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Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht

Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht

Titel: Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht
Autoren: Karl-Theodor zu Giovanni; Guttenberg di Lorenzo
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Dissertation eines Abgeordneten, die in einem renommierten Verlag erschienen ist, irgendwann zum Beispiel einer Frau Zehnpfennig in die Hände fällt – allein schon, weil sie ja mit dem Thema befasst ist! Und sie wäre doch die Erste gewesen, die über die Einleitung stolpert. Dann würde sie hinten im Literaturverzeichnis nachschauen und sich selbst dort finden.
    1999, als Sie mit Ihrer Doktorarbeit begannen, waren das Internet und seine Suchmaschinen noch nicht so verbreitet wie heute. Da war einem vielleicht noch nicht klar, dass in nur wenigen Jahren jeder Nutzer mit relativ einfachen Mitteln zum Plagiatsjäger werden kann.
    Na ja, in den Jahren 2005 und 2006, als die Arbeit abgeschlossen wurde, war das sehr wohl bekannt.
    |23| Wie sind die Sätze von Frau Zehnpfennig denn an den Anfang Ihrer Doktorarbeit gelangt?
    Das glaube ich sogar noch rekonstruieren zu können! Ich war damals von dem Gedanken »e pluribus unum«, »Aus vielen eines«, elektrisiert, weil er in der amerikanischen Verfassungswirklichkeit eine gewaltige Rolle spielt und wunderbar für die europäische Verfassungsidee passt. Und ich hatte damals, ganz zu Beginn meiner Beschäftigung mit der Arbeit im Jahr 1999 oder 2000, mehrere Textfragmente bearbeitet, die mit »e pluribus unum« begannen. Außerdem hatte ich selbst ein Textfragment mit diesem lateinischen Zitat entworfen, mit den jeweiligen Fußnoten, mit allem, was dazugehört. Als ich dann fünf, sechs Jahre später diese Einleitung gestalten wollte, war der Artikel von Frau Zehnpfennig ein Teil dieser unterschiedlichen Texte, und die korrekte Zuordnung war mir offensichtlich nicht mehr möglich. Ich habe diese Sätze schlicht für meine eigenen gehalten.
    Sie haben sie für Ihre eigenen gehalten?
    Ja. Ich hatte zumindest immer das Gefühl, dass es sauber bearbeitete Texte sind. Das ist ja erst mal nichts Ungewöhnliches. In jeder juristischen Arbeit gibt es Fremdtexte, die bearbeitet sind und mit Fußnoten versehen werden. Nicht immer mit Anführungszeichen, sondern zum Beispiel mit einem »vgl.« versehen. Ich habe mir mittlerweile einige Textstellen, die ich übernommen habe, noch einmal angeschaut. Und dabei festgestellt, dass einige der Autoren, deren Passage ich übernommen habe, selbst nicht ganz korrekt gearbeitet haben. Ist das nicht bizzar?
    Sie meinen, das ist akademische Praxis?
    Nicht zwingend Praxis, aber es kommt öfter vor als |24| manche behaupten. Aber ich will nicht vom Ausmaß meines »Gestöpsels« – so sagten Sie, glaube ich – ablenken.
    Würden Sie sagen, dass das, was Sie am Ende abgeliefert haben, eine Textcollage ist?
    Ich verstehe, wenn man das objektiv so sieht.
    Wenn Sie so ein Textfragment auf eine Ihrer Disketten gespeichert haben – haben Sie dann nie die Quellenangaben dazugeschrieben?
    Vielfach ja, und teilweise habe ich die Angaben auch schon in den Fußnotenapparat geschrieben und zum Beispiel mit einem »vgl.« versehen, obwohl es sich eigentlich um ein wörtliches Zitat handelte und Anführungszeichen notwendig gewesen wären. Ich habe die ganze Zeit über zu schlampig gearbeitet – das Nacharbeiten der Fundstellen sollte später erfolgen. Ich tröstete mich damit, dass die Quellen ja weiterhin zur Verfügung standen.
    Wenn Sie nicht die Absicht hatten, Ihre Quellen zu verschleiern, warum haben Sie in den Zitaten dann immer wieder einzelne Wörter verändert?
    Das ist schlicht der Schlussredaktion geschuldet. Wenn man am Ende sagt, man möchte eine Arbeit als großes Ganzes abliefern, und man hat über die Jahre unterschiedlichste Fragmente zusammengestellt, dann geht man da zum Schluss eben noch mal sprachlich drüber, wie über einen Aufsatz.
    Ging es Ihnen nicht eher darum, die Quelle leicht zu verfremden?
    Unsinn! Wenn ich etwas verschleiern wollte, würde ich es so verfremden, dass es niemand merkt. Das dürfen Sie mir durchaus zutrauen.
    |25| Hatten Sie nie den Gedanken, das ist eine so schöne Formulierung, die übernehme ich jetzt einfach mal, wird schon nicht auffallen? Ist Ihnen das völlig fremd?
    Nein, natürlich ist mir dieser Gedanke nicht fremd. Aber ein schöner Gedanke sollte in einer wissenschaftlichen Arbeit sauber zitiert werden. Die Lust, von diesem und jenem Dinge zu übernehmen, die hatte ich nicht. Ich wollte einfach nur mit der Arbeit fertig werden und mich nicht mehr erneut mit all den Details befassen, weil ich geglaubt habe, das genügt und das reicht. Aber es reichte eben nicht.
    Wissen Sie, dass fast die gesamte
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