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Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht

Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht

Titel: Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht
Autoren: Karl-Theodor zu Giovanni; Guttenberg di Lorenzo
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politische Bühne befürchtet, der fürchtet sich nach diesem Buch vermutlich völlig zu recht.
     
    Giovanni di Lorenzo, im November 2011

|11| Kapitel 1
Aufstieg und Fall
    »Die größte Dummheit meines Lebens« – Die Dissertation
    Herr zu Guttenberg, seit Ihrem Rücktritt haben Sie alle Interviewanfragen abgelehnt. Nun haben Sie plötzlich eingewilligt und einen engen Zeitrahmen abgesteckt: Sie wollen, dass dieses Gespräch noch vor Jahresende erscheint. Warum diese Eile?
    Es sind viele Menschen auf mich zugekommen, die mir gegenüber sehr positiv eingestellt sind, die aber noch viele Fragen an mich haben, vor allem mit Blick auf die Affäre um meine Dissertation. Mir war es wichtig, diese Fragen zu einem Zeitpunkt zu beantworten, an dem meine Erinnerung noch klar genug ist, bevor man also beginnt, die Dinge selbst zu verwischen.
    Ist das für Sie jetzt eine Sache von Wochen?
    Nein, keine Sache von Wochen. Aber es haben sich in den letzten Monaten Dinge aufgestaut, auch in der selbstkritischen Reflexion dessen, was geschehen ist. Ich wollte mich allerdings nicht früher äußern, weil ich zugegebenermaßen etwas Distanz brauchte.
    Welche Fragen sind es denn, die Ihnen die Wohlmeinenden stellen?
    Es ist vor allem die Frage, wie es bei jemandem, dessen politische Arbeit man sehr geschätzt hat, zu einer so unglaublichen Dummheit wie dieser Doktorarbeit kommen konnte. Die Menschen, auch Freunde und Bekannte, wollen wissen, was die Gründe dafür waren, dass jemand |12| einen solchen unbegreiflichen Fehler gemacht hat. Und ich hatte noch nicht die Möglichkeit, diese Fragen in aller Offenheit zu beantworten.
    Was können Sie denn jetzt in aller Offenheit sagen?
    Es steht völlig außer Frage, dass ich einen auch für mich selbst ungeheuerlichen Fehler begangen habe, den ich auch von Herzen bedauere. Das ist in dieser sehr hektischen Zeit damals auch ein Stück weit untergegangen. Ebenso, wie man sich damals bereits entschuldigt hat.
    Sie reden von sich selbst in der dritten Person, Sie sprechen davon, dass »man sich damals bereits entschuldigt hat.« Ist es für Sie schwierig zu sagen: »Ich bitte um Entschuldigung«?
    Nein, im Gegenteil. Das wurde mir schon mal vorgeworfen, dass ich die dritte Person gebrauche. Faktisch ist das ein ich. Das »man« soll auch keine Distanzierung bedeuten. Es ist ein anerzogener Sprachgebrauch, der sich bei mir wahrscheinlich über die Jahre hinweg eingeschliffen hat, der eine gewisse Form von Zurückhaltung zum Ausdruck bringen soll und den man zu Recht kritisieren kann. Tatsächlich bedauere
ich
, tatsächlich habe
ich mich
damals entschuldigt, da habe ich auch nicht von »man« gesprochen. Tatsächlich bin
ich
verantwortlich für das, was ich im Leben richtig und gelegentlich falsch gemacht habe.
    Sie haben die Frage, die Ihnen so oft gestellt wird, noch nicht glaubhaft beantworten können: Wie konnte es zu dem kommen, was Sie einen »ungeheuerlichen Fehler« nennen?
    Der Fehler war bereits relativ früh angelegt. Ich habe im Jahr 1999 mit einer Doktorarbeit begonnen, und schon damals war eine Doppelbelastung absehbar: Ich bin bereits |13| während des Studiums von der Familie erheblich mit in die Pflicht genommen worden, in unserem Unternehmen. Ich habe mit meinem Doktorvater Peter Häberle über diese Doppelbelastung gesprochen, und wir waren beide der Meinung, die Dissertation sei trotzdem zu schaffen. Im Jahr 2001 habe ich mich dann entschieden, in die Politik zu gehen, und bin diese Herausforderung mit voller Kraft angegangen. Darunter hat natürlich die Beschäftigung mit der Doktorarbeit sehr gelitten.
    Was heißt das?
    Das heißt, dass es nach einer Anfangsphase, in der ich mich intensiver mit der Dissertation beschäftigt habe, plötzlich Zeiträume von mehreren Monaten bis zu einem Jahr gab, in denen ich mich teilweise überhaupt nicht mehr mit dieser Arbeit befasst habe und im Grunde immer wieder von vorne anfangen musste. In dieser Zeit ist bereits ein grundlegender Fehler angelegt, nämlich meine Arbeitsweise.
    Wie haben Sie gearbeitet?
    Ich war ein hektischer und unkoordinierter Sammler. Immer dann, wenn ich das Gefühl hatte, dass etwas zu meinem Thema passt, habe ich es ausgeschnitten oder kopiert oder auf Datenträgern sofort gespeichert oder direkt übersetzt.
    Wie sind Sie denn dabei vorgegangen? Haben Sie Copy und Paste gedrückt und die Bausteine abgespeichert? Oder haben Sie die Zitate eigenhändig eingetippt?
    Ganz unterschiedlich, in allen Formen. Ich habe
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