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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison
Autoren: Kristine Weitzels
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Freund zu meiner Oma, ihrer Mutter, zu fahren. Früher,
bevor mein Stiefvater das große Geld verdiente, hatten wir im Haus meiner
Großeltern gewohnt und die Wohnung stand seit dem Auszug meiner Eltern leer.
Nur das Schlafzimmer war noch eingerichtet, weil meine Großeltern es nun als
Gästezimmer nutzten und es gab ein eigenes Bad. Aber mehr brauchte ich ja auch
nicht.
     
    Gleich nachdem ich die Bitte jedoch
ausgesprochen hatte, kam das Alter Ego meiner Mutter wieder zum Vorschein. Das
ginge nicht, rief sie erbost und ob ich dabei denn überhaupt nicht an die
Konsequenzen denken würde, die das für sie haben könnte.
    >>Wieso?<<, fragte ich. >>Immerhin
habe ich ja nicht vor bei dir einzuziehen!<<
    >>Nein, das nicht<<,
erklärte meine Mutter. Aber immerhin lebten sie und mein Stiefvater im selben
Ort wie die Großeltern und auch das Büro der Firma meines Stiefvaters befand
sich auf dem Grundstück meiner Großeltern. Abgesehen davon, dass es meinem
Stiefvater mit Sicherheit nicht passen würde, wenn ich in seiner Nähe herumlungerte ,
machte sich meine Mutter Sorgen, was bloß die Angestellten oder Dorfbewohner
sagen könnten! Immerhin hatte man schon verbreitet, dass ich nach der Lehre
wohl heiraten würde.
     
    Auch ich wusste, dass dies keine
Ideallösung war, aber zurück zu meinem Freund konnte ich nicht mehr. Selbst die
Bezeichnung mein Freund , in Zusammenhang mit diesem Mann, kam mir nur
noch mit Widerwillen über die Lippen! Ich wusste, dass ich fertig mit ihm war.
Nur leider musste ich das nun auch noch allen anderen Beteiligten erklären!
Weil ich mich aber nicht auf eine Diskussion mit meiner Mutter einlassen wollte,
schlug ich vor, meine Oma sollte selbst entscheiden, ob ich zumindest vorübergehend
bei ihr einziehen dürfte oder nicht.
     
    Meine Großeltern waren beide nicht
sehr davon angetan, mich, wenn auch nur vorübergehend, aufzunehmen. Hauptsächlich
deshalb, weil sie Angst vor meinem Freund hatten und dem was er tun könnte,
sollte er herausfinden, wo ich mich aufhielt. Außerdem war da ja auch noch mein
Stiefvater! Aber schließlich waren sie einverstanden, dass ich erst einmal
bleiben könnte und nur das zählte. Mein Ex-Freund kreuzte natürlich noch
am selben Abend bei meinen Eltern auf. Anscheinend hatte er doch noch Geld
gefunden, um tanken zu können. Mein Stiefvater war zum Glück nicht da, weil er
Skatabend hatte. Meine Mutter öffnete ihm dann auch nicht die Tür, sondern verständigte
sofort die Polizei, die zumindest dafür sorgte, dass er wieder verschwand. Gleich
im Anschluss rief sie mich bei meinen Großeltern an und erzählte mir davon. Sie
prophezeite mir auch, dies sei noch gar nichts zu dem, was mir blühte, wenn
erst mein Stiefvater erfuhr, wo ich mich aufhielt! Ich wusste, auf was meine
Mutter damit anspielte und sie sagte auch, dass sie ihm gegenüber leugnen
würde, mich selbst zu den Großeltern gebracht zu haben. Dadurch dass sein Büro
in einem Anbau im Haus meiner Großeltern untergebracht war, ging mein
Stiefvater natürlich in ihrem Haus ein und aus. Und auch mein Stiefvater war ein
extrem gewalttätiger Mann. Seit er mich drei Jahre zuvor aus dem Haus geworfen
hatte, hatte ich ihn jedoch nicht mehr gesehen.
     
    Eigentlich hätte ich damals gerne
Fremdsprachen studiert. Doch dazu fehlten mir das Abitur und das nötige Kleingeld.
Von zu Hause aus war ich nie finanziell unterstützt worden und schon als
Teenager hatte ich mir mein Taschengeld als Küchenhilfe verdient. Weil ich
gerne Abitur gemacht hätte, stellte ich dann einen Antrag auf BAföG, wozu ich eine
Verdienstbescheinigung meines Stiefvaters benötigte, die ich natürlich nicht
von ihm bekam. Dummerweise stellte ich den Antrag trotzdem und die Behörde
setzte sich daraufhin schriftlich mit ihm in Verbindung und forderte einen
Nachweis seines Einkommens. Bei seinem Einkommen hätte man ihm das Geld, das
ich als BAföG bekommen hätte, aber zumindest teilweise wieder von seinem
Einkommen abgezogen. Dies war für meinen Stiefvater dann der Tropfen, der das
Fass zum Überlaufen brachte. Schließlich war ich für ihn immer nur die unnütze
Schmarotzerin gewesen, die ihm auf der Tasche lag und so setzte er mich kurzerhand
auf die Straße. Kurz zuvor hatte ich jedoch meinen Freund kennengelernt, der
eine eigene Wohnung hatte, wo ich unterkam und in die totale Abhängigkeit
geriet.
     
              Doch mein Stiefvater war
der Letzte, der erfuhr, wo ich mich aufhielt, und auch mein Ex-Freund
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