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Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Amüsement und Verachtung auszudrücken. Miles spürte, wie sich die Muskeln in seinem Nacken spannten. »Sie ist in ihrem Job hervorragend.«
    »Ganz gewiß, Sir. Kommen Sie bitte hier lang.« Er drehte sich um und ging ihnen voran.
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    Miles fühlte, daß der Mann hinter seinem höflichen Gesicht
    über ihn lachte, er wußte es einfach, indem er auf seinen Hinterkopf schaute. Elli, die nur spürte, wie plötzlich die Spannung in der Luft zunahm, blickte ihn erschrocken an. Alles in Ordnung, sagte er ihr in Gedanken und schob ihre Hand unter seinen Arm.
    Sie schlenderten hinter ihrem Führer her, durch einen Laden hindurch, ein Liftrohr hinab und dann über einige Treppen. Die unterirdische Versorgungsebene war ein Gewirr von Tunneln,
    Rohrleitungen und Optikkabeln. Sie durchquerten nach Miles'
    Schätzung etliche Blöcke. Ihr Führer öffnete eine Tür mit einem Handflächenschloß. Ein weiterer kurzer Tunnel führte zu einer weiteren Tür. Davor befand sich eine lebendige menschliche
    Wache, außerordentlich schneidig in der grünen Uniform der
    Kaiserlich Barrayaranischen Streitkräfte. Der Mann sprang von seinem Platz an der Komkonsole hoch, wo er Scanner überwachte, und konnte sich kaum davor zurückhalten, vor ihrem Führer in seiner Zivilkleidung zu salutieren.
    »Hier geben wir unsere Waffen ab«, sagte Miles zu Elli. »Alle.
    Ich meine wirklich alle.«
    Elli reagierte mit einem Stirnrunzeln auf den schnellen Wechsel in Miles' Akzent, von der flachen, näselnden betanischen Aussprache zu den warmen, gutturalen Lauten seiner Heimat Barrayar.
    Sie hörte sowieso seine barrayaranische Stimme nur selten –
    welche von beiden mochte für sie vorgetäuscht klingen? Es gab jedoch keinen Zweifel darüber, welche für das Botschaftspersonal vorgetäuscht klingen würde, und Miles räusperte sich, um sicher zu gehen, daß seine Stimme sich völlig an den neuen Befehl hielt.
    Miles Beiträge zu dem Haufen auf der Konsole der Wache
    waren ein Taschenbetäuber und ein langes Stahlmesser in einer Scheide aus Eidechsenleder. Der Wächter scannte das Messer, zog die silberne Kappe vom Ende des juwelenbesetzten Hefts ab und entdeckte ein Siegel mit einem heraldischen Muster. Dann reichte er das Messer vorsichtig an Miles zurück. Ihr Führer runzelte die Stirn, als er das Arsenal an Miniaturtechnik sah, das Elli auspackte.
    Na also, dachte Miles und schaute ihn an. Jetzt können Sie sich das 20
    Zeug in Ihre Kommißnase stopfen. Als sie weitergingen, war er erheblich heiterer gestimmt.
    Es ging ein Liftrohr hinauf, und plötzlich veränderte sich das Ambiente und nahm eine ruhige, vornehme, zurückhaltende
    Würde an. »Die Kaiserlich Barrayaranische Botschaft«, flüsterte Miles Elli zu.
    Die Frau des Botschafters muß über Geschmack verfügen,
    dachte Miles. Aber das Gebäude hatte einen seltsamen Beigeschmack von hermetischer Abgeschlossenheit an sich, der Miles erfahrene Sinne daran erinnerte, daß hier ein paranoides Sicherheitsstreben am Werk war. Ach ja, die Botschaft eines Planeten stellte immer auch eine Exklave jenes Planeten dar. Man konnte sich hier wirklich wie zu Hause fühlen.
    Ihr Führer geleitete sie über ein weiteres Liftrohr hinab zu einem Korridor, der offensichtlich zu den Büros führte – Miles entdeckte im Vorübergehen die Sensorscanner in einem geschnitzten Türbogen –, dann ging es durch zwei automatische Türen in ein kleines, ruhiges Büro.
    »Leutnant Lord Miles Vorkosigan, Sir«, verkündete ihr Führer und nahm Haltung an. »Und – seine Leibwächterin.«
    Miles' Hände zuckten. Nur ein Barrayaraner konnte mit einer Pause von einer halben Sekunde zwischen zwei Wörtern eine so delikate Nuance von Beleidigung zum Ausdruck bringen. Er war wieder zu Hause.
    »Danke, Sergeant, Sie dürfen gehen«, sagte der Hauptmann
    hinter dem Komkonsolenpult. Wieder die grüne kaiserliche Uniform – die Botschaft mußte eine formelle Atmosphäre bewahren.
    Miles blickte neugierig auf den Mann, der – ob er wollte oder nicht – sein neuer kommandierender Offizier sein würde. Der Hauptmann erwiderte den Blick mit gleicher Intensität.
    Ein eindrucksvoller, wenn auch keineswegs hübscher Mann.
    Dunkles Haar. Zusammengekniffene, muskatnußbraune Augen.
    Ein strenger, schweigsamer Mund, eine Nase wie eine Klinge aus Fleisch in einem römischen Profil, zu dem sein offiziersmäßiger 21
    Haarschnitt paßte. Seine Hände waren schlicht und sauber, in regloser Spannung begegneten sie sich an den
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