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Vorbei: Drei Erzählungen (German Edition)

Vorbei: Drei Erzählungen (German Edition)

Titel: Vorbei: Drei Erzählungen (German Edition)
Autoren: Hans Joachim Schädlich
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und Rosetti trafen sich, köstlich bewirtet von Madame Palsa.
    «Du weißt», sagte Palsa zu Rosetti, «daß Carl und ich voriges Jahr im März und dieses Jahr im April Hornkonzerte von dir im Concert Spirituel gespielt haben.»
     
    Das wußte Rosetti. Das Pariser Concert Spirituel, die größten Konzertaufführungen Frankreichs in der «Salle des Cent Suisses» in der ersten Etage des Palais des Tuileries.
    Ignaz Beecke hatte Rosetti ein Empfehlungsschreiben an den Direktor des Concert, den Sänger Joseph le Gros, mitgegeben.
    Aber dieses Schreibens bedurfte es nicht. Zwei Jahre zuvor waren drei seiner Sinfonien zum ersten Mal im Druck erschienen bei Le Menu et Boyer in Paris.
    Le Gros bat Rosetti, für das Concert Spirituel eine Sinfonie zu schreiben.
    Rosettis Musik gehörte schon zum Repertoire.
     
    Mitte Januar 1782 schrieb Rosetti an den Fürsten zu Oettingen-Wallerstein, er sehe in Paris alle seine Wünsche vollkommen erfüllt. «Mir fehlt es nicht an hinlänglichen Bekanntschaften in den ersten Häusern, meine musique wird mehr geschätzt als von 10 andern weit würdigern Meistern; ich selbst bin überall vom Prinzen bis zum Musiker geliebt; mein Talent hat alle Gelegenheit, sich durch die Verschiedenheit der hiesigen musique besser zu bilden; ich sehe die große große Welt, und ohngeachtet der Verlegenheit, in die mich meine kränklichen Umstände versetzen, sehe ich doch zum Voraus meine Rechnung so gemacht: daß ich mit Ehren hier abziehen und mit Ehren in Wallerstein erscheinen kann.»
    Am 5. März schrieb Rosetti dem Fürsten, er trachte danach, Anfang Mai nach Wallerstein zurückzukehren. 6 Sinfonien habe er unter untertänigster Dedikation an Hochfürstliche Durchlaucht in Paris stechen lassen; ein Exemplar werde er durch den Gärtner Grieß Höchstdenenselben zuschicken, so, wie er von seinen Pariser Arbeiten das meiste, wenigstens das Beste nach Haus bringen werde. «Sinfonien hört man hier keine als von Haydn und –/: wenn ich’s sagen darf:/von Rosetti! – Hin und wieder noch von Ditters.»
    Schließlich, Mitte April: «Die musique fängt an, bei annahenden Tagen sich ganz zu verlieren, und da ich meinen Zweck in ziemlichem Grade erreicht habe: so ist jetzt meine Beschäftigung, mein ausstehendes Geld einzusammeln und bei meinen Bekanntschaften Abschied zu nehmen. Ich gedenke, den 24. oder 25. dieses Monats hier abzugehen und Anfang Mai die Gnade zu haben, Euer herzoglichen Durchlaucht für die mir gnädig erlaubte Reise den untertänigen Dank mündlich abstatten zu können.»
    Im Mai kam Rosetti in Wallerstein an.
     
    Trotz der Pariser Einnahmen reichte das Geld für die vierköpfige Familie Rosetti nicht aus. So groß Rosettis Wertschätzung in Paris, Wien, Amsterdam auch war, sein Wallersteiner Gehalt hatte man nicht erhöht.
    Da half es kaum, daß Rosetti im Frühjahr 1783 noch einmal an den markgräflichen Hof in Ansbach gehen durfte und im Winter nach Mainz, Frankfurt, Darmstadt, Speyer – gemeinsam mit dem Freund Christoph Hoppius, Fagottist in der Wallersteiner Hofkapelle.
     
    Der Fürst bestimmte Rosetti im April 1785 zum Wallersteiner Hofkapellmeister, aber für diese Arbeit bekam er nur wenig; Chorregent, der er zusätzlich hatte werden wollen, wurde er nicht.
    Rosetti mußte sich in Wallerstein Geld borgen.
    Rosettis Frau sagte: «Hab keine Angst. Ich besitze noch Geld aus meiner Aussteuer. Das geben wir jetzt aus.»
     
    Am 1. Februar 1789 schrieb Rosetti an den Fürsten: «So flehe ich nochmals um schleunige Hilfe. Jeder Tag Aufschub bringt mich der Schande, einigen hiesigen Bürgern preisgegeben zu sein, und meinem unausbleiblichen Verderben näher. Mit letztverflossenem Jahr ist meine letzte Quelle versiegt, das war der Rest des Vermögens meines Weibs – er ist zugesetzt. Kränklich, zwischen vier Mauern fühlt dieser sein Elend, sonderlich aber Nahrungssorgen weit peinlicher als jener in freier Luft. – Und nun ein Blick in die Zukunft! Ein Vater, der seinen Kindern gern Vater wäre, – und nicht sein kann! Ich mal’s nicht aus, das Gemälde von meiner künftigen Aussicht …»

II.
     
    Eines Abends Mitte Februar 1789 sagte Rosetti zu seiner Frau: «Carl August Westenholtz ist gestorben.»
    «Wer ist das.»
    «Er war der Kapellmeister in Ludwigslust.»
    «In Ludwigsburg, meinst du.»
    «Nein, in Ludwigslust.»
    «Wo ist das.»
    «In Mecklenburg.»
    «Ach, du meine Güte.»
    «Ich möchte nach Ludwigslust.»
    «Du wirst es schon für uns richten. Schlechter als
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