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Vorstoß in die Schattenzone

Vorstoß in die Schattenzone

Titel: Vorstoß in die Schattenzone
Autoren: Ernst Vlcek
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Dienst der guten Sache zu stellen?«
    »Sage uns, was wir zu tun haben, Gamhed«, verlangte Luxon.
    Wieder erklang das Hufgetrappel der Geisterreiter. Luxon wollte die Krieger, die in Deckung gegangen waren, schon beruhigen. Aber da stellte er fest, dass einige Geisterreiter Gestalt annahmen.
    Sie waren für die Dauer eines Atemzugs überhaupt nicht mehr durchsichtig. Ein Krieger, der ihnen im Wege stand, wurde von den Hufen eines Pferdes niedergetrampelt. Gleich darauf lösten sich die Reiter wieder in nichts auf, das Donnern der Hufe verlor sich in der Ferne.
    »Sie nehmen immer mehr Gestalt an«, sagte Sadagar dazu. »Irgendwann wird die Welt, die sie noch gefangenhält, sie endgültig ausspucken, und dann…«
    Er ließ den Rest unausgesprochen, aber die anderen konnten sich die bevorstehenden Schrecken selbst ausmalen.
    »Zuerst einmal müssen wir den Angriff der Drachen abwehren«, sagte Hrobon.
    Gamhed hatte sie einem Bezirk zugeteilt, der südlich des Shallad-Palasts lag. Hier waren die Saiten der Windharfen besonders dicht gespannt. Daneben gab es zusätzliche Abwehreinrichtungen, wie Katapulte und Riesenarmbrüste verschiedener Größe, von denen manche ein ganzes Dutzend Pfeile gleichzeitig abschießen konnten.
    Die Krieger, die für die Abwehr der Drachen eingeteilt waren, trugen lange Stangen mit Spitzen und Widerhaken an den Enden. Bogenschützen standen bereit, um den Drachen den Fangschuss zu geben.
    Aber noch war es nicht soweit. Der Schwarm aus Tausenden von Drachenvögeln überflog in einiger Höhe die Außenbezirke der Ewigen Stadt.
    »Es kommt wohl oft vor, dass Drachen angreifen?« wandte sich Luxon fragend an Fandjo, der den Oberbefehl über diesen Bezirk hatte.
    »Wir haben längst aufgehört, die Angriffe aus der Luft zu zählen«, antwortete er, während er aus schmalen Augen dem Schwarm aus Tausenden von flatternden Körpern entgegensah. »Aber so viele auf einmal habe ich noch nie gesehen. Und ich bin schon seit einem halben Menschenalter in Logghard.«
    Fandjo war Inshaler, kam also aus dem Stammland und war in Andshara geboren, jener Stadt, die Hadamur zu seinem Sitz auserwählt und nach sich in Hadam umbenannt hatte. Luxon war versucht, den Veteranen aus Logghard über die Verhältnisse in Hadam auszufragen, aber dann sah er ein, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war.
    Luxon und Hrobon bedienten jeder eine der Armbrüste, die so schwer waren, dass ein Mann sie nicht halten und damit zielen konnte, und die darum in einer drehbaren Halterung auf den Zinnen befestigt waren. Sie hatten jeder einen Helfer, der es übernahm, die Armbrust zu spannen und den Bolzen einzulegen.
    Sadagar hatte es abgelehnt, eine solche Armbrust zu bedienen, und verließ sich lieber auch in dieser Situation auf seine Messer.
    Die ersten Drachen des riesigen Schwarmes waren bereits über ihnen. Sie hörten ihr unruhiges Krächzen und das trockene Rascheln ihres Flügelschlages.
    Auf einmal spreizten die Drachenvögel wie auf Kommando die Flügel und gingen in den Sturzflug über.
    »Armbrustschützen – schießt!« befahl Fandjo. Luxon zielte auf einen der Vögel und betätigte den Abzug. Er sah, dass der ellenlange Bolzen im Körper des Drachen einschlug. Doch der Riesenvogel mit dem langen, messerscharfen Schnabel und der Flügelspannweite von fünf Mannslängen schüttelte sich nur kurz und setzte dann seinen Flug fort.
    Bevor Luxons Helfer den zweiten Bolzen eingelegt hatte, erreichten die ersten Drachen bereits die Windharfen.
    Durch den Wind, den der Flügelschlag der Drachen erzeugte, gerieten die gespannten Saiten in Schwingungen und gaben ein seltsames Singen von sich.
    Bald war die Luft von einer ungewöhnlichen Melodie erfüllt, die entfernt an jene erinnerte, die die Drachenbändiger von Erham ihren Drachenschwirren entlockten, um sich damit die Riesenvögel vom Leibe zu halten.
    Den gleichen Zweck erfüllten auch die Windharfen. Durch die verschieden hohen Töne gerieten die Drachen in Unruhe und peitschten mit ihren gewaltigen Flügeln die Luft noch heftiger, was wiederum zu stärkeren Schwingungen der Windharfen führte.
    Einige der Drachen verloren daraufhin völlig die Orientierung und verfingen sich mit den Flügeln in den Saiten. Sofort schalteten sich die Krieger mit den langen Widerhakenstangen ein. Von Erhöhungen aus stachen sie nach den Drachen, holten sie mit den Widerhaken aus den Saiten und töteten sie.
    Luxon nahm das nur nebenbei wahr. Er feuerte bereits seinen fünften Bolzen
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