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Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen

Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen

Titel: Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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denn die Geste erinnerte mehr an die Verbeugung eines Ba vor einem Haud als an das Kopf460
    nicken eines Haud gegenüber einem Ausländer.
    »Lord Vorkosigan, Lady Vorkosigan, Hafenmeister
    Thorne, Nicol von den Quaddies, Gefolgsmann Roic von Barrayar. Willkommen auf Rho Ceta. Mein Haushalt steht Ihnen zu Diensten.«
    Sie alle antworten mit passend höflichen gemurmelten Dankesworten. Miles überdachte die Formulierung – mein Haushalt, nicht meine Regierung, und wurde daran erinnert, dass das, was er an diesem Abend sehen würde, eine private Zeremonie war. Der Haud-Gouverneur wurde vorübergehend von den Lichtern eines Shuttles abgelenkt, der am Horizont vom Orbit herabkam; er öffnete den Mund, als er in den leuchtenden Nachthimmel hinaufspähte, doch der Flugkörper machte enttäuschenderweise eine Kurve in Richtung der gegenüberliegenden Seite der Stadt. Der Gouverneur wandte sich mit gerunzelter Stirn ihnen wieder zu.
    Ein paar Minuten höflicher Konversation zwischen dem Haud-Gouverneur und Benin – formelle Wünsche für die andauernde Gesundheit des cetagandanischen Kaisers und seiner Kaiserinnen und etwas spontaner klingende Fragen nach gemeinsamen Bekannten – wurden erneut unterbrochen, als die Lichter eines anderen Shuttles in der Dunkelheit erschienen. Der Gouverneur drehte sich herum und schaute aufs Neue. Miles blickte zurück über die schweigende Schar der Haud-Männer und der Kugeln der Haud-Ladys, die wie weiße Blütenblätter über die Mulde im Hand verstreut waren. Sie stießen keine Schreie aus und schienen sich kaum zu bewegen, aber Miles spürte mehr als er hörte, wie ein Seufzer aus ihren Reihen aufstieg und 461
    die Spannung der Erwartung zunahm.
    Diesmal wurde der Shuttle größer, seine Lichter wurden heller, während es über dem See dröhnend herunterkam und Gischt aufwühlte. Roic trat nervös zurück, dann wieder vor, näher heran an Miles und Ekaterin, und beobachtete, wie die Masse des Shuttles fast über ihnen aufragte. Lichter an den Seiten hoben am Rumpf das Emblem eines schreienden Vogels hervor; rot emailliert glühte es wie eine Flamme. Der Flugkörper landete auf seinen teleskopartig ausgezogenen Beinen so weich wie eine Katze und sank nieder; das Klirren seiner erhitzten Seiten, die sich jetzt zusammenzogen, klang laut in der atemlosen, erwartungsvollen Stille.
    »Zeit aufzustehen«, flüsterte Miles Ekaterin zu und brachte seinen Schweber zu Boden. Sie und Roic halfen ihm heraus und auf die Beine und anschließend beim Einnehmen einer strammen Stellung. Das kurz geschorene Gras unter seinen gestiefelten Sohlen fühlte sich an wie ein dicker weicher Teppich; sein Geruch war feucht und moosig.
    Eine breite Frachtluke öffnete sich, eine Rampe wurde herausgefahren, beleuchtet von unten mit einem bleichen, diffusen Licht. Zuerst kam die Kugel einer Haud-Lady herabgeschwebt – ihr Energiefeld war nicht opak wie bei den anderen, sondern durchsichtig wie Gaze. Man konnte sehen, dass der Schwebesessel im Inneren der Kugel leer war.
    »Wo ist Pel?«, murmelte Miles Ekaterin zu. »Ich dachte, die ganze Sache dreht sich um sie.«
    »Das ist für die planetarische Gemahlin von Rho Ceta, 462
    die mit dem entführten Schiff unterging«, flüsterte sie zurück. »Die Haud Pel kommt als Nächste, da sie die Kinder anstelle der toten Gemahlin begleitet.«
    Miles war der Ermordeten vor einem Jahrzehnt kurz begegnet. Zu seinem Bedauern konnte er sich jetzt an wenig mehr erinnern als eine Wolke schokoladenbraunen Haares, die um sie herabgeflutet war, an eine hinreißende Schönheit, die in einer Schar anderer Haud-Frauen von gleichem Glanz verborgen gewesen war, und eine heftige Hingabe an ihre Pflichten. Der Schwebesessel wirkte plötzlich noch leerer.
    Es folgte eine weitere Kugel und noch mehr, dazu
    Ghem-Frauen und Ba-Diener. Die zweite Kugel kam bis zur Gruppe um den Haud-Gouverneur, wurde durchsichtig und erlosch dann. Pel saß in ihren weißen Gewändern königlich auf ihrem Schwebesessel.
    »Ghem-General Benin, bitte übermitteln Sie jetzt, wie Sie beauftragt wurden, den Dank des Kaisers, Haud Fletchir Giaja, an diese Ausländer, die uns die Hoffnungen unserer Konstellation zurückgebracht haben.«
    Sie sprach in einem normalen Ton; Miles sah keine Mikrofone, aber ein schwaches Echo aus der grasbewachsenen Mulde sagte ihm, dass ihre Worte zu allen übertragen wurden, die hier versammelt waren.
    Benin rief Bel nach vorn; mit formellen, zeremoniellen Worten verlieh er dem Betaner
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