Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorbei: Drei Erzählungen (German Edition)

Vorbei: Drei Erzählungen (German Edition)

Titel: Vorbei: Drei Erzählungen (German Edition)
Autoren: Hans Joachim Schädlich
Vom Netzwerk:
wohl hätten, und er sagte es mir.›
    Die Frage des Gerichts, ob er bei seiner Ankunft in Triest irgendwelches Gepäck gehabt und woraus es bestanden habe, beantwortete Arcangeli so: ‹Ich hatte kein anderes Gepäck als zwei dünne Hemden mit Manschetten; zwei Hosen, eine aus geblümtem Perpetual, eine aus tabakfarbenem Tuch; drei Paar Strümpfe, zwei aus weißem Bombassin und eines aus schwarzer Wolle; eine weiße Weste aus feiner Leinwand, die vorderen Viertel aus Marseiller Stickerei; zwei Paar Schuhe; vier oder fünf weiße Kragen mit kleinen Streifen; drei Taschentücher, das eine weiß- und türkisgestreift, das andere aus türkisfarbenem geblümtem Bombassin, das dritte aus weißer Leinwand mit roten Streifen. Alles das trug ich in einem gestreiften Tuch. Dann die Weste, den Schoßrock und den Hut.›
    Ob und wieviel Geld er bei seiner Ankunft in Triest bei sich gehabt habe.
    ‹Ich hatte fünf Zechinen und 2 oder 3 Siebzehner.›
    In seiner Vernehmung am 5. Juli sagte Arcangeli, nicht er habe Freundschaft mit Winckelmann zu schließen gesucht, sondern Winckelmann mit ihm.
    Gefragt, wie es habe geschehen können, daß Winckelmann still stehenblieb, ohne sich zu wehren oder zu entweichen, antwortete Arcangeli: ‹Als ich das Messer aus der Tasche zog, packte er das Messer mit seiner einen Hand an der Klinge, mit der anderen Hand hielt er meinen Arm fest. Wir rangen miteinander und fielen mit den Knien auf den Fußboden. Er ließ meinen Arm los und fiel auf den Rücken. Ich zog das Messer aus seiner Hand und versetzte ihm die Stiche.›»
    Am 6. Juli hatte der Kellner Andreas Harthaber zum zweiten Mal vor Gericht zu erscheinen.
    «Er möge mit größerer Klarheit beschreiben, wie er in Zimmer Nr.   10 den dort wohnenden Fremden auf dem Fußboden ausgestreckt vorgefunden und wie der in Zimmer Nr.   9 wohnende Fremde, die Hände über der Brust des anderen, kniete.
    Der Kellner Andreas sagte: ‹Ich stieg die Treppe hinauf und öffnete die Tür des Zimmers Nr.   10. Ich sah den in diesem Zimmer wohnenden Fremden völlig ausgestreckt auf dem Boden liegen, in Hemdsärmeln, Hosen, Strümpfen und Schuhen. Der andere kniete mit einem Bein auf ihm und drückte die Hände auf dessen Körper, aber ich weiß nicht genau, ob auf die Brust oder den Bauch, und hatte sein Gesicht der Tür zugewandt. Er sprang augenblicklich auf, lief gegen mich, gab mir einen heftigen Stoß, machte sich so den Weg frei und floh.›»
    Für den 11. Juli war die letzte Vernehmung Francesco Arcangelis vorgesehen. Aber der Häftling hatte Fieber bekommen; die Vernehmung fand am 12. Juli statt.
    «Arcangeli sagte u.   a.: ‹Es ist wahr, daß ich das Übel getan habe. Aber Winckelmann hat mehr Schuld als alles, weil er mir seine Münzen gezeigt und Freundschaft mit mir geschlossen hat. Der Teufel hat mich verblendet, dieses Verbrechen zu begehen, das ich offenbart habe und das mir im höchsten Maße leid ist.›
    Das Gericht erklärte Arcangeli, er habe ein Verbrechen und schweren Exzeß gegen die göttlichen und die menschlichen Gesetze begangen, weshalb er bestraft werden müsse. Was er zu seiner Entlastung vorzubringen habe.
    Arcangeli sagte: ‹Ich erkenne mein Verbrechen. Zu meiner Entlastung kann ich nur dies sagen: Wenn Gioanni Winckelmann keine Freundschaft mit mir geschlossen und mir nicht von sich aus seine Medaillen aus Gold und Silber gezeigt hätte, dann hätte ich nie daran gedacht, ihn zu ermorden.›
    An selbigem Tag erschien der Rechtsbeistand des Häftlings, Saverio Lovisoni, und bat das Gericht um eine Kopie der Akten.
    Schon am 13. Juli reichte Lovisoni seine Verteidigungsschrift ein. Er nannte als einen Grund für Strafmilderung das freiwillige Geständnis Arcangelis. Arcangeli ließ er sagen, er finde keine Gründe, sich zu verteidigen, sondern er erflehe nur Gnade, Barmherzigkeit und Erleichterung der Strafe.»
    Am 18. Juli notierte der Kriminalaktuar des Kaiserlich-Königlichen Stadt- und Provinz-Kriminalgerichts zu Triest, Johann Veit Piechl von Ehrenlieb, das Gericht habe beschlossen, daß er, Johann Veit Piechl von Ehrenlieb, dem des Mordes schuldigen Arcangeli das Urteil mündlich eröffnen solle, und zwar wie folgt:
    «Wegen des von Euch an der Person des Gioanni Winckelmann am Morgen des letztvergangenen 8. Juni begangenen Verbrechens und Mordes hat das Hohe Kaiserlich-Königliche Stadt- und Provinzialgericht in Zivil- und Kriminalsachen Euch verurteilt, wie Ihr verurteilt bleibt, lebend von oben nach
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher