die ihm das Recht absprachen, sich so nennen zu dürfen.
    Für jene war Mythor der rechtmäßige Sohn des Kometen. Doch Mythor galt als tot, und so zeigten die Großen ihren Günstling Albion den Logghardern als Sohn des Kometen.
    *
    »Seht nur diesen eitlen Gecken!« rief Sadagar zornig, der mit den anderen von der Aussichtsplattform des Palasts dem Treiben auf dem großen Platz zusah. »Er stellt sich und die Waffen des Lichtboten zur Schau, um sich bewundern zu lassen, anstatt sich damit im Kampf gegen die Dämonen zu bewähren.«
    »Sein Anblick allein soll den Logghardern Mut machen«, erklärte Vangard, der Süder. Der kleine Magier mit der grünlichen Haut, war mit den Machenschaften der Großen ebenso wenig einverstanden wie Sadagar und Luxon. Er hatte mit Mythor am Koloss von Tillorn Freundschaft geschlossen und trauerte ihm nun nach. Doch war er auch der Meinung, dass es für Logghard und die Lichtwelt besser war, irgendeinen Sohn des Kometen vorzuweisen, als diesen Posten unbesetzt zu lassen.
    Und der Jubel, mit dem die Loggharder Albion in der Ausrüstung des Lichtboten empfingen, schien ihm recht zu geben. Sein Anblick allein gab den Menschen neue Hoffnung und Kraft.
    »Es hat seine Ordnung so«, sagte auch Gamhed, der Kriegsherr von Logghard, den sie wegen seiner Rüstung und seiner von Silberfäden durchsetzten Haarpracht den Silbernen nannten. »Ich würde mein Leben sofort opfern, könnte ich damit diese Wirkung erzielen. Die Loggharder haben sehnsüchtig auf den Sohn des Kometen gewartet -und nun steht er ihnen in Fleisch und Blut gegenüber!«
    »Bleibt nur abzuwarten, wie sich Albion bewährt«, sagte Luxon. Er befreite sich aus Kalathees Armen und trat dicht an die Zinnen, um das Spektakel in der Tiefe besser überblicken zu können.
    Auf dem Platz hatte sich eine dichte Menschenmenge versammelt, um dem Sohn des Kometen auf seinem Triumphzug durch Logghard zu huldigen. Er war im Tempel der Großen aufgebrochen, entlang des zweiten Walles zum Palast des Shallad gezogen und wollte von hier zum Grabmal des Lichtboten aufsteigen, um sich dort zu holen, was ihm noch zu seiner Vervollkommnung fehlte: das Zauberbuch der Weißen Magie, das DRAGOMAE, und die Unsterblichkeit.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Pfau es schafft«, sagte Sadagar abfällig. »Ich wünsche Albion…«
    »Genug!« herrschte Gamhed ihn an. »Du sprichst ja gerade so, als sehntest du den Untergang von Logghard herbei, nur um Rache für deinen toten Freund zu bekommen. Das führt zu weit.«
    »Ich bin schon still«, sagte Sadagar, bei sich dachte er jedoch: Eines Tages werden die Großen für das Unrecht, das sie Mythor angetan haben, bezahlen müssen! Als er Luxons Blick begegnete, las er in dessen Augen, dass er ebenso dachte.
    Die beiden reichten einander stumm die Hände. Da tauchte eine dritte Hand auf und schlug ebenfalls ein. Sie gehörte Hrobon, dem Vogelreiter aus den Heymalländern und treuen Untertanen von Shallad Hadamur.
    Sadagar und Luxon waren für einen Moment vor Überraschung sprachlos, aber dann lächelten sie Hrobon zu.
    »Ich sehe meinen Fehler ein«, sagte der Vogelreiter, der Mythor einst ewige Todfeindschaft geschworen hatte, weil er sich als Sohn des Kometen bezeichnete. Hrobon fuhr fort: »Ich kann nun nicht mehr glauben, dass ein Shallad wie Hadamur, der so wenig für die Lichtwelt tut, den Lichtboten verkörpert. Und ich kann auch nicht Albion als Sohn des Kometen anerkennen.«
    »Genug, habe ich gesagt!« rief Gamhed zornig dazwischen. »Noch ein Wort gegen Albion, und ich lasse euch alle drei einkerkern.«
    Luxon befreite sich aus dem Griff der beiden Freunde und trat Gamhed furchtlos entgegen. Luxon war groß und besaß einen kräftigen, männlichen Körper, aber neben dem Silbernen wirkte er geradezu unscheinbar.
    »Ich werde kein Wort mehr über den Sohn des Kometen verlieren, aber handeln, wie es mir mein Gefühl und mein Verstand gebieten«, sagte er fest. »Und damit du weißt, dass diese Worte nicht von irgendeinem dahergekommenen Abenteurer kommen, will ich dir ein Geheimnis verraten. Du magst dazu stehen, wie du willst, ich sage es trotzdem: Ich bin der
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