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Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder
Autoren: Lois McMaster Bujold
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seines Stuhls an der Komkonsole. Ihre Atem strich über sein dunkles Haar, über seine düsteren Gedanken. »Darf ich daran erinnern, Miles, daß er nicht der einzige höhere Offizier ist, der etwas Urlaub gebrauchen könnte?
    Selbst du mußt gelegentlich Stress abbauen. Und du warst auch verwundet.«
    »Verwundet?« Miles' Gesichtsmuskeln spannten sich. »Ach,
    die Knochen. Gebrochene Knochen zählen nicht. Ich habe schon mein Leben lang diese verdammt spröden Knochen. Ich muß bloß lernen, wie ich der Versuchung widerstehe, Feldoffizier zu spielen.
    Mein Arsch gehört auf einen hübschen gepolsterten Sessel im Taktikraum, nicht an die Front. Wenn ich schon vorher gewußt hätte, daß Dagoola so – körpernah werden würde, dann hätte ich jemand anderen als vorgeblichen Kriegsgefangenen reingeschickt. Aber ich hatte meinen Urlaub ja schon auf der Krankenstation.«
    »Und dann bist du einen Monat lang herumgelaufen wie eine
    Kryoleiche, die in der Mikrowelle aufgetaut wurde. Wenn du
    irgendwo hereinkamst, dann wirkte das wie der Besuch eines
    Untoten.«
    »Diese Nummer auf Dagoola habe ich mit purer Hysterie abgezogen. Man kann nicht so lange obenauf sein, ohne daß man danach mit einem kleinen Tief dafür zahlt. Zumindest ich kann es nicht.«
    »Meiner Meinung nach steckte da mehr dahinter.«
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    Er drehte den Stuhl herum und schaute sie mit einem Knurren an. »Laß das! Ja, wir haben einige gute Leute verloren. Ich verliere nicht gerne gute Leute. Ich habe echte Tränen geweint – im geheimen, wenn das dir nichts ausmacht.«
    Sie zuckte zurück und machte ein langes Gesicht. Er dämpfte seine Stimme und schämte sich seines Ausbruchs. »Tut mir leid, Elli. Ich weiß, ich bin gereizt gewesen. Der Tod dieser armen Kriegsgefangenen, die aus dem Shuttle fiel, hat mich erschüttert, und das mehr als … mehr als ich hätte zulassen dürfen. Ich scheine nicht …«
    »Ich habe meine Kompetenzen überschritten, Sir.«
    Das ›Sir‹ wirkte, als stäche sie mit einer Nadel in eine Voodoo-Puppe von Miles in ihrer Hand. Miles zuckte zusammen.
    »Keineswegs.«
    Warum, warum, warum hatte er unter all den idiotischen Dingen, die er als Admiral Naismith getan hatte, überhaupt die Regel aufgestellt, keine körperliche Intimität mit jemandem aus seiner eigenen Organisation zu suchen? Seinerzeit war ihm dies als gute Idee erschienen. Tung hatte es gebilligt. Tung war ein Großvater, um Himmels willen. Seine Gonaden waren wahrscheinlich schon vor Jahren vertrocknet. Miles erinnerte sich daran, wie er die ersten Avancen abgewehrt hatte, die Elli ihm gemacht hatte. »Ein guter Offizier bandelt nicht mit Leuten aus der gleichen Einheit an«, hatte er sanft erklärt. Warum hatte sie ihm da nicht eins in die Fresse gehauen? Sie hatte die unbeabsichtigte Beleidigung ohne Kommentar geschluckt und es nie wieder bei ihm versucht. War ihr je klar geworden, daß er diesen Satz auf sich hatte anwenden wollen, nicht auf sie?
    Wenn er mit der Flotte länger unterwegs war, dann versuchte er immer, sie auf Sondereinsätze loszuschicken, von denen sie ständig mit ausgezeichneten Ergebnissen zurückkam. Sie hatte das Vorausteam auf der Erde geleitet und Kaymer und die meisten ihrer anderen Lieferanten dazu gebracht, Spalier zu stehen, als die Dendarii-Flotte in den Orbit eintrat. Eine gute Offizierin, wahrscheinlich sein bester Offizier nach Tung. Was würde er nicht 16
    dafür geben, wenn er in diesen geschmeidigen Leib eintauchen und sich darinnen verlieren dürfte? Zu spät, er hatte seine Gelegenheit verpaßt.
    Sie kräuselte spöttisch die samtweichen Lippen.
    Dann zuckte sie – vielleicht schwesterlich – die Achseln. »Ich werde dich damit nicht mehr piesacken. Aber denke wenigstens darüber nach. Ich glaube, ich habe noch nie einen Menschen gesehen, der es dringender nötig hätte, gevögelt zu werden als du jetzt.«
    O Gott, was für ein unverblümter Satz – was bedeuteten diese Worte wirklich? Seine Brust zog sich zusammen. War das ein
    kameradschaftlicher Kommentar oder eine Einladung? Wenn es
    nur ein Kommentar war und er es fälschlicherweise als Einladung nahm, würde sie dann glauben, er setze sie unter Druck, um von ihr sexuelle Gefälligkeiten zu ergattern? Wenn es umgekehrt war, wäre sie dann wieder beleidigt und würde ihn jahrelang nicht mehr darauf ansprechen? Er grinste panisch. »Bezahlt«, stieß er hervor.
    »Was ich im Augenblick brauche, ist, bezahlt zu werden, nicht gevögelt. Danach – danach, hm …
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