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Vorkosigan 16 Geschenke zum Winterfest

Vorkosigan 16 Geschenke zum Winterfest

Titel: Vorkosigan 16 Geschenke zum Winterfest
Autoren: Lois McMaster Bujold
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persönlich keinen Zweifel hatte, dass das ruhige, ältliche Ross viel weniger nervös und schwer zu handhaben gewesen wäre als sein Herr. Somit traf die Vorvayne-Gesellschaft zu Fuß ein.
    Lady Alys ging als Tutorin voraus wie die Trägerin eines seidenen Banners. Die Braut folgte am Arm ihres blinzelnden Vaters, schimmernd in einer Jacke und einem Rock aus beigefarbenem Samt, der mit glitzerndem Silber bestickt war. Ihre gestiefelten Füße schritten furchtlos einher, und ihre Augen suchten nur ein einziges anderes Gesicht in der Menge. Die dreifache Perlenkette, die ihren Hals schmückte, verriet nur einigen wenigen Personen unter den Anwesenden schimmernd ihre geheime Botschaft von Mut und Tapferkeit. Nach seinen zusammengekniffenen Augen und schmerzlich geschürzten Lippen zu schließen, gehörte Kaiser Gregor offensichtlich zu den Eingeweihten.
    Roics Blick war vielleicht der einzige, der nicht auf der Braut verweilte, denn es folgte neben ihrer Stiefmutter an der Stelle von – nein, als Beistand der Braut Sergeantin Taura. Roics Augen suchten, während er seine starre Haltung beibehielt – ja, da war Martya Koudelka mit Dr. Bor
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    gos auf dem äußeren Kreis, offensichtlich auf den Status eines gewöhnlichen Gasts herabgestuft, und dabei wirkte sie nicht im Geringsten verstimmt. Tatsächlich schien sie Taura beifällig zu beobachten. Tauras Kleid hielt alles, was Lady Alys versprochen hatte. Der champagnerfarbene Samt entsprach genau der Farbe ihrer Augen, die in ihrem Gesicht zu strahlen schienen. Die Jackenärmel und der lange schwingende Rock waren am Rand mit schlängelnden Mustern aus schwarzer Kordel geschmückt. Champagnerfarbene Orchideen schlangen sich in ihr zurückgebundenes Haar. Roic meinte, er habe in seinem ganzen Leben noch nichts so verblüffend Kultiviertes gesehen.
    Alle nahmen ihre Plätze ein. Mylord und die zukünftige Mylady traten in den inneren Kreis, Hand in Hand wie zwei Liebende, die ertranken. Die Braut wirkte nicht nur strahlend, sondern regelrecht von innen heraus glühend.
    Der Bräutigam sah schlicht baff aus. Man überreichte Lord Ivan und Taura die zwei kleinen Beutel mit Hafergrütze, mit der sie den Kreis schließen sollten, dann traten sie zurück auf ihre Sternenspitzen zwischen Graf und Gräfin Vorkosigan und Vater Vorvayne und seine Frau. Lady Alys las die Gelübde vor, und Mylord und die zukünftige –
    nein, Mylady wiederholten ihre Antworten; ihre Stimme war klar, seine schnappte nur einmal über. Den Kuss brachten sie mit bemerkenswerter Eleganz hinter sich, wobei Mylady ihr Knie irgendwie in einer knicksartigen Bewegung beugte, sodass Mylord sich nicht über Gebühr strecken musste. Der Kuss ließ an Überlegung und Übung denken. An viel Übung.
    Mit immensem Elan öffnete dann Lord Ivan mit einem
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    gestiefelten Fuß den Kreis aus Hafergrütze und holte sich triumphierend seinen Kuss von der Braut, als sie den Kreis verließ. Lord und Lady Vorkosigan schritten zwischen den Reihen der Vorkosigan-Gefolgsleute aus dem glitzernden Eisgarten hinaus; Schwerter, gezogen und vor ihren Füßen gesenkt, hoben sich grüßend, während sie vorüberschritten.
    Als Pym den Ruf der Gefolgsleute anstimmte, ertönten zwanzig begeisterte Männerstimmen; ihr Klang hallte von den Gartenmauern wider und donnerte gen Himmel. Mylord grinste über die Schulter und errötete vor Vergnügen ob dieser lautstarken Unterstützung.
    Als Beistände folgten Taura und Lord Ivan. Sie ging an seinem Arm und neigte den Kopf, um etwas zu hören, was er lachend sagte. Die Reihe der Gefolgsleute verblieb in Stellung, während alle Hauptpersonen an ihnen vorbeiströmten, dann schlossen sie auf und marschierten schneidig hinter ihnen her, gefolgt von den Gästen, wieder zum Palais Vorkosigan zurück und hinein. Es war alles perfekt verlaufen. Pym sah aus, als wollte er aus bloßer Erleichterung auf der Stelle ohnmächtig werden.
    Der größte Prunkspeisesaal des Palais Vorkosigan wies Plätze für sechsundneunzig Personen auf, wenn beide Tische parallel aufgestellt wurden; die Mehrzahl passte in den Salon direkt nebenan, der mit dem Saal durch einen breiten Durchgang verbunden war, sodass die ganze Gesellschaft sich gleichzeitig und im Wesentlichen zusammen niedersetzen konnte. Für die Bedienung war Roic an diesem Abend nicht verantwortlich, aber in seiner Rolle als Entscheider über Notfälle und allgemeiner Assistent für die
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    möglichen Bedürfnis der Gäste blieb er auf den
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