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Vor Nackedeis wird gewarnt

Vor Nackedeis wird gewarnt

Titel: Vor Nackedeis wird gewarnt
Autoren: Frank Charles
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Interesse an diesem Vorgang und kletterte zur Plattform zurück. Als er sich nach einem kurzen Augenblick noch einmal umschaute, sah er, wie der Mann sich erschöpft auf einen Wellenbrecher stützte und sich die Stirn mit einem Taschentuch trocknete.
    »Sieh mal an«, meinte Andy zu sich selbst und setzte seine Entdeckungsreise fort.

    Der Möbelwagen fuhr über die bucklige Brücke und bog in die schmale Zufahrtsstraße ein, die zur Rückseite von Haus Seeblick führte. Er schwankte zweihundert Meter die ungepflasterten Straßen entlang und sprang von Schlagloch zu Schlagloch. Dann kam er mit einem kaum überhörbaren Seufzer der Erleichterung direkt am hinteren Zaun des Hauses zum Stehen.
    Eine Tür öffnete sich, und heraus sprang Bernie, der kopfüber auf dem Boden landete. Das war natürlich nicht gerade seine Absicht gewesen. Aber so etwas passiert eben jedem Mann, der beschwingt und voller Lebensfreude auf ein Trittbrett springt und sich eine Tausendstelsekunde zu spät daran erinnert, daß kein Trittbrett existiert.

    Er stand mit der Würde jener Männer auf, die daran gewöhnt sind, aus Lastwagen grundsätzlich kopfüber auszusteigen, und humpelte zum Gartentor.
    Als Bernie in das Haus trat, stand Adele noch immer am Fenster und nahm den herrlichen Ausblick in vollen Zügen in sich auf.
    Er erklärte: »Ich bin da.«
    »Hallo, Liebling«, sagte sie und breitete ihre Arme aus, um ihn zu begrüßen. Er galoppierte in diese Umarmung.
    »He«, ließ sich eine fremde Stimme vernehmen.
    Adele und Bernie lösten sich ruckartig voneinander wie zwei ertappte Sünder. Sie starrten etwas konfus um sich, konnten aber die Quelle dieser Störung nicht entdecken. Bis ihnen schließlich ein lautes, herrisches Klopfen am Fenster den nötigen Aufschluß gab.
    Dort, eingerahmt, zeigte sich ihnen ein Gesicht, das überwiegend aus Nase bestand. Auf den beiden Seiten der Halbinsel, die sich von dem Festland des Gesichtes deutlich abhob, funkelte je ein feuriges blaues Auge. Unglücklich starrten sowohl Bernie als auch Adele dieses Gespenst an. Beide waren fest davon überzeugt, dem Inhaber dieses Gesichts nie zuvor in ihrem Leben begegnet zu sein. Adele erholte sich als erste von diesem Schreck. Gewohnt, sich in menschlicher Gesellschaft höflich zu bewegen, ganz gleich wie unerwünscht ein Besucher sein mochte, öffnete sie die Tür und lächelte einladend und freundlich.
    »Ha!« meinte das Gesicht. »Tolle Sache. So was hab’ ich noch nie erlebt. Sie sollten sich schämen, so was zuzulassen.«
    Adele ging rückwärts in Richtung auf ihren Mann zu. Offenbar war der Besucher reichlich verrückt. Und Adele besaß genügend weiblichen Instinkt, um fest daran zu glauben, daß alle Irren, Drachen, Gerichtsvollzieher und Versicherungsvertreter eine Angelegenheit seien, die allein ihren Mann anging. Ihre Technik glich in dieser Beziehung der aller Prinzessinnen in der langen Geschichte der Menschheit: ihrem Ritter aufs Pferd zu helfen, ihm sein Schwert zu reichen und dann dem Pferd einen leichten Klaps zu geben - die beiden also in die Schlacht zu schicken. Bernie, der etwas verwundert dreinschaute, trat vor.
    »Wie sagten Sie bitte?« fragte er.
    »Ich sagte, so was sollte verboten werden«, bellte der Eindringling. »Nicht zu fassen. Entsetzlich gefährlich. Ich sah bei einem Spaziergang am Strand mit einem Blick, was los war, und hatte beinahe noch einen Herzanfall. Mein Herz, wissen Sie. So’n bißchen Angina. Darf nicht trinken, rauchen und... verdammt, das Leben ist einfach nicht mehr lebenswert. Aber wirklich, fast hätte ich wieder einen schweren Anfall bekommen, als ich hierher schaute und das sah...«
    Bernie fuhr sich mit einer Hand über seine Stirn. »Herschaute und was sah?« fragte er freundlich.
    Barsch knurrte das Gesicht: »Einen Jungen, einen kleinen Jungen, der direkt am Rand des Daches steht. Nur ein Schritt weiter, und ich wage nicht, an die Folgen zu denken. Das hat mich vielleicht umgehauen, sag’ ich Ihnen...«
    Aber weder Bernie noch Adele hörten dem Mann weiter zu. Beide waren auf die Terrasse hinausgestürzt und starrten zum Dach hinauf.
    Commander Willoughby Potter schaute sich erschöpft um und lehnte sich an eine Schranktür. Alle drei starrten nun zum Dach hinauf, aber von einem kleinen Jungen war nichts zu sehen.
    Kühl fragte Adele: »Wo?«
    Der Commander mußte zugeben: »Jetzt ist er weg. Aber da, da vorne, direkt rechts an der Ecke stand er - er schaute sich um, wissen Sie. Todesängste hab’
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