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Vor Nackedeis wird gewarnt

Vor Nackedeis wird gewarnt

Titel: Vor Nackedeis wird gewarnt
Autoren: Frank Charles
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eine zerfetzte Ruine, ein zerbeultes Etwas, mit schlapper Krempe und völlig unförmig. Es handelte sich zwar um einen Hut, aber offensichtlich hatte Bernie ebenso oft auf diesem wertvollen Stück gesessen, wie er es getragen hatte.
    Bernie überquerte die Straße, ohne auf den Verkehr zu achten, sprang schnell die Stufen zum Bahnhof hinauf und blickte finster auf den überbevölkerten Bahnsteig.
    Bernie war Lehrer. Ein sehr guter Lehrer. Und in diesem Augenblick ein sehr wütender Lehrer.
    Obwohl er in wenig angebrachter Eile seine Klasse bereits gegen vier Uhr auf die Straße geworfen hatte und im Laufschritt das Lehrerzimmer der London County Council Schule, an der er beschäftigt war, verlassen hatte, war ihm inzwischen klargeworden, daß er wieder einmal auf einen Sitzplatz im Zug würde verzichten müssen.
    Der Zug fuhr langsam ein, und Bernie kämpfte mit allen ihm zur Verfügung stehenden Kräften um einen Sitzplatz - leider ohne den geringsten Erfolg. Während er seinen Schirm umklammerte und seine langen Beine in dem Gedränge unterbrachte, wartete er auf das Anfahren des Zuges, wobei er sein Körpergewicht vorsichtig ausbalancierte.
    Der Zug fuhr an.
    Er fuhr mit einem Ruck an.
    Und Bernie setzte sich schwerfällig auf den Schoß eines kleinen, kräftigen Mannes hinter ihm. Während er Entschuldigungen hauchte und völlig verstört war, löste er sich von diesem kleinen, kräftigen Mann und stand dann wieder auf beiden Beinen. Der kleine, kräftige Mann aber tat die unzusammenhängenden Entschuldigungen mit einem süßen, melancholischen Lächeln ab. Bernie arrangierte seine langen Beine wieder und griff nach dem Rand des Gepäcknetzes, als ein Signal wechselte und der Zug plötzlich anhielt.
    Er hielt sehr plötzlich an.
    Und Bernie richtete sich erneut auf, während der kleine, kräftige Mann traurig seinen Schoß abklopfte. Es war eben ein Fehler, in einem überbesetzten Zug ein Pfund Tomaten bei sich zu haben. Aber der kleine, kräftige Mann war von seiner Frau gebeten worden, noch schnell ein paar Tomaten einzukaufen, weil Gäste erwartet wurden.
    Der Zug fuhr wieder an.
    Schnell und mit äußerster Präzision landete Bernie erneut auf dem Schoß des Mannes.
    Der kleine, kräftige Mann lehnte sich nach vorne.
    »Warum«, so fragte er, »heiraten wir beide nicht einfach? Dann können wir uns diesen Spaß jederzeit leisten.«
    *

    Und so kam es, daß Bernie und Adele damit begannen, ernsthaft die Anzeigenseiten in der Daltons Weekly zu studieren, und schon bald eine Anzeige entdeckten, die ein Loblied auf ein Haus sang, das sich Haus Seeblick nannte. Dieses Haus schien genau das zu sein, wonach die beiden gesucht hatten.
    Bernie atemlos: »Herrlicher Blick aufs Meer.«
    Adele flüsterte: »Neun Einbauschränke!«
    »Scheint alles da zu sein, was wir uns wünschen«, stimmte ihr Mann zu, wobei er auch an die vielen, offenen Lehrerstellen in Kent dachte. »He, schau dir das an, das Haus steht in einem Ort, der Dymstable heißt. Und ein stellvertretender Rektor für die dortige Schule wird gerade gesucht. Vorsehung - eine Fügung des Schicksals.« - »Mit allem modernen Komfort«, sagte Adele.
    »Das Einkaufszentrum liegt ganz in der Nähe. Und--- neun Einbauschränke.«
    Innerhalb von einem Monat war Mr. Cecil Carruthers hocherfreut, um insgesamt 2500 Pfund reicher zu sein - mehr, als er zu erwarten gewagt hatte. Und im Dymstable Arms erlaubte Mr. Bowden sich einen dreistöckigen Whisky mit Soda.
    »Gott sei Dank«, meinte er fromm, »die Dummen werden nicht alle.«
    Gelassen schlürfte Miss Shirley ihren Gin Tonic.
    »Gegen Leute wie Sie müßte ein Gesetz erlassen werden«, sagte sie. Harry schaute überrascht auf. »Warum?« fragte er. »Das sind doch Tölpel - ja, wirklich, und sie haben wahrscheinlich mehr für das Haus bezahlt als nötig. Aber bedenken Sie bitte, mein Kind, daß dieses Haus noch stehen wird, wenn sämtliche dieser glänzenden und bombastischen Bungalows bereits bis auf ihre Grundmauern zusammengefallen sind, und dabei haben deren Eigentümer 5000 Pfund zu zahlen, über 25 Jahre, mit einer Hypothek, von der 90 Prozent im voraus zu zahlen sind. Diese Leute werden an dem Haus Seeblick mehr Freude haben, als man für Geld kaufen kann, denn sie sind genau die Typen, die in ein solches Haus hineingehören. Dieses Haus wurde für Menschen ihres Schlages gebaut. Ein Haus mit Seele. Haben Sie schon einmal eines dieser modernen, vorgefertigten Dinger gesehen, das eine Seele hat? Ihren Körper
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