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Vor Vampiren wird gewarnt

Vor Vampiren wird gewarnt

Titel: Vor Vampiren wird gewarnt
Autoren: Charlaine Harris
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dieses Lächeln wieder zu sehen«, sagte Sam. Er arrangierte einige Flaschen im Regal neu, nur um beschäftigt zu wirken. »Ich hab's vermisst.«
    »Tut auch gut, wieder Lust zum Lächeln zu haben«, erwiderte ich. »Übrigens, der Haarschnitt gefällt mir.«
    Verlegen strich Sam sich mit der Hand über den Kopf. Sein Haar war so kurz, dass es wie eine rotgoldene Kappe anlag. »Es wird bald Sommer. Ich dachte, das ist vielleicht mal ganz angenehm.«
    »Ist es wohl.«
    »Hast du schon mit Sonnenbaden angefangen?« Für meine Sommerbräune war ich berühmt.
    »Oh, ja.« Dieses Frühjahr hatte ich sogar besonders früh begonnen. An dem Tag, als ich mir zum ersten Mal den Bikini angezogen hatte, war allerdings die Hölle los gewesen. Außerdem hatte ich einen Elf getötet. Aber das war Vergangenheit. Gestern hatte ich mich wieder in die Sonne gelegt, und es war gar nichts passiert. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich das Radio nicht mit hinausgenommen hatte, weil ich es unbedingt mitkriegen wollte, falls sich wieder irgendetwas an mich heranschleichen würde. Doch es war nichts zu sehen gewesen. Ich hatte sogar eine bemerkenswert friedliche Stunde lang in der Sonne gelegen und einen Schmetterling beobachtet, der hin und wieder vorbeiflog. Einer der Rosensträucher meiner Ururgroßmutter blühte, und der Duft hatte etwas tief in mir drin geheilt. »Ich fühle mich einfach pudelwohl in der Sonne«, sagte ich zu Sam. Da fiel mir plötzlich ein, dass die Elfen mir erzählt hatten, ich würde von den Himmelselfen abstammen, und nicht von den Wasserelfen. Ich hatte zwar keine Ahnung von so etwas, fragte mich aber, ob meine Leidenschaft für die Sonne wohl eine ererbte Vorliebe war.
    »Bestellung fertig!«, rief Antoine, und ich lief zur Küchendurchreiche, um die Teller zu holen.
    Antoine hatte sich inzwischen gut eingewöhnt im Merlotte's, und wir hofften alle, er würde den Job als Koch behalten. Heute Abend fuhrwerkte er in der kleinen Küche herum, als hätte er acht Arme. Die Speisekarte des Merlotte's bot zwar nicht mehr als das Übliche - Hamburger, Hühnchenstreifen, einen Salat mit Hühnchenstreifen, Pommes frites mit Chilisoße, frittierte Essiggurken im Teigmantel -, doch Antoine hatte alles mit erstaunlicher Geschwindigkeit gemeistert. Er war schon Mitte fünfzig und hatte New Orleans verlassen, nachdem er den Hurrikan Katrina im Louisiana Superdome überlebt hatte. Ich konnte Antoine nur bewundern für seine positive Einstellung und seine Entschlossenheit, noch mal ganz von vorn zu beginnen, nachdem er alles verloren hatte. Und er war auch gut zu D'Eriq, der ihm bei der Vorbereitung des Essens half und die Tische abräumte. D'Eriq war lieb, aber langsam.
    Holly arbeitete an diesem Abend auch, und während sie mit Drinks und Tellern herumlief, blieb sie zwischendrin immer mal wieder bei ihrem Verlobten Hoyt Fortenberry stehen, der auf einem der Barhocker saß. Hoyts Mutter passte nämlich an den Abenden, die Hoyt mit Holly verbringen wollte, nur allzu gern auf Hollys kleinen Jungen auf. Es war fast unmöglich, bei Hollys Anblick noch die mürrische Wicca im Gothic-Stil in ihr zu erkennen, die sie in der vorherigen Phase ihres Lebens gewesen war. Ihr Haar hatte wieder seine natürliche dunkelbraune Farbe und war jetzt fast schulterlang, ihr Make-up war dezent, und sie lächelte die ganze Zeit. Hoyt, der wieder der beste Freund meines Bruders war, seit sie ihre Streitigkeiten beigelegt hatten, wirkte viel stärker, jetzt, da er von Holly Rückendeckung hatte.
    Ich blickte zu Sam hinüber, der gerade einen Anruf auf dem Handy entgegennahm. Sam telefonierte in letzter Zeit ganz schön oft mit dem Ding, und ich vermutete, dass er eine Neue hatte. Ich hätte es herausfinden können, wenn ich lange genug in seinen Kopf hineingesehen hätte (obwohl Gestaltwandler schwerer zu entziffern sind als normale Menschen), doch ich bemühte mich stets, Sams Gedanken nicht zu lesen. Es ist einfach unhöflich, in den Gedanken der Leute herumzustöbern, die man mag. Sam lächelte, während er redete, und es tat gut, ihn - wenigstens zeitweise - mal so sorglos zu sehen.
    »Siehst du den Vampir Bill oft?«, fragte Sam, als ich ihm eine Stunde später half, die Bar zu schließen.
    »Nein. Ich habe ihn schon länger nicht gesehen«, sagte ich. »Ich frage mich schon, ob Bill mir aus dem Weg geht. Ich bin zweimal bei ihm zu Hause vorbeigegangen und habe ihm ein Sixpack TrueBlood dagelassen und eine Karte mit einem Dank für all das, was er
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